staatlichen Archiven in München und Stuttgart und dem Militärarchiv Potsdam
wiederfinden.6 Sehr fraglich ist, ob die Archive damaliger Rüstungs- und Kriegswirt-
schaftsbetriebe, etwa Gebr. Röchling/Völklingen, Stumm/Neunkirchen, Arbed/
Saarbrücken, Dillinger Hütte usw., noch einschlägiges Schriftgut verwahren.7 Man¬
ches befindet sich wohl noch in privater Hand. So gelangte - eine positive Überra¬
schung - der Nachlaß des ab Januar 1918 in Saarbrücken kommandierenden
Generals Fritz v. Unger (1862-1945) und, als dessen Kernstück, das persönliche
Kriegstagebuch vor 20 Jahren in das Freiburger Militärarchiv.8
Als reichlich sprudelnde, um so schlechter zu kanalisierende und zu erschließende
Quellengruppe erwies sich die amtliche und halbamtliche Drucksachenliteratur, von
den Amts- und Verkündigungsorganen der unterschiedlichsten Behörden und Verwal¬
tungssprengel bis zu den ad hoc edierten Sammlungen von Verordnungen und
Bestimmungen, wie den des Metzer Militärpolizeimeisters Bodenstein für das Gouver¬
nement der Festung Metz.9 Das gleiche gilt - trotz der Zensur - für die damals noch
sehr zahlreichen Lokalzeitungen, die bei den erwähnten Aktenlücken nicht selten eine
Art Ersatzüberlieferung anbieten. Ihre Auswertung ist halt ein mühseliges Unterfan¬
gen, dem offenbar nur mit EDV- bzw. quantitativen Methoden beizukommen ist.
Zum allgemeinen Forschungsstand wäre zu sagen, daß in der überbordenden Kriegs¬
literatur der 20er und 30er Jahre nur die Arbeiten einiger Verfassungs- und Militärju¬
risten oder ehemaliger Generalstäbler und Intendanten im Zusammenhang mit
Organisations-, Verwaltungs- und Ersatzfragen die stellvertretenden Generalkom¬
mandos berücksichtigen.10 Dies änderte sich erst, als nach 1945 der bislang apologe¬
6 Vgl. dazu W. Deist, Militär u. Innenpolitik im Weltkrieg 1914-1918, 1970, S. 67 f. (röm.),
358 ff.
7 Ungedr. Akten zur Kriegs- u. Nachkriegszeit erwähnen H. van Ham,, Beiträge zur Gesch.
der Aktiengesellschaft der Dillinger Hüttenwerke, 1935, S. 197 f. u. R. Nutzinger (Hg.), 50
Jahre Röchling Völklingen, 1931, Vorwort. Dem Schriftgut der rheinischen u. südwestdeut¬
schen Wirtschaftsverbände außerhalb des vernichteten Saarwirtschaftsarchives wäre noch
nachzugehen (vgl. W. Deist, wie Anm. 6).
8 BA-MA N 83/3. Leider konnte es für den Vortrag nicht mehr herangezogen werden, doch
wird in den Anmerkungen gelegentlich darauf verwiesen. Eine Edition der Eintragungen über
die Saarbrücker Zeit v. Ungers (Jan.-Nov. 1918) ist ins Auge gefaßt. - An weiteren ungedr.
Aufzeichnungen wurden bekannt: Dr. Hermann Sommer (1916/19 Landrat in St. Wendel),
Lebenserinnerungen, u. H. Weszkalnys (Saarbrücker Architekt u. Hptm. d. L. bei einer
mobilen Bahnhofskommandatur), Kriegstagebücher 1914-1918 (beide in Familienbesitz); vgl.
dazu: Aus dem Tagebuch eines Steigers, SZ v. 24. 5. 1957 Nr. 119 ff., Röchlings Saar¬
kampf-Biographie (wie Anm. 36) u. B. Trittelvitz, Meine Patienten, die Kumpels u. ich. 27
Jahre Arzt an der Saar, 1934, S. 84-136.
9 B. Bodenstein, Verordnungen für den Festungsbereich Metz seit Kriegsbeginn, Metz 1916.
Weiter Drucksachenpublikationen für Metz u. Diedenhofen erwähnt F. Roth (wie Anm. 31)
S. 599 f. Anm. 32 u. 35. - Dazu vgl. allgem. W. Deist, Zur Institution des Militärbefehlsha¬
bers u. Obermilitärbefehlshabers im Ersten Weltkrieg, in: Jb f. d. Gesch. Mittel- und
Ostdeutschlands 13/14, 1965, S. 232 f.
10 Vgl. u. a. H. Cron, Die Organisation des deutschen Heeres im Weltkrieg, 1923, ders.,
Gesch. des Deutschen Heeres im Weltkrieg 1914-1918, 1937, W. Dieckmann, Die
Behördenorganisation in der deutschen Kriegswirtschaft, 1937, A. Haldenwang, Feldver¬
waltung, Etappe u. Ersatzformationen, 1925 (Württ. Heer im Weltkrieg 15), M. Schwarte
(Hg.), Der große Krieg 1914/18, Bd. 8-10: Die Organisation der Kriegsführung, 1921/23,
E. v. Wrisberg, Erinnerungen an die Kriegsjahre, 2 Bde. 1921/22, neuerdings H. Fenske,
Die Verwaltung im Ersten Weltkrieg, in: Deutsche Verwaltungsgesch. 1984, Bd. 3
S. 866-908, bes. S. 871 ff.
150