Full text: Die alte Diözese Metz

Flurnamen übernommen werden, wenn eben an betreffender Stelle eine Siedlung 
entsteht: hierher gehören die vielen Namen auf -hach, -born, -berg, -thal, -feld, 
-scheid, -schied und mehr. Sie sind grundsätzlich undatierbar, da sie zu jeder Zeit aus 
gegebenen Flurnamen geboren werden können. Die primären Siedlungsnamentypen 
dagegen lassen sich in gewissem Rahmen datieren; ihre Grundwörter bedeuten - 
wie schon eben implizit zu hören war - stets ungefähr das gleiche, sind also seman¬ 
tisch nur gering differenziert, stehen damit in steter Konkurrenz und folgen sich in 
ihrer Beliebtheit - wie bei einer Mode - in der Zeit". Der älteste Siedlüngsnamenty- 
pus, gewissermaßen der merowingische Typus, wird von den Namen auf -heim reprä¬ 
sentiert12. So etwa finden sich bei nahezu allen Orten auf -heim im Bliesgau - Alt¬ 
heim, Gersheim, Wittersheim, Ponsheim usw. - merowingische Reihengräber13. Auch 
die Namen auf -ingen beginnen zweifellos früh in der Merowingerzeit - zu Güdingen 
bei Saarbrücken gehören Gräber des 6. Jahrhunderts14 -, doch haben neuere For¬ 
schungen gezeigt, daß sich dieser Typus auch massiert in Kleinlandschaften findet, 
die von Merowingerfunden frei sind, daß sich zudem Grundbesitzernamen noch des 
frühen 8. Jahrhunderts in ihnen auffinden lassen, so etwa im lothringischen oberen 
Saargau bzw. an der Kanner nw. von Metz15. Demnach wird man mit -ingen-Namen 
auch noch als Indikatoren frühkarolingischer Siedlung rechnen müssen. Dem ent¬ 
spricht das Bild, das die Kartierung der Namen auf -heim (samt verwandter Typen) 
und auf -ingen für den Raum zwischen Rhein und Blies ergibt. 
Der heim-Typus reicht im Osten vom Rhein bis zum Haardtrand (vgl. Karte 2)16. In 
ebenso perfekter Übereinstimmung mit dem archäologischen Befund reichen die 
/ze/m-Namen im Westen mit Peppenkum, Medelsheim, Altheim und Ixheim bis an 
die Bickenalb. Der z/igen-Typus drängt sich dagegen im Osten am Gebirgsrand und 
fällt in den rheinnahen Gegenden aus, was entweder als Reflex der gegenüber den 
" Vgl. zur Toponymie grundsätzlich A. Bach, Deutsche Namenkunde, Bd. II, 1-2: Die deut¬ 
schen Ortsnamen, Heidelberg T981; G. Bauer, Namenkunde des Deutschen, Bern 1985; 
D.P. Blök, Ortsnamen (= Typologie des sources du moyen âge occidental, fase. 54), Turnh- 
out 1988; G. K o ß, Namenforschung. Eine Einführung in die Onomastik, Tübingen 1990, 
12 Vgl. zu den SN auf -heim vor allem Bach (wie Anm. 11), § 581ff. u.ö.; Ders., Zur Frankoni- 
sierung des deutschen Ortsnamenschatzes, in: F. Petri (Hg.), Siedlung, Sprache und Bevöl¬ 
kerungsstruktur im Frankenreich, Darmstadt 1973, S. 191. 
13 Vgl. zuletzt W. Reinhard, in: Führer . . . Saar-Pfalz-Kreis (wie Anm. 8) S. 172ff (mit 
Karte). 
14 W. Schähle, Merowingerzeitliche Frauengräber aus Güdingen, in: Ber. der Staatl. Denk¬ 
malpflege im Saarland 8 (1961), S. Uff.; Stein (wie Anm. 6) S. 143f. mit Anm. 326; vgl. fer¬ 
ner S. 149 mit Anm. 362. 
15 W. Haubrichs, Siedlungsnamen und frühe Raumorganisation im oberen Saargau. Ortsna¬ 
menlandschaften in Lothringen und im Elsaß und die Weißenburger Gründersippen I, in: 
Ders./H. Ramge, Zwischen den Sprachen. Siedlungs- und Flurnamen in germanisch¬ 
romanischen Grenzgebieten, S. 259ff.; Ders., Wüstungen und Flurnamen. Überlegungen 
zum historischen und siedlungsgeschichtlichen Erkenntniswert von Flurnamen im lothrin¬ 
gisch-saarländischen Raume, in: R. Schützeichel, Gießener Flurnamenkolloquium 1984, 
Heidelberg 1985, S. 481-527. 
16 Vgl. E. Christmann. Die Siedlungsnamen der Pfalz, Tl III: Siedlungsgeschichte der 
Pfalz . . ., Speyer 1958, S, 21 ff.; M. Dolch/A. Greule, Historisches Siedlungsnamenbuch 
der Pfalz, Speyer 1991, passim, bes. S. 513f. 
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