Full text: Das Saarrevier zwischen Reichsgründung und Kriegsende

bisherigen engen Verflechtungen auf wirtschafts- und verkehrspolitischem Gebiet mit 
Frankreich zu lockern. Dieses Unterfangen widersprach allerdings den seit Jahrhun¬ 
derten bestehenden Handels- und Wirtschaftsbeziehungen zwischen dem Saarraum 
und dem östlichen Frankreich. So war Saarbrücken stets ein bedeutender Umschlag¬ 
platz für den Transithandel vor allem vom Landweg zur Saar. Neben Salz aus 
Lothringen sowie Holz trat bereits im 16. Jahrhundert Kohle als Massengut, die vom 
sog. Kohlrech aus verfrachtet wurde.173 
Der Integration Lothringens in das Reich sollte die Linie Dieuze-Bensdorf dienen, 
deren Bau 1878 beschlossen wurde;18 ebenfalls der Übergang des Streckenabschnitts 
Chateau-Salins-Saaralben aus dem Besitz der Lothringischen Eisenbahngesellschaft in 
den des Deutschen Reiches.19 
Was die Linie Dieuze-Bensdorf betrifft, so sei darauf hingewiesen, dal? sie die 
Fortsetzung der schon seit 1864 in Betrieb stehenden Strecke von Avricourt, das seit 
1871 Grenzort war, nach Dieuze darstellte. Für das Städtchen Dieuze, das durch seine 
chemischen Betriebe für die Produktion von Soda, Alaun und Schwefelsäure sowie 
seine schon von den Kelten und Römern benutzten Salinen erhebliche wirtschaftliche 
Bedeutung besaß, war die direkte Schienenverbindung über Bensdorf und Saaralben in 
das Saargebiet hinein einmal für den kostengünstigen Steinkohlenbezug, sodann für 
den bequemen Abtransport der in und im Einzugsbereich des Städtchens produzierten 
Erzeugnisse von großer Bedeutung. Die Verbindung von Bensdorf nach Avricourt 
wurde durch diese Ergänzungsstrecke um 20 km kürzer, eine Tatsache, die sich auf 
den Warenaustausch vor allem mit dem Saargebiet bzw. den Bezug von Saarkohle 
verbilligend und daher positiv auswirkte. Ebenfalls der lokale Verkehr zog aus der 
Ergänzungsstrecke Vorteile.20 
Die am 1. Mai 1882 eröffnete Strecke Dieuze-Bensdorf war mit Reichsmitteln erbaut 
worden.21 Durch Reichsgesetz vom 9. Juli 1879 war die Herstellung einer Linie von 
Niederbronn über Saargemünd nach Diedenhofen verfügt worden.22 In ihr handelte es 
sich um eine Verbindung, die ihre Projektierung bereits in der Zeit vor 1871 erfahren 
hatte. Bei Ausbruch des deutsch-französischen Krieges 1870 war sie schon bis 
Karlingen ausgeführt worden, doch betrieben wurde sie nur bis Beningen, eine Station 
der Linie von Metz über Remilly und Forbach nach Saarbrücken. Wesentliche 
Förderung des letzten Streckenabschnitts der Bahnlinie Niederbronn-Saarge- 
münd-Diedenhofen, der Strecke Karlingen-Diedenhofen, erfuhr diese durch den vom 
Reich aufgrund des Reichsgesetzes vom 21. Mai 1879 genehmigten Bau der strate¬ 
gisch wichtigen Bahn Teterchen-Bous, Fortsetzung des bereits mehrfach erwähnten 
Schienenweges von Courcelles nach Teterchen.23 Die projektierte Strecke Karlin- 
17aVgl. hierzu Hanns Klein, Saarbrücken, in: Ludwig Petry (Hrsg.), Rheinland-Pfalz und 
Saarland. Handbuch der Historischen Stätten Deutschlands, 5. Bd., Stuttgart 31976, S. 320. 
18 Vgl. hierzu Bericht des Reichstags, 2. Legislaturperiode, II. Session, 1878, S. 656. 
19 Bereitgestellt wurden für den Kauf aus Reichsmitteln 4 405 515 Mark (L. Strauß, a. a. O., 
S. 54). 
20 Vgl. hierzu L. Strauß, a. a. O., S. 54. 
21 ebd. 
22 ebd. 
23 ebd. 
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