Full text: Das Saarrevier zwischen Reichsgründung und Kriegsende

nächsten Kapitel vorzustellenden KÄST. Zu den „Neuen“ gehörten mit einiger 
W ah rscheml ichkeit 
- die Rohstoffstelle, 
- ein zentrales Polizeidezernat, später in V a, allgemeine Polizei, und V b, Abwehr, 
geteilt, 
- und eine für die Presse und die sogenannte Aufklärung der Bevölkerung, d. h. für 
Propaganda, zuständige Sektion, die ab Mai 1917 als Abteilung „Vaterländischer 
Unterricht“, kurz V. U., firmierte und in mehrfacher Hinsicht Beachtung ver¬ 
dient.51 
Dies gilt insbesondere für ihren sehr agilen und nicht untalentierten Leiter, Oberleut¬ 
nant d. R. Emil Schmetzer, im Zivilberuf Volksschullehrer, der mit einer aus 
Pfarrern, Lehrern, Unternehmern, Arbeitervertretern, Politikern, Journalisten rekru¬ 
tierten Hilfs- und Rednertruppe eine rege Propagandatätigkeit aufzog, Vorträge, 
vaterländische Abende, Kampagnen für die Kriegsanleihe, Kriegervereinsappelle, 
Kinovorführungen, nationale Feierstunden mit (Sprech-)Chören, Fahnen und Fanfa¬ 
ren veranstaltete, Wochenendlehrgänge für die Obleute des Heimat- und Aufklärungs¬ 
dienstes im Korpsbereich und im Gouvernement Metz abhielt. Im Sommer 1917 
außerdem zum Leiter des Referats PR (Presse) der KÄST ernannt, sorgte er sicher 
dafür, daß der Saarbrücker „Bergmannsfreund“ ab 1. September 1917 wiederer¬ 
schien, und zwar unter seinem alten Redakteur, dem eigens dazu reklamierten 
Landwehrleutnant Theodor Vogel (1870-1942), der das Wochenblatt zur Hauspostil¬ 
le des Generalkommandos machte.52 
Daß das Große Hauptquartier sich von Februar 1917 bis März 1918 in Kreuznach, 
also im Korpsbereich, befand, ließ offenbar Schmetzer samt Aktivitäten rasch höheren 
Orts bekannt werden. Jedenfalls widerfuhr ihm die Ehre, seinen die Saararbeiter über 
ihre Verelendung nach einer Niederlage aufklärenden Spezialvortrag sozusagen als 
51 Zur Aufklärung u. zum Vaterländischen Unterricht vgl. allgemein Deist (wie Anm. 6) 
S. 287 ff., 803 ff., Daniel (wie Anm. 62) S. 250 ff., Müller (wie Anm. 12), Zur Saarbrücker 
Abt. V. U. bzw. Pr, die u. a. „Lehrgänge für den Heimatdienst im Bereich des Stellv. 
Gen.-Kdos. XXI u. XVI sowie des Gouvernements Metz“ (so am 26.-28. Febr. 1918) abhielt 
u. wohl auch beim Elsaß-Lothringer Heimatdienst (Roth (wie Anm. 26) S. 638 ff., Müller 
ebd. S. 344 ff.) mitwirkte, vgl. StadtA Saarbr. G Nr. 1552, 1951, Bergmannsfreund 1918 
S. 81 u. Vorträge für den Heimatdienst im Bereich des Stellv. GKdos des XXL u. XVI. 
Armeekorps sowie des Gouvernements Metz, 1918 (Druck, LA Saarbr. Inv. Nr. 3894, 
nachträglich ermittelt von Herrn Prof. Dr. H.-W. Herrmann). - Anschaulich schildert 
Landrat Sommer die „Aufklärungstouren“, die er ab Sept. 1917 meist mit dem kath. Pfarrer 
Lorenz Vogt aus Alsweiler durch die Dörfer des Kreises St. Wendel unternahm (MS S. 73 f., 
vgl. oben Anm. 8). 
51 Zu Th. Vogel, 1893-1914 u. 1917/19 Redakteur der Wochenschrift, 1906-1918 als Saar¬ 
brücker Satdtverordneter führend im nationalliberalen Wahlverein u. in der Dt. Vaterland¬ 
spartei, ab 1919 Geschäftsführer des Bundes der Saarvereine in Berlin vgl. L. Bruch,, Vor 
100 Jahren gegründet - Der Bergmannsfreund, in: Saarbrücker Bergmannskalender 1970, 
S. 78 ff., 81 ff., F. Jacoby, Die nationalsozialistische Herrschaftsübernahme an der Saar, 
1973, S. 36 f., 127, 203 f., D. Fricke (Hg.), Lexikon zur Parteiengesch., 1983, Bd. 1 
S. 278 ff. - Hinzuweisen wäre hier auch auf die in Saarbrücken gedruckte Feldzeitung der 
Armee-Abt. A, zuletzt „Feldzeitung für die Lothringer Front“ (Eis.-Lothringen. Heimatstim¬ 
men 12, 1934, S. 577 ff.). 
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