Full text: Das Saarrevier zwischen Reichsgründung und Kriegsende (18)

Die evangelische Kirche in Herrensohr bei Dudweiler wurde 1903-10 von Architekt 
Eduard Arnold aus Aachen erbaut. Ein Umbau durch H. O. Vogel (Trier) teilte 1973 
den Raum in Kirche und Pfarrheim.37 Das Kirchengebäude steht im Zusammenhang 
jener neuen Romantik um die Jahrhundertwende, da man unsymmetrische Formen 
pflegte und ein gewisses „dörfliches“ Erscheinungsbild selbst in Städten und Industrie¬ 
revieren liebte. 
Mit der St. Sebastians-Kirche in Püttlingen (1907-09) hat Wilhelm Hector die größte 
seiner Kirchen im Saarland bauen können.38 Hier wurde ihm endlich die Gelegenheit 
gegeben, einen aufwendigeren Bau zu realisieren; vielleicht waren auch die wirtschaft¬ 
lichen Verhältnisse zu dieser Zeit in Püttlingen günstig. Es handelt sich um eine 
Querschiffsbasilika mit Doppelturmfassade und einem dreiapsidialen Chorschluß. Bei 
diesem Bau im romanischen Stil konnten sogar je eine Zwerggalerie an der Hauptapsis 
und an der Fassade verwirklicht werden. Auch die Bauzier fand gebührend Raum. - 
Das Innere überrascht durch seine Weite. (Abb. 11). Das gilt für die Breite des 
Mittelschiffes, das gilt auch für die raumaufweitende Gestalt der Vierung und die 
Einteilung der Gewölbejoche: im Chor und im Langhaus werden je zwei Seitenschiffs¬ 
joche im Sinne des „gebundenen Systems“ von einem Mittelschifsgewölbejoch zusam¬ 
mengefaßt. Dieses System wäre eigentlich noch ganz im Sinne der mittelalterlichen 
Hochromanik zu verstehen; aber die Raumproportionen sind doch die des späten 
19. Jahrhunderts! Bei einer Restaurierungsmaßnahme konnten die dekorativen Wand- 
und Gewölbemalereien wieder hergestellt werden. Die Sebastianus-Kirche kann sich 
rühmen, noch einen der wenigen neoromanischen Baldachinaltäre des Rheinlandes zu 
besitzen. 
Die Heilig-Sakrament-Kirche in Dillingen, geplant 1906-07, erbaut 1910-13 im 
romanischen Stil, ist das bedeutendste Werk des Trierer Architekten Peter Marx.39 Sie 
zählt zu den größten historistischen Kirchen der Diözese Trier. (Abb. 12). Nachdem 
1906 W. Hector einen Plan eingereicht hatte,40 brachte der Wechsel im Pfarramte 
auch einen Wechsel des Architekten mit sich: der neue Pfarrer Dr. Matthias Prior, bis 
1907 Geheimsekretär bei Bischof Michael Felix Korum, hatte keinen Gefallen an 
Hectors Plan und betraute 1908 Peter Marx,41 der ihm auch persönlich bekannt war, 
mit der Neuplanung. Bischof Korum selbst legte den Grundstein (1911) und nahm 
auch die Konsekration vor (1913). Die Fassade ist als Doppelturmfassade mit 
37 R. Saam, Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde Herrensohr. Hg.: Evangelische 
Kirchengemeinde Herrensohr, in: 75 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Herrensohr. Dud¬ 
weiler 1979. 
38 Handbuch (wie Anm. 3), S. 837. - Busse (wie Anm. 19), S. 142, 149. 
39 Handbuch (wie Anm. 3), S. 179. - Die neue Kirche in Dillingen/Saar, hg. von M. Prior, mit 
einem Beitrag von Architekt Peter Marx. Dillingen 1913. - Handbuch (wie Anm. 3), S. 279. 
Kirchenchronik anläßlich des 50. Jahrestages der Konsekration der katholischen Pfarrkirche 
Hl. Sakrament Dillingen/Saar. Hg. vom Kath. Pfarramt. Dillingen 1963. - Ronig (wie 
Anm. 30), S. 262 f., Abb. 99 f. - Kirchenführer Hl. Sakrament Dillingen/Saar von M. Kost¬ 
ka. Dillingen 1987. - M. Kostka, Peter Marx, ein Trierer Kirchenbaumeister zwischen 
Historismus und Moderne. Diplomarbeit an der Theologischen Fakultät Trier 1989, S. 11, 
33 f., 79 f., Abb. 20-24. 
40 Ronig (wie Anm. 30), S. 263. 
41 Kostka, Marx (wie Anm. 39), S. 11, Anm. 20, 31. 
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