Zimmer gerechnet wurde. Die Luxemburger fanden ihr eigenes Vorgehen zweckmäßi¬
ger, da bei der mißlichen Wohnlage die Küchen auch als Wohnzimmer benutzt
wurden. Sie lehnten sich damit an ähnliche Wohnstatistiken aus Wien, London und
Paris an (HW2, S. 306).
Ein erster Anhaltspunkt ergibt sich aus der durchschnittlichen Zimmerzahl der
Wohnungen: die Eigentumswohnungen verfügten über 5,8 Zimmer pro Wohnung, die
Dienstwohnungen über 6,9 Zimmer, die Mietwohnungen über 3,1 Zimmer (HW2, S.
72). Größere Wohnungen, d.h. solche mit sechs und mehr Zimmern fanden sich auch
viel häufiger bei Eigentumswohnungen und besonders bei Dienstwohnungen als bei
Mietwohnungen (HW2, S. 73). Von 100 Einwohnern der Gemeinde Düdelingen
lebten 36 in Eigentumswohnungen, 61 in Mietwohnungen und nur 3 in Dienstwohnun¬
gen (HW2, S. 73), im Ortsteil "Italien" 17,1 % in Eigentumswohnungen, 82,4 % in
Mietwohnungen und 0,5 % in Dienstwohnungen.
Die Anzahl der Zimmer pro Wohnung ist als Indikator für die Qualität der Wohn¬
verhältnisse jedoch erst geeignet, wenn sie in Relation gesetzt wird zur Zahl der darin
lebenden Menschen. Man sprach von Übervölkerung, d.h. von überfüllten Wohnungen,
wenn mehr als zwei Personen im Durchschnitt in einem Zimmer untergebracht
waren.24 Als Ergebnis für die Mietwohnungen stellte die Kommission fest, daß " die
Zimmerzahl der Mietwohnungen im allgemeinen eine unzureichende ist oder in
anderen Worten, daß die Zahl der durchschnittlich auf ein Zimmer entfallenden Be¬
wohner zu groß ist. Hierdurch wird nun bedingt, daß einerseits in vielen Fällen die
Wohnzimmer gleichzeitig als Küche oder als Arbeitszimmer und andererseits die
Schlafzimmer gleichzeitig als Wohnzimmer oder als Küche oder als Arbeitszimmer
benutzt werden" (HW2, S. 19). Statistisch waren bei den Eigentümerwohnungen nur
3,4 % als überfüllt anzusehen, bei den Mietwohnungen 28,5 %. Im Ortsviertel "Ita¬
lien" war fast die Hälfte aller Mietwohnungen überfüllt (HW2, S. 74f.).
Für die Gesamtbevölkerung der Gemeinde hieß dies: Fast 31 % waren in überfüllten
Wohnungen untergebracht, in den Mietwohnungen sogar 47,4 %, in Eigentümerwoh¬
nungen nur 5,4 %; in den Dienstwohnungen niemand (HW2, S. 75). Im Vergleich
dazu, falls dieser Vergleich berechtigt ist: Paris 14 %, London 26 %, Wien 28 %!
Auch hier sei auf die besonderen Verhältnisse des Ortsteiles "Italien" hingewiesen, wo
9,6 % der Personen in Eigentumswohnungen in überfüllten Wohnungen lebten, aber
68,3 % der Mietbewohner in überfüllten Mietwohnungen (HW2, S. 76).
Bei den Mietwohnungen fällt ferner auf, daß ein hoher Anteil der Zimmer gleichzeitig
mehreren Funktionen diente (z.B. Küche und Wohnzimmer, Wohn- und Schlafzim¬
mer, Küche-, Wohn- und Schlafzimmer). Auch das ist ein Beweis für den katastropha¬
len Wohnungsmangel im untersuchten Ort (HW2, S. 81). Zu vermerken ist schließlich
das gänzliche Fehlen der Badezimmer in den Mietwohnungen, während immerhin 13
Eigentumswohnungen und 12 Dienstwohnungen über ein Bad verfügten (HW2, S. 82).
24 Zu anderen Definitionen von "Übervölkerung" s. etwa Wischermann (Anm. 18), S. 217
(mehr als 5 Bewohner auf ein heizbares Zimmer und mehr als 9 Bewohner auf 2 heizbare
Zimmer; seit der Jahrhundertwende erweitert auf 6 bzw. 10 Bewohner); s. auch Krabbe (Anm.
14), S. 90-95.
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