Full text: Stadtentwicklung im deutsch-französisch-luxemburgischen Grenzraum

nationaler Ebene beigetragen. Die Entwicklung der modernen Stadt, mit ihrer von 
Architektur und Kunst über Umwelt, Technik und Verkehr bis zu Urbanisierungskon¬ 
zepten, Vereinswesen und Repräsentationskörperschaften weit gespannten Thematik, 
bietet besonders vielfältiges Anschauungsmaterial für Wirkungen, aber auch für 
Grenzen solcher wechselseitiger Einflüsse. 
In dem vorliegenden Band versuchen französische, luxemburgische und deutsche Ar¬ 
chitekten, Kunsthistoriker, Soziologen und Historiker, derartigen Einflüssen am Bei¬ 
spiel der Grenzregion zwischen Frankreich, dem Benelux und Deutschland nach¬ 
zugehen. Es ist ein erster Anfang, eine Zwischenbilanz des Forschungsstandes und ein 
Ausloten von möglichen Ansätzen, um die Fragestellung in weiterer Arbeit zu vertie¬ 
fen. 
Die ursprünglich verstärkt von der mittelalterlichen Geschichte ausgehende Stadtge¬ 
schichtsforschung hat für den Bereich des 19. und 20. Jahrhunderts nicht nur in 
Frankreich, sondern seit gut zwei Jahrzehnten auch in Deutschland einen breiten Auf¬ 
schwung genommen.3 Methodisch gesehen, konzentrierte sie sich auf einer ersten 
Ebene zunächst stark auf Städtemonographien und auf nationale Untersuchungsge¬ 
genstände. Inzwischen verstärkt sich, auf einer zweiten Ebene, die Ausweitung zu in¬ 
ternational vergleichenden Untersuchungen.4 Auf einer dritten Ebene haben die 
möglichen Wechselwirkungen zwischen nationalen Entwicklungen in einem sich all¬ 
mählich integrierenden Europa dagegen bislang wenig Aufmerksamkeit gefunden. 
Schon angesichts der quantitativen Bedeutung, welche die Urbanisierung heute für 
das Alltagsleben der großen Mehrheit der Bevölkerung gewonnen hat, kann am Bei¬ 
spiel der Stadtentwicklung nach Grundlagen und Hindernissen für das Zusammen¬ 
wachsen Europas gefragt werden, das bislang vor allem auf der politisch-diplomati¬ 
schen Ebene untersucht wird.5 Welche Wechselbeziehungen bestanden, welche prak- 
3 Einen Zugang zu der Fülle der Forschungen und Hilfsmittel vermitteln beispielsweise: 
Christian Engeli u. Horst Matzerath (Hrsg.), Moderne Stadtgeschichtsforschung in Europa, 
USA und Japan, Stuttgart u.a. 1989. Im Überblick u.a. Georges Duby (Hrsg.), Histoire de la 
France urbaine, Bd. 4-5, Paris 1983-1985; Jürgen Reulecke, Geschichte der Urbanisierung in 
Deutschland, Frankfurt/M. 1985; Wolfgang R. Krabbe, Die deutsche Stadt im 19. und 20. 
Jahrhundert, Göttingen 1989. Im folgenden kann nur beispielhaft zitiert werden. Unter großen 
Monographien der neueren deutschen Forschung siehe z.B. Wolfgang R. Krabbe, Kom¬ 
munalpolitik und Industrialisierung. Die Entfaltung der städtischen Leistungsverwaltung im 19. 
und frühen 20. Jahrhundert. Fallstudien zu Dortmund und Münster, Stuttgart 1985, sowie 
Horst Matzerath, Urbanisierung in Preußen 1815-1914, 2 Bde., Stuttgart 1985. Als Beispiel für 
die neuere Diskussion: Jürgen Reulecke (Hrsg.), Die deutsche Stadt im Industriezeitalter, 
Wuppertal 1978, sowie Hans Jürgen Teuteberg (Hrsg.), Urbanisierung im 19. und 20. Jahrhun¬ 
dert. Historische und geographische Aspekte, Köln u. Wien 1983. Ein Schwerpunkt auf der 
Zeit des Kaiserreiches und vielfältige Defizite für die Epoche nach 1918 sind unübersehbar. 
4 Erheblichen Einfluß gewann hier auch die britische Forschung, darunter: Anthony Sutcliffe, 
Towards the Planned City, Oxford 1981; ders, (Hrsg.), The Rise of Modern Urban Planning 
1800-1914, London 1980; Nicholas Bullock u. James Read, The movement for housing reform 
in Germany and France 1840-1914, Cambridge u.a. 1985. 
3 Weit gefächerte Anregungen für eine tiefergehende Erforschung der Grundlagen europäi¬ 
scher Einigungsprozesse gibt Hartmut Kaelble, Auf dem Weg zu einer europäischen Gesell¬ 
schaft. Eine Sozialgeschichte Europas 1880-1980, München 1987. 
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