war, wovon die früheren Pächter teilweise befreit waren, da ein Teil des Holzbezuges
im Pachtzins enthalten war. Bei dem damaligen Stand der Technologie, bei dem zur
Eisenschmelze Holzkohlen in großen Mengen benötigt wurden, bedeutete dies einen
erheblichen Kostenfaktor.22
Das Werk bestand 1806 aus zwei getrennten Produktionsstätten: der Unterschmelz,
an der Landstraße von Saarbrücken nach Ottweiler in der Bliesaue gelegen, und der
Oberschmelz oder Sinnerthaler Hochofen, am Sinnerbach (Abb. 2). Die Unterschmelz
war als das Hauptwerk anzusehen, es war doppelt so groß und bedeutend älter als die
Oberschmelz. Die Landstraße teilte die Unterschmelz räumlich und produktionstech¬
nisch in zwei Teile: südlich der Straße, begrenzt durch den großen Hütten-Teich, der
die Energie für die Blasebälge lieferte, war die Roheisenerzeugung plaziert; nördlich
der Landstraße befand sich die Weiterverarbeitung, wie Frischfeuer und Hämmer,
deren Antriebsenergie der aufgestaute Sinnerbach lieferte. Auf der Oberschmelz gab
es lediglich einen reinen Hochofenbetrieb, der mit dem Nordteil des Werkes ver¬
bunden war. Die Produktionsanlagen des Werkes, die in den Tälern der Blies und des
einmündenden Sinnerbachs gelegen waren, bildeten zusammen mit den dazugehörigen
Arbeiterhäusern und Betriebsgebäuden, sowie einem zur Hütte gehörigen Hofgut den
Ort Niederneunkirchen, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch in keinem baulichen
Zusammenhang zu (Ober)Neunkirchen stand. In den 1830er Jahren begann im
Eisenhüttenwesen in Neunkirchen allmählich der Übergang vom Handwerks- zum
Industriebetrieb.23
Eine Lösung des Brerinstoffproblems, das bei zunehmender Holzverknappung immer
dringlicher wurde, wurde durch die Errichtung eines Puddelwerkes in Neunkirchen
1831 erreicht. Das Puddelverfahren, seit 1783 in England in den Produktionsprozeß
eingeführt und patentiert, benötigte Steinkohle als Brennstoff, im Gegensatz zu dem
bis dahin auch in Neunkirchen24 angewandten Herdfrischverfahren, das mit Holz¬
kohlen als Brennstoff arbeitete. Diese technologische Fortentwicklung bei der Eisen-
und Stahlproduktion bedeutete eine Erhöhung der Produktivität je Arbeitskraft, eine
Reduzierung der Gestehungskosten, da der Brennstoff (Kohle) billiger als die Holz¬
kohle war, sowie nicht zuletzt eine Qualitätsverbesserung des produzierten Eisens und
Stahls.
Die technologische Entwicklung bei der Roheisenerzeugung ging so schnell voran, daß
bereits 1842 Neunkirchen das erste Werk in der Saarregion war, das die Hochöfen
ausschließlich mit Koks feuerte.25 Die Einführung des Puddelverfahrens und die
Roheisenerzeugung auf Koksbasis sind die ersten Merkmale industrieller Eisen- und
Stahlerzeugung im Eisenwerk Neunkirchen.26 Daneben wurde 1831 mit dem Puddel-
22 Fünfviertel Jahrhunderte (Anm. 5), S. 16.
23 Frühauf, Entwicklungstendenzen (Anm. 4), S. 13ff.
24 Anton Haßlacher, Das Industriegebiet an der Saar und seine hauptsächlichsten Industrie¬
zweige (= Mitteilungen des Historischen Vereins für die Saargegend, Heft 12), Saarbrücken
1912, S. 109.
25 Rauguth (Anm. 19), S. 277.
26 Frühauf, Entwicklungstendenzen (Anm. 4), S. 18.
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