Dagegen finden wir SN auf -hofen im 8. Jahrhundert sowohl im Elsaß als auch in
Lothringen um Diedenhofen15. Ob wir freilich den einzigen -hofen-Oxi des Westrich,
Käshofen, bereits dieser Zeit bzw. besser dem 9. Jahrhundert zuschreiben sollten,
muß vorläufig dahingestellt bleiben16.
Klarer sehen wir dagegen wieder für die bedeutsame Gruppe der Namen auf -weiter'1.
Dieser Typus kam aus dem Westen. Die Archäologie hat zeigen können, daß sowohl
im oberen Saargau (zwischen Saaralben und Sarrebourg in Lothringen) als auch im
Bliesgau weiter-Orte wie Ratzwiller, Ottwiller, Seyweiler merowingische Funde auf¬
weisen, also ins 7. Jahrhundert zurückreichen müssen38. Im östlich davon gelegenen
Speyergau dagegen gibt es keine -weiler-Orte mit Reihengräbern11'. Auch urkundliche
Belege aus Weißenburger Quellen zeigen, daß einige Orte auf -weiler noch im 7.
Jahrhundert gegründet worden sein müssen40. Die Urkunden des Klosters Weißen¬
burg lassen auch wiederum ganz deutlich Übereinstimmungen zwischen Grundbesit¬
zerfamilien und den in den SN enthaltenen Personennamen (PN) erkennen: so etwa
bei Audoinouillare, dem späteren Ottwiller, das dem Sohn eines 699/700 bereits ver¬
storbenen Grafen Audoin gehört41. Aus anderen günstig gelagerten Fällen lernen wir,
daß -wei/er-Namen noch am Ende des 8. Jahrhunderts in der Nähe von Saargemünd
gegeben wurden: dort heißt ein später im Besitz des Klosters St. Denis bei Paris
erscheinender Ort namens Farschviller 1125 Fardulvilre nach dem Ende des 8. Jahr¬
hunderts wirkenden Abt Fardulf von St. Denis, der einen für die Lande nördlich der
15 Diedenhofen/Thionville (Dep. Moselle) ist zuerst 751 belegt, als -hofen-Name (Thiodenho-
von) 836. Auch im Nordelsaß erscheint der erste -hofen-Uame mit Königsgut um Marlenheim
liiert: Westhoffen (Dep. Bas-Rhin), zuerst 739, aber mit um die Mitte des 7. Jhs. zu datieren¬
den Reihengräbern einer fränkischen Familie. Vgl. Glöckner/Doll (wie Anm. 32) Nr. 17.
159. 5. 112. 204. 254; Christlein (wie Anm. 31), S. 173 Nr. 382; C. J och um, Die orien¬
tierten Siedlungsnamen auf -heim, -hausen, -hofen und -dort' des frühdeutschen Sprachrau-
mes in ihrem Verhältnis zur fränkischen Fiskalorganisation, Diss. (Masch.) Saarbrücken 1991,
Nr. 375. Im Speyergau erscheinen zuerst 769 Edenkoben (südliche Weinstraße) und 773
+Zusenkoben nö. Lustadt. Kr. Germersheim, beides ursprüngliche Namen auf -ingen, denen
-hofen analogisch zugesetzt wird, ferner +Appenhofen, Gde. Billigheim-Ingenheim (Südliche
Weinstraße). Vgl. Dolch/Greule (wie Anm. 16) S. 44, 114f.. 505f. Im alamannischen
Raum sind -hofen-Orie auch mit Reihengräbern korreliert: vgl. Christlein (wie Anm. 31)
S. 140 Nr. 87 [Ebenhofen, Gde. Bießenhofen, LK Ostallgäu: 2. H. 7. Jh.], 146 Nr. 144-146
[Grimmeishofen, Stadt Stühlingen, LK Waldshut: 2. H. 7. Jh.], 166 Nr. 322 [Solnhofen, Lk
Weißenburg-Gunzenhausen: Saalkirche des 7. Jhs.].
36 Der SN ist wohl mit dem Appellativum *kessen < gallorom. *cassinus, cassanus „Eiche“
zusammengesetzt. Vgl. Dolch/Greule (wie Anm. 16) S. 247. Bechhofen b. Zweibrücken
ist ein unechter -hofen-Name (ebd. S. 54).
37 Die vom Bliesgau her am weitesten nach Osten vorgeschobenen -weiler-Orte sind Rupperts¬
weiler (vgl. Anm. 48) bei Pirmasens; Münchweiler < *Munichowilari „Siedlung der Mönche
(hier des Klosters Hornbach)“; + Stransweiler (VG Waldfischbach-Burgalben, Kr. Pirma¬
sens); +Hertensweiler w. Geiselberg, ebd. (vgl. Anm. 45).
38 Vgl. W. Haubrichs, Zur Datierung eines Ortsnamentypus. Die Chronologie der Sied¬
lungsnamen auf -weiler im mittelrheinisch-moselländischen Raum, in: Palaeogermanica et
Onomastica. Festschrift J.A. Huisman, Amsterdam 1989, S. 76f. Für den Breisgau am Ober¬
rhein weist Christlein (wie Anm. 31). S. 146 Nr. 141 [Göschweiler, Gde. Löffingen] auf
Funde vom Ende des 7. Jhs. hin.
M Das ist das Ergebnis eines interdisziplinären Kolloquiums über den frühmittelalterlichen
Speyergau. das im WS 1990/91 an der Universität des Saarlandes stattfand (freundliche Mit¬
teilung von Frauke Stein, Saarbrücken). In 145 Lorscher Speyergau-Urkunden begegnet
nicht ein einziger mit einem Bestimmungswort versehener -vra7er-Ort.
411 Haubrichs (wie Anm. 31), S. 71 ff.
41 Haubrichs (wie Anm. 15), S. 266ff., bes. Nr. 44.
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