Wolfgang Haubrichs
Die Ausbildung der Grenze zwischen den Diözesen
Metz, Speyer und Worms aus der Perspektive von Toponymie
und Siedlungsgeschichte
Wer die Grenzbildung der alten Diözesen Metz, Speyer und Worms im Bereich des
Westrichs etwa zwischen Kaiserslautern und Pirmasens verstehen will, muß mit der
Beschreibung dieser Grenzen beginnen1. Quellen für die Rekonstruktion dieser
Grenzen besitzen wir in Pfarrverzeichnissen der einzelnen Diözesen, die aus Grün¬
den der Steuerkontrolle bzw. der Pfarrvisitation im späten Mittelalter angelegt wur¬
den. Frühmittelalterliche Quellen dieser Art besitzen wir nicht. Wir fassen also in der
hier zu besprechenden Grenzstruktur den Stand des 14. und 15. Jahrhunderts:
- für Metz nach Verzeichnissen des Jahres 1361, des 15. Jahrhunderts und des Jahres
1540, die später noch genauer zu besprechen sind2;
- für Speyer nach der Bistumsmatrikel des Bischofs Matthias Ramung aus den
Jahren 1468-14703;
- für Worms nach dem Synodale vom Jahre 14964.
Nach diesen Quellen läßt sich östlich von Waldmohr im Bereich der Metzer Pfarrei
Vogelbach im Landstuhler Bruch unmittelbar an der großen West-Ost-Straße, die
von Metz über Saarbrücken und Kaiserslautern nach Worms bzw. Mainz zog, mit
dem Punkt, an dem die Diözesen Mainz, Worms und Metz zusammenstießen, be¬
ginnen (vgl. Karte Nr. 5). Von diesem Punkt aus gewann die Metz-Wormser Grenze,
im wesentlichen nach Süden gerichtet, erst die Sickinger Höhen, um dann entlang der
Wallhalbe bis zu deren Einmündung in den Schwarzbach und sogar noch einige Kilo¬
meter über diesen Punkt hinaus zu ziehen und dann nach Osten auf die Rodalbe zu
schwenken. Grenzpfarreien waren hier auf Metzer Seite Lambsborn, Wiesbach, Win¬
1 Nur wenige der einschlägigen Darstellungen und Handbuchartikel zu den Bistümern Metz,
Speyer und Worms befassen sich bisher mit den Grenzen der Diözesen: vgl. Das Reichsland
Elsaß-Lothringen, Straßburg 1901/03, Bd. Ili, S. 674; G. Wolfram, Zur kirchlichen Ent¬
wicklung des Bistums Metz, in: Elsaß-Lothringischer Atlas, Frankfurt a.M. 1931, Beiheft,
S. 37-39 (äußerst problematisch); C. Pöhlmann, Die älteste Geschichte des Bliesgaues,
Speyer 1953, Bd. 2, S, 7f.; L. St amer, Kirchengeschichte der Pfalz, Speyer 1936, S. 34ff.; V.
Rödel, Das Landdekanat Weyher (= Palatia Sacra, Tl. I, Bd. 4). Mainz 1988, S. Xf. (mit Hin¬
weis auf Kartierungen der Grenzen); M. Schaab. Die Diözese Worms im Mittelalter, Frei¬
burger Diözesan-Archiv 86 (1966), S. 94-219 (passim).
2 N. D or vaux, Les anciens pouillés du diocèse de Metz, Nancy 1902, S. 22ff.; A. Lon-
gnon/V. Carrière, Les Pouillés de la province de Trêves, Paris Î915, S. XXXIIff.
F.X. Glasschröder: Die Speierer Bistums-Matrikel des Bischofs Mathias Ramung, in:
MHVPf 28 (1907). S. 75-126.
4 [X] v. Weech, Das Wormser Synodale von 1496, in: ZGO 27 (1875) S. 227-326. 385-454; H.
Eberhardt, Die Diöcese Worms am Ende des 15. Jahrhunderts nach den Erhebungslisten
des <Gemeinen Pfennigs> und dem Wormser Synodale von 1496 (= Vorreformations¬
geschichtliche Forschungen 9), Münster i.W. 1920; H. Meyer, Topographie der Diözese
Worms im Mittelalter, in: Archiv für Hessische Geschichte NF 17 (1932), S. 1-92.
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