Full text: Das Saarrevier zwischen Reichsgründung und Kriegsende (18)

Die evangelische Kirche zu Brebach bei Saarbrücken, 1882 erbaut - vor einiger Zeit 
wurde sie für profanen Gebrauch umgewidmet (und so gerettet) - ist ein Werk des 
Hannoveraner Architekten Ferdinand Schorbach. Schorbach erbaute in der Nachfolge 
des 1880 verstorbenen Edwin Oppler (Hannover) das Haiberger Schloß für Karl 
Ferdinand Stumm. Die neue Kirche, von Stumm in Auftrag gegeben und wohl auch 
finanziert, sollte sowohl für die Brebacher Arbeiter evangelischer Konfession als 
Gottesdienstraum dienen als auch eine Beziehung zu Stumm und seinem Schloß 
haben.9 Der einfache Klassizistische Saalraum möchte durch seine an der Straße 
liegende Seitenfassade etwas vom Können des Architekten und vom Rang des 
Bauherrn zeigen. 
Wiederum ein Werk Ferdinand Schorbachs ist die katholische St. Marienkirche in 
Neunkirchen, 1884-87 erbaut.10 (Abb. 1) Karl Ferdinand Stumm stiftete die Pläne, 
die sein „Hausarchitekt“ entworfen hatte; außerdem versprach der evangelische 
Stumm der katholischen Gemeinde 1881 eine stolze Beihilfe von 30 000,—Mk. 
Schorbach hatte alternativ zwei Projekte geliefert. Die Zustimmung der Bischöflichen 
Behörde in Trier wurde eingeholt; 1885 war die Kirche schon in Benutzung. Die 
Bauleitung lag bei Johann Heinrich Kastenholz vom Büro Schorbach, der dann noch 
weitere Kirchen erbaute (s. u.). - St. Marien ist eine dreischiffige neoromanische 
Basilika mit halbkreisförmiger Apsis, mit einem großen Turm vor der Fassade und 
zwei runden Flankierungstürmen neben der Apsis. Die Verwendung von rotem 
Sandstein und der Einsatz von reicher Bauplastik steigern den künstlerischen Rang des 
wohlproportionierten Baukörpers, der besonders im Chorbereich architektonisch 
reich gegliedert ist. 
Im Inneren ist der Raum im „gebundenen System“ der staufischen Romanik gehalten. 
Die Pfeiler mit ihrem Schmuck und die Wandvorlagen bestimmen entscheidend den 
Raum. 1984 konnte die originale Polychromie des Raumes weitgehend freigelegt und 
restauriert resp. rekonstruiert werden, so daß die Malerei als integraler Bestand des 
Raumes ihre künstlerisch-ästhetische Funktion nun wieder erfüllen kann.11 
In Heiligenwald errichtete J. H. Kastenholz 1886-87 eine Katholische Notkirche,12 
quasi ein „Nebenprodukt“ von Neunkirchen; 1927/28 wurde sie abgerissen. Nur 
noch ein Photo erinnert an diesen einfachen, aber durch Strebepfeiler, Rundbogenfen¬ 
ster, Blendbögen und verschiedenfarbige Steinmaterialien eindrucksvollen Bau. 
Ebenfalls von J. H. Kastenholz wurde die (1958/59) abgerissene katholische Pfarrkir¬ 
che Rosenkranzkönigin in Merchweiler 1890-91 erbaut. Auch hier unterrichten nur 
noch Photos über die ehemalige Kirche:13 dem neugotischen Schiff von 6 Jochen war 
9 Klewitz (wie Anm. 7), S. 253. - H. B. Busse, Die Marienkirche in Neunkirchen in 
kunsthistorischer Sicht, in: Kirche aus lebendigen Steinen. Festschrift zum 100-jährigen 
Bestehen der Pfarrkirche St. Marien, Neunkirchen, Hg. Katholische Kirchengemeinde St. Ma¬ 
rien, Neunkirchen, 1986, S. 26-39, hier: S. 28. 
10 Handbuch (wie Anm. 3), S. 634. - Busse (wie Anm. 9). 
11 Busse (wie Anm. 9), S. 36 f. 
12 Handbuch (wie Anm. 3), S. 631 (heutige Kirche). - Busse (wie Anm. 9), S. 30. Pinzka (wie 
Anm. 1), II, S. 14. 
13 Handbuch (wie Anm. 3), S. 815. - Busse (wie Anm. 9), S. 30. 
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