zog vermeidet die Begegnung geflissentlich. Er delegiert seinen Hofprediger Schwe-
bel zur Teilnahme am Religionsgespräch, aber ausdrücklich nur als unparteiischen
Zuhörer45. Beim Augsburger Reichstag von 1530 hat sich Zweibrücken vom Kanzler
seines badischen Nachbarn vertreten lassen und sich damit allen hessischen Einflüs¬
sen entzogen46.
Deutliche Erfolge für die Reformation haben sich im Lande erst zum Ende der
Regierungszeit Ludwigs II. eingestellt. Dabei liegen die Schwerpunkte deutlich in
den entlegeneren Zentren der reformatorischen Bewegung. Im Herbst 1531 resi¬
gnierte der Johanniterkomtur von Meisenheim Georg Messerschmidt von seinem
Amte und ließ sich in einem förmlichen Vertrag vom herzoglichen Amtmann eine
lebenslängliche Versorgung verschreiben47 *. Wenige Monate später, am 25. Januar
1532, erklären Komtur und alle Konventualen der Kommende in einer Urkunde
förmlich ihren Austritt aus dem Orden und übergeben Kommende, Kirche und alle
zugehörigen Güter und Gefälle dem Landesherrn mit der ausdrücklichen Maßgabe,
die kirchlichen Stellen zu besetzen46. Komtur und Konvent hatten damit in die Befug¬
nisse des Gesamtordens eingegriffen. Auf dessen Einsprüche hin wurde unter kur¬
pfälzischer Vermittlung am 3. April 1535 ein Vertrag zwischen dem Orden und der
Landesregierung geschlossen, der den Orden mit dem Meisenheimer Besitz außer¬
halb der zweibrückischen Grenzen abfand44.
Wenig später, am 17. März 1532, stellt der Pfarrer von Bergzabern, der 6 Jahre zuvor
von seinem Bischof exkommuniziert worden war, aber seine Stelle behalten hatte,
demonstrativ die Meßfeier ein. Zu Ostern 1532 führte er die evangelische Abend¬
mahlsfeier ein50. Keine präzisen Nachrichten besitzen wir über die Gottesdienstver¬
hältnisse in Zweibrücken. Wir haben anzunehmen, daß Schwebel unter Anteilnahme
der evangelischen Pfalzgräfin Elisabeth dort evangelischen Gottesdienst gehalten hat.
Abgesehen von diesen Vororten des Landes, von Zweibrücken, Bergzabern und Mei¬
senheim, haben wir nur vereinzelte und spärliche Indizien, um eine evangelische
Gesinnung von Pfarrern oder die Ausbreitung reformatorischer Aufgeschlossenheit
im Lande näher abzuschätzen. Sicher ist, daß Schwebels Wirken in Zweibrücken
auch in Hornbach frühes Echo und Aufnahme gefunden hat. Der Umfang einer
reformatorischen Bewegung ist nicht konkret zu erhellen. Das Schwergewicht fällt in
den Süden des Landes, wo die Nachbarschaft der Städte Landau und Straßburg Wir¬
kungen entfaltet hat.
45 Otto J. Schäfer, Hornbach und Zweibrücken im Zusammenhang mit dem Marburger Reli¬
gionsgespräch, in: Bll. f. pfälz. Kirchengesch. 46 (1979), S. 38-45. - Köhler (wie Anm. 4),
Bd. 2, Gütersloh 1953, S. 65.
46 Fritz Jung (wie Anm. 21), S. 80.
47 Lehmann (wie Anm. 29), S. 238. Hierzu und zum Folgenden auch die Anm. 41 und 43
genannte Literatur.
48 Ebd., S. 283-284.
44 Ebd., S. 297.
50 Gelbert (wie Anm. 27), S. 213.
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