der Stadt vorbeiführende Bahngleise erreichen wollte.14 Die bestehende, große Um¬
führungsschleife im Westen sollte nur noch für den Ost-West-Verkehr genutzt wer¬
den. Da diese Informationen inoffiziell waren und das Stadtbauamt zur Ausarbeitung
des Bebauungsplans genaue Angaben über eventuelle Veränderungen durch Bahnum¬
bauten benötigte, versuchte die Stadtverwaltung im März, Details zu erhalten.15
Ohne Erfolg. Wiederum aus der Presse erfuhren die Metzer im April 1898, daß in
Berlin Pläne entwickelt worden waren und daß ein erhöhter Etat der Reichseisenbahn
für die Metzer Umbauten bereits zur Verfügung stand.16 Auf offizielle Informatio¬
nen mußte die Stadt noch einige Monate warten. In Berlin gab es wegen der Bahnplä¬
ne Konflikte, so daß sich die Festlegung auf ein Projekt bis in den Herbst verzö¬
gerte.17 Im Oktober 1898 schließlich, als Stadtverwaltung und Militärbehörden noch
intensiv über die Entfestigung verhandelten, wies der Kriegsminister die Stadt darauf
hin, daß mit erheblichen Änderungen am Bebauungsplan durch die Bahnumbauten zu
rechnen sei.18 Der Kriegsminister bot der Stadt daher an, bei den Verhandlungen
zwischen seinem Ministerium und dem Reichsamt für das Eisenbahnwesen ihre Inter¬
essen zu vertreten. Erst bei dieser Besprechung im November 1898 wurde der Stadt¬
verwaltung klar, welche Bahnumbauten die Zentrale im einzelnen geplant hatte und
wie sie sich auf die Stadt auswirken würden.19
Die Reichseisenbahnverwaltung in Berlin hatte tatsächlich den Umbau des bestehen¬
den Bahnhofs zu einem größeren Durchgangsbahnhof mit kürzerer, östlich von Metz
geführter Verbindung nach Norden beschlossen.20 Den Güterbahnhof plante man in
weniger wertvollem, tiefer liegendem Gelände in Richtung Südwest. Zwischen der öst¬
lichen Umführungslinie und dem neuen Güterbahnhof war der Kanalhafen geplant.
Auch im Norden waren einige Veränderungen vorgesehen. Der Berliner Entwurf ließ
mitten im Gebiet der geplanten Neustadt eine gewaltige Bahnanlage entstehen, und
statt der Festungswälle hätten Bahndämme die Stadt behindert (Abb. 2). Eine ausrei¬
chende Verbindung zwischen Altstadt und den südlichen Vororten wurde nach Mei¬
nung des Stadtbaurats Wahn unmöglich gemacht, und die Stadt erhielt eine "We¬
spentaille".21
14 "Lothringer Zeitung" v. 16. Febr. 1898.
15 Rede Wahns vor dem Polytechnischen Verein, abgedr. in der "Lothringer Zeitung" v. 24.
April 1901.
16 "Lothringer Zeitung" v. 27. April 1898.
17 "Lothringer Zeitung" v. 3. Nov. 1898. Die Konflikte werden nicht näher erläutert.
18 Schreiben des Kriegsministers v. 27. Okt. 1898, verlesen im Gemeinderat in der Sitzung v.
10. Nov. 1898, Protokoll S. 385.
19 Bericht von Heister in der Gemeinderatssitzung v. 22. Dez. 1898, Protokoll S. 439-57.
20 Ebd.
21 Wahn (Anm. 15).
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