seiner Visitationsreise: D'Aubusson hatte nichts erreicht112; er rief deshalb den König
an. Ludwig XIV. konnte und wollte offenbar gerade im Falle Nassau-Saarbrückens
nicht unmittelbar eingreifen. Von Lothringen dagegen verlangte er direkte Wieder¬
gutmachung132 133. Zweifelsohne hatte das Verhalten Herzog Karls IV. Frankreichs
Unmut über seine Politik weiter verstärkt. Auf der anderen Seite hatte D'Aubusson
als Vertreter Frankreichs dennoch die kleinen Herren des Westrich im Wortsinne das
Fürchten gelehrt. Bezeichnend dafür ist, daß von Johann Daniel von Kerpen berich¬
tet wird134, er sei erschrocken, als er von der Absicht des in Blieskastel weilenden
Bischofs erfuhr, auch seine Pfarrei Illingen zu visitieren. Graf Gustav Adolf war von
der Reise D’Aubussons so alarmiert, daß er persönlich den Reichstag von dem
erneuten Vorstoß Frankreichs unterrichtete. Nachhaltiger Erfolg war ihm nicht
beschieden.
Ohne Zweifel war die Visitation von 1669 im pastoralen Sinne erfolgreich. Sowohl
gegenreformatorische Bestrebungen wie auch Bemühungen um eine katholische
Reform wurden erstmals seit Jahrzehnten in diesem Landstrich sichtbar und wirk¬
sam. Der Metzer Bischof hatte Tausende von Katholiken, d. h. sicherlich die Mehr¬
zahl, seelsorgerisch erreicht, auch in der Diaspora. Mehreren Generationen wurde
die Firmung gespendet, viele Katholiken gingen wahrscheinlich seit langem wieder zu
den Sakramenten. Insbesondere im Wallfahrtsort Gräfinthal dürfte sich seit langer
Zeit und in einem von den Leiden des Dreißigjährigen Krieges gezeichneten Land
erstmals wieder ein wenig von der Prachtentfaltung einer Kirche der Barockzeit
gezeigt haben.
132 Bischof und Freiherr tauschten zwar weitere Briefe über neue Bedrückungen durch den Gra¬
fen aus (Waal 2951/15, 22/1), doch versprach sich Damian Hartard sehr bald daraus nur noch
wenig Ersprießliches; er setzte deshalb seine einzige Hoffnung in ds Reichskammergericht
(2.8.1669 an einen Beamten, Waal 2949/98). - Nach weiteren heftigen Auseinandersetzungen
einigten sich von der Leyen und Nassau-Saarbrücken 1670 über einen Austausch, bei dem
Bübingen und Rösseln an Nassau fielen, das eben erst im Zusammenhang mit der saarwerdi-
schen Streitsache von Lothringen zurückgegebene Bliesgersheim an von der Leyen (vgl.
Bübingen S. 150 ff.).
133 D’Aubeville, Vertreter des Königs in Nancy, forderte vom Herzog, den Metzer Bischof in
denjenigen Orten, an denen man ihm die Tore verschlossen hatte, ehrenvoll aufzunehmen
und sein bischöfliches Amt ausüben zu lassen (vgl. auch Benoit S. 129). Die Antwort des
Herzogs war ausweichend. Bezüglich des Saarbrücker Deutschhauses äußerte sich der König
nicht über Maßnahmen. Von den Bübinger Gewalttaten habe er sich betroffen gezeigt
(Bischof von Metz an den Frh. Damian Hartard von der Leyen, 1. 8. 1669; Waal 2951/15).
134 Bericht eines nassauischen Beamten vom 11.11.1669 (LA Sbr. NSbr. II 2268, S. 249 ff.).
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