gen bessere Verhältnisse aufwiesen als die Mietwohnungen und daß im Viertel
"Italien" bedeutend ungünstigere Verhältnisse herrschten als im restlichen Düdelingen,
ein Ergebnis, das die Vorgehensweise der Kommission, dieses Viertel separat zu
behandeln, vollauf rechtfertigt.
Zu den Problemen, die sich beim Fehlen von Kellern und/oder Speichern ergaben,
vermerkte die Kommission: "Wo diese Räume fehlen, müssen in den Wohnzimmern
eine Menge Gegenstände aufbewahrt werden, die den [...] ohnehin sehr beschränkten
Raum, besonders der Mietwohnungen, noch mehr einengen. Wir erinnern nur an die
Unterbringung des Feuerungsmaterials. Ferner ist das Vorhandensein eines Wasch¬
hauses von großem Werte; wo ein solches fehlt, muß die Wäsche in der Küche, die
des öfteren auch als Wohnzimmer benutzt wird, vorgenommen werden" (HW2, S. 21;
s. auch FIW1, S. 26). Und weiter heißt es: "Beim Fehlen des Speichers kommt noch
dazu, wenigstens während der schlechten Jahreszeit und auch das ganze Jahr über,
wenn ein freier Platz nicht zur Verfügung steht, das Trocknen der Wäsche in den
Wohnzimmern" (HW2, S. 21). Und schließlich: "Wenn man nun bedenkt, daß manche
Familien nur über einen Wohnraum verfügen, der zugleich als Küche, Stube und
Schlafzimmer benutzt wird, so gewinnt man die Überzeugung, daß es in solchen
Wohnungen nicht nur an dem nötigen Raum mangelt, sondern daß auch notgedrun¬
gen in solchen Räumen der größte Wirrwarr herrschen muß. Derselbe Raum muß
alsdann zu allem benutzt werden, wovon das Trocknen der Wäsche überm Ofen nicht
immer das ungesundeste ist" (HW1, S. 26f.).
Auch das Vorhandensein von Aborten ist ein wichtiger Indikator für Wohnqualität und
Hygiene. "Von sämtlichen 1102 Mietwohnungen haben deren nur 226 oder 20,5 %
einen eigenen Abort, 0,3 % haben keinen Abort, so daß noch 873 Wohnungen oder
79,2 % verbleiben, die einen Abort mit anderen Wohnungen gemeinsam haben"
(HW2, S. 83). Von den Häusern der Gemeinde hatten 4,2 % keinen Abort (HW1, S.
103). In Ober- und Unteritalien samt Gafelterstraße waren 13,2 % der Häuser ohne
Abort, "ein Zustand, der zu ernsten Bedenken Anlaß gibt, wenn man dort die dicht¬
gedrängte Arbeiterbevölkerung inbetracht zieht und zugleich dem Unrat Rechnung
trägt, der hier in den meisten Häusern vorherrscht" (HW1, S. 55). Hinzuweisen ist
auch auf die Bedeutung der Abflußverhältnisse mit dem Risiko der Vergiftung von
Boden und Brunnenwasser, ein Problem, das bis heute im "Italien"-Viertel nicht gelöst
ist.
Das wichtigste Kriterium für die qualitative Ausstattung war die Größe einer Wohnung,
die anhand der Zimmerzahl pro Wohnung, der Grundfläche und des Rauminhalts zu
analysieren ist. Als Zimmer wurden bei der Wohnungsenquete "alle Räume gezählt,
die zu einer Wohnung gehören und zu Wohnzwecken dienen können, also auch die
Küchen, Mansardenzimmer, usw.; ausgeschlossen sind nur die Geschäfts- das sind
Ladenräume sowie die Arbeitsräume und die zu Geschäftszwecken dienenden Neben¬
räume, wie Zimmer, die zum Aufbewahren von Waren dienen usw." (HW2, S. 306; s.
auch HW1, S. 27, S. 47). Ein Beispiel: Eine aus zwei Zimmern und einer Küche
bestehende Wohnung wurde zu den Wohnungen mit drei Zimmern gezählt. Dieser
Hinweis ist wichtig, da z.B. in verschiedenen deutschen Statistiken die Küche nicht als
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