Full text: Das Saarrevier zwischen Reichsgründung und Kriegsende (18)

Mark. In den folgenden Jahren verlangsamte sich zwar der Anstieg, setzte sich aber 
bis 1879 fort.71 
Den beachtlichen Kreditbedarf der Wirtschaft, Zeichen für eine hohe Investitionsbe¬ 
reitschaft, dokumentiert das Niveau der diskontierten Wechsel, Es erreichte 1873 
36,8 Mio. Mark. Sechs Jahre später hatte sich das Volumen mehr als gedrittelt, auf 
gerade 11,2 Mio. Mark. Der Wechselumsatz insgesamt reduzierte sich im gleichen 
Zeitraum um rund die Hälfte;72 deutliche Hinweise auf die wirtschaftliche Abküh¬ 
lung. 
Die Informationen über die Privatbanken sind äußerst spärlich. Das 1872 in 
Saarbrücken gegründete Bankhaus Lazard, Brach % Co. überstand die Durststrecke 
einigermaßen unbeschadet, arbeitete stets mit Gewinn und wies nur 1879 einen 
größeren Posten zweifelhafter Debitoren aus. An der Finanzierung industrieller 
Neugründungen scheint es freilich nicht beteiligt gewesen zu sein.73 
Das alteingesessene Saarbrücker Bank- und Handelshaus Gebrüder Haldy brachte 
1881 immerhin die Mittel auf, das in Konkurs gegangene Völklinger Eisenwerk zu 
ersteigern, dem es zuvor gegen hypothekarische Sicherheit Betriebsmittel vorgeschos¬ 
sen hatte.74 
Besser belegt ist der Geschäftsverlauf, weil öffentlich-rechtliche Institute, bei den 
Sparkassen. Von den fünf seinerzeit auf preußischem Gebiet arbeitenden Kreisspar¬ 
kassen mußte allein diejenige des hochindustrialisierten Kreises Saarbrücken im Jahr 
1877 einen Rückgang des Einlagenbestandes, und zwar um circa 4 %, verkraften. 
Verantwortlich dafür waren weniger die gegenüber dem Vorjahr um etwas mehr als 
10 % geschrumpften Neueinlagen als vielmehr die um rund 40 % emporschnellenden 
Abhebungen; Indiz dafür, daß die Sparer zur Bestreitung von Ausgaben verstärkt auf 
ihre Rücklagen zurückgreifen mußten, ohne allerdings ihre Konten ganz aufzulösen; 
denn gleichzeitig stieg die Zahl der Konten weiter an. Zu Liquiditätsengpässen kam es 
nicht.75 
Bei den übrigen vier Sparkassen läßt sich eine ähnliche Tendenz beobachten. 
Gleichwohl zeigt sie sich weniger stark ausgeprägt und mündete in keinem Fall in ein 
Sinken des Einlagenbestandes. Ein Vergleich der Jahre 1869 und 1879 ergibt ein 
vielfaches Einlagenwachstum bei allen Instituten: in St. Wendel und Merzig um mehr 
71 JHK 1871 ff.; M. Pohl, Die Geschichte der Saarländischen Kreditbank Aktiengesellschaft, 
Saarbrücken 1978, S. 28 f.; 125 Jahre Währungsgeschichte an der Saar 1859-1984, Saarbrük- 
ken 1984, S. 24 ff. Im Jahr 1871: 4 338 Wechsel mit einem Volumen von 4,5 Mio. Mark; 
1873: 8 490 Wechsel mit einem Volumen von 10,2 Mio. M.; 1879: 12 323 Wechsel mit 
einem Volumen von 15 Mio. M. 
72 JHK 1871-1879; Wechselumsatz 1872: 32,7 Mio. M.; 1873: 47,1 Mio. M.; 1879: 26,4 Mio. 
M. 
73 M. Pohl, Saarländische Kreditbank, S. 25 f., 32. 
74 A. Tille, Haus Röchling, S. 192-196; vgl. dazu auch Anm. 50. 
75 P. Thomes, Die Kreissparkasse Saarbrücken (1854-1914), Saarbrücken 1984, S. 136 ff. 
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