An der Saar lebte der weitaus größte Teil der Bevölkerung vom Steinkohlenbergbau.
1913 beschäftigten die staatlichen preußischen Bergwerke 51 025 Personen auf
12 Berginspektionen.5 Auf den kleineren Gruben - den Privatgruben Hostenbach und
Frankenholz und den bayerischen Staatsgruben St. Ingbert und Bexbach - waren
insgesamt 5 099 Personen tätig.6 Im Gegensatz zu den übrigen Gruben waren die
lothringischen Privatgruben der de Wendel, der Saar-und-Mosel-Bergwerksgesell-
schaft der Stinnes-Gruppe und von La Houve im Aufschwung begriffen. Ihre
Arbeiterzahl war von 5 747 im Jahre 1900 auf 16 333 1913 angestiegen, ihr Anteil an
der Bergarbeiterschaft an der Saar von 11 % auf 23 %.7 Durch ihre Suche nach neuen
Arbeitern hatten sie das Monopol des preußischen Bergfiskus auf dem Arbeitsmarkt
gebrochen. Zwar bestanden zwischen verschiedenen Arbeitgebern Absprachen, sich
keine Arbeiter abzuwerben und auch keine ehemaligen Arbeiter eines anderen
Arbeitgebers einzustellen, aber in der Realität waren die Marktkräfte stärker und
beeinflußten seit 1910 auch die Lohnpolitik des preußischen Bergfiskus.8
Die großen Hüttenwerke in Dillingen, Völklingen, Burbach, Brebach und Neunkir¬
chen beschäftigten 25 302 Arbeiter.9 Daneben gab es noch ein Eisenwerk in St. Ing¬
bert und einige Werke in Lothringen. Zwischen Berg- und Hüttenarbeitern gab es
kaum Fluktuation, da auch die Söhne meist den Beruf ihres Vaters anstrebten.10
Faßt man 11 preußische, bayerische und lothringische Kreise zusammen, so gab es
nach der Gewerbezählung von 1907 noch folgende wichtige Branchen: Mit 17 737
Arbeitern beschäftigte das Baugewerbe die drittgrößte Arbeiterzahl. Daneben gab es
weiterverarbeitende Industrie: Metallindustrie mit 13 974 Arbeitern, Maschinenbau
mit 7 775 Arbeitern und die Industrie der Steine und Erden ohne Glas- und
Keramikindustrie mit 8 265 Arbeitern. Die keramische Industrie mit ihren 6 800
Arbeitern lag mit den Werken von Villeroy & Boch, vor allem in Mettlach und
Merzig, und den Firmen in Saargemünd etwas am Rande des Industriegebietes,
während die Glasindustrie mit 6 143 Arbeitern auch im Kern des Saargebietes
vertreten war.11
In den Saarstädten spielte neben der weiterverarbeitenden Industrie vor allem das
Handwerk eine Rolle. Die Städte Saarbrücken und St. Johann bildeten das Dienstlei¬
stungszentrum des gesamten Saargebietes.
5 Ebda., S. 113.
6 Privatgrube Hostenbach: 1 030 beschäftigte Personen, ebda., S. 113; Steinkohlengruben im
Regierungsbezirk der Pfalz (Staatsgruben St. Ingbert und Mittelbexbach, Privatgrube Franken¬
holz und 2 kleine Gruben ohne Motoren): 4 069 Arbeiter, Jahresbericht der Gewerbeauf¬
sichtsbeamten 1913, S. 2363.
7 1913: 16 333 Arbeiter und 489 Beamten, ebda., 1913, S. 26 145; 1900: René Haby, Les
Houillères lorraines et leur région. Paris 1968, Bd. II, Doc. 28a.
8 Vgl. LA Saarbrücken Best. 564 Nr. 119: Abgang der Bergarbeiter zu fremden Bergbaubezir¬
ken bezw. Werken 1909-1918.
9 Jahresbericht der Gewerbeaufsichtsbeamten 1913, S. 1 575.
10 Alexander von Brandt, Zur sozialen Entwicklung im Saargebiet. Leipzig 1904, S. 142.
11 Berechnet nach: Statistik des Deutschen Reiches, Bd. 219. Es wurden die in den verschiedenen
Gewerbegruppen bzw. mehreren Gewerbearten beschäftigten Arbeiter für die folgenden Kreise
bzw. Bezirksämter zusammengezählt: Saarbrücken, Ottweiler, Saarlouis, Merzig, St. Wendel,
St. Ingbert, Homburg, Zweibrücken, Forbach, Saargemünd und Bolchen.
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