Full text: Stadtentwicklung im deutsch-französisch-luxemburgischen Grenzraum

Stellung einer beabsichtigten Beeinflussung der Reichstagswahlen vom 15. Juni 1893 
und der darauffolgenden Stichwahl vom 24. Juni 1893 zurückgewiesen: "Non, nous ne 
croyons pas à tant de machiavélisme, pourquoi ne pas reconnaître plutôt l’idée de 
joindre les bières d’Habonville à celle des militaires enterrés à Amanvillers et à St. 
Privât?"89 
Entscheidend für dieses Zusammentreffen war die Tatsache, daß es sich um eine mili¬ 
tärische Angelegenheit handelte. Die allgemeine militärische Ehrvorstellung, verknüpft 
mit Elementen christlicher Ethik des Totenkultes, wurde hier zum ersten Mal zur Ba¬ 
sis der Zusammenarbeit. War diese zunächst von höchster Entscheidungsebene ver¬ 
anlaßt, so setzte sich die positive Grundeinstellung bis in die Veteranenvereinigungen 
beider Staaten fort, die dann in gemeinsamen Denkmalprojekten und Kranzniederle¬ 
gungen der Toten gedachten. Die Vorbereitungen für die 25-JahrFeier 1895 verliefen 
von deutscher Seite offiziell in einer gemäßigten, rücksichtsvollen Weise. Die Kriegs¬ 
veteranen wurden von der deutschen Verwaltung angehalten, jede Demonstration an 
der Grenze, ihr Überschreiten mit Fahnen und Musikbegleitung und in Uniform zu 
unterlassen, um jede Provokation zu vermeiden.90 Widmungsschleifen an auf franzö¬ 
sischem Boden sich befindenden deutschen Denkmälern, üblicherweise in den jeweili¬ 
gen Landes- oder Nationalfarben gehalten, mußten durch einfache, weiße Schleifen 
ersetzt werden, alle Denkmäler wurden geschmückt, und an den französischen Denk¬ 
mälern wurden Perlenkränze niedergelegt.91 Die großen Gedenkfeierlichkeiten ver¬ 
liefen in einem ernsten, respektvollen Rahmen, und die positive Atmosphäre der 
"Versöhnung der Gemüther" zeigte Rückwirkungen auf nationaler Ebene.92 Auf offi¬ 
ziellem diplomatischem Weg konnte die Instandhaltung des Denkmals der Großher¬ 
zoglichen Hessischen 25. Infanteriedivision auf französischem Boden erwirkt werden, 
darüber hinaus genehmigte die französische Regierung die Errichtung eines einfachen 
Steinkreuzes auf der deutschen Gräberanlage mit der Inschrift "Dulce et décorum est 
pro patria mori".93 Ein weiteres, einfaches Gedenkkreuz (Abb. 4) wurde 1898 von 
der "Vereinigung" auf deutschem Boden bei Vionville errichtet mit der Inschrift: "Hier 
ruhen 2000 - 3000 deutsche und französische Krieger gefallen in der Schlacht bei 
Vionville Mars-la-Tour am 16. August 1870".94 
89 Goulette (Anm. 86), S. 15. 
90 Metzer Zeitung v. 4. Aug. 1895. 
91 Gedenkschrift über die 25jährige Erinnerungsfeier der siegreichen Schlachten bei Metz, VI. 
Jahresbericht der Vereinigung zur Schmückung und fortdauernden Erhaltung der Krieger¬ 
gräber bei Metz 1895/96, Metz 1896, S. 13ff. 
92 Metzer Zeitung v. 17. Aug. 1895. 
93 Gedenkschrift (Anm. 91), S. 52. 
94 Ab etwa 1895 ist diese Sonderform gemeinsamer Erinnerung festzustellen, die der gemischt 
nationalen Bestattungspraxis in Massengräbern während des Krieges entsprach. Allerdings war 
die Zahl dieser Denkmäler überaus gering, als gemeinsames Denkmal bezüglich Planung und 
Ausführung kann nur das Denkmal von 1908 bei Mey gelten. 
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