gen-Diedenhofen „fiel nämlich auf 5,5 km - von Teterchen bis Hargarten - mit der
Bahn Teterchen-Bous zusammen“, weshalb das Reich noch die Strecke von Hargarten
bis Karlingen auf eigene Rechnung bauen ließ, um dadurch einen Anschluß an die von
Hagenau über Niederbronn nach Saargemünd führende Schienenstraße zu gewin¬
nen.24
Es ging nunmehr noch darum, von Teterchen aus eine Bahnverbindung mit Dieden-
hofen zu erreichen, um dadurch die bereits seit langem von den maßgebenden Kreisen
der Wirtschaft und der Administration Elsaß-Lothringens geforderte Strecke zu
realisieren. Bereits vor Ausbruch des deutsch-französischen Krieges französischerseits
konzipiert, um als Grenzbahn vor allem strategischen Interessen Frankreichs zu
dienen, legte man französischerseits nach Abschluß des Frankfurter Friedensvertrags
verständlicherweise keinen Wert mehr auf ihre Realisierung. Das Reich hingegen
entschloß sich, sie zu bauen, da dadurch vor allem wichtigen wirtschaftlichen
Interessen hervorragend entsprochen wurde. Sie sollte nämlich „die Ausbeutung der
zahlreichen Bergbau-Konzessionen in dem durchschnittenen Landesteile möglich
machen und den letzteren für den Verkehr in seinen industriellen und landwirtschaft¬
lichen Produkten aus der bisherigen Abgeschlossenheit herausziehen“.25 Die Realisie¬
rung der Strecke bedeutete eine erheblich kürzere Verbindung der Eisenerzgruben und
Hüttenwerke Lothringens und der Kohle des Saargebiets. Aufgrund des Vorschlags
der Reichseisenbahnverwaltung sollte sie über Anzeldingen direkt nach Bolchen
geführt werden, da dieser Verlauf billiger als andere in Erwägung gezogene Strecken¬
führungen bewerkstelligt werden konnte. Auf den Wunsch der Landesverwaltung hin
wurde sie jedoch über Busendorf und Freisdorf geführt, was eine Ausbuchtung der
Linienführung nach Norden erforderlich machte, um auch diese beiden Gemeinden an
den Eisenbahnverkehr anzuschließen. Am 1. Juni 1883 konnte die Linie dem Verkehr
übergeben werden, und zwar in eingleisiger Ausführung.26
Die französischerseits bis 1870 sowie deutscherseits zwischen 1871 und 1883
entstandenen Bahnen, die das Land sowohl in nord-südlicher als auch in west-östli¬
cher Richtung hervorragend erschlossen, was durch den Blick auf eine Eisenbahnkarte
bestätigt wird,27 trugen in erheblichem Maße dazu bei, die Minettevorkommen zu
erschließen und die sich aus ihrer Hebung und Verarbeitung ergebenden Massentrans¬
porte zu bewältigen.
Mit dem am Saarland bzw. an der saarländischen Kohle, darüber hinaus am
Rhein-Ruhr-, am Mittelrhein- und am Rhein-Maingebiet maßgeblich orientierten
Eisenbahnbau in Lothringen seit 1871 wurde deutscherseits wirtschaftspolitischen
Vorstellungen entsprochen, die vor allem eine Einbeziehung der lothringischen
Minette in das deutsche Wirtschaftsgefüge zur Grundlage hatten. Bereits im Zusam¬
menhang mit den noch während des deutsch-französischen Krieges diskutierten
Annexionen waren sie formuliert worden. Als nämlich dem am 14. August 1870
24 Vgl. hierzu Reichsgesetz vom 8. 5. 1878.
25 Verhandlungen des Landesausschusses, VI. Session, 1879, Vorlage Nr. 7.
26 Vgl. hierzu L. Strauß, a. a. O., S. 56.
27 Vgl. hierzu W. Nietmann, Atlas der Eisenbahnen des Deutschen Reiches, Straßburg 1S1897,
Karte 13.
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