Full text: Das Saarrevier zwischen Reichsgründung und Kriegsende

Hans-Walter Herrmann 
Das Saarrevier zwischen Reichsgründung und Kriegsende 
(1871-1918)* 
I. Zur Abgrenzung des Themas 
Mir ist die Aufgabe zugefallen, in die Thematik unserer Tagung einzuführen und den 
Stand der Forschung in einigen Bereichen zu skizzieren. Die zeitliche Begrenzung 
„zwischen Reichsgründung und Kriegsende“ erscheint auf den ersten Blick als die 
Übertragung einer aus der allgemeinen deutschen Geschichte geläufigen Epoche auf 
die Geschichte der hiesigen Region. Gewiß trifft dies für manche Entwicklungen der 
Innenpolitik, der Sozial- und Wirtschaftspolitik zu. Doch ergeben sich aus der 
Geschichte der Saargegend selbst Fakten, die die Abgrenzung des Zeitabschnittes 
zwischen 1871 und 1918 rechtfertigen. Dies bedarf für das Endjahr 1918, das mit 
dem Zusammenbruch des wilhelminischen Kaiserreiches die temporäre Lösung des 
Saarindustriereviers aus dem deutschen Staatsverband und damit die teilweise Ver¬ 
wirklichung eines Teiles der französischen Kriegsziele ermöglichte, keiner eingehen¬ 
den Erläuterung. Für den Beginn, die Wende der 1860er/1870er Jahre, erscheinen 
mir einige Bemerkungen angezeigt. Die Anbindung des Reviers an ein neuzeitliches 
Verkehrsnetz und die Konzentrierung der Montanindustrie auf das mittlere Saartal 
sind im wesentlichen vor diesem Zeitpunkt abgeschlossen. Die Verlegung der 
deutsch-französischen Staatsgrenze vom Saargau und dem Südrande des Warndts auf 
die Flöhen westlich der Mosel und den dadurch bedingten Wegfall der bisherigen 
Grenzlage zugunsten einer Binnenlage halte ich für die wichtigsten Faktoren. Sie seien 
kurz erläutert. 
Schon vor 1870 waren die Eisenbahnverbindungen über Ludwigshafen nach Süd¬ 
deutschland (1849/50), über Kreuznach ins Rhein-Main-Gebiet (1860), über For- 
bach-Metz nach Frankreich (1852), über Saargemünd ins Elsaß (1870) fertiggestellt 
worden.1 Lediglich die Anbindung an den Raum Köln-Düsseldorf mit Anschlußmög¬ 
lichkeiten an die belgischen und niederländischen Nordseehäfen erfolgte in den 
1870er Jahren (Eifelbahn Trier-Köln 1871 und Strecke Trier-Koblenz 1879).2 Die 
* Der Aktualität willen wurden einige zwischen der Tagung in Dillingen und der Drucklegung 
dieses Bandes herausgekommene Neuerscheinungen in Text und Anmerkungsapparat einge¬ 
arbeitet, allerdings nicht mehr: Das Saarland, Band 1: Beharrung und Wandel in einem 
peripheren Grenzraum; Band 2: Die Saar - eine Flußlandschaft verändert ihr Gesicht. Eine 
Sammlung von Einzelbeiträgen, zahlreiche Karten und Abbildungen, Vorschläge für Exkur¬ 
sions- und Ausflugsrouten. Aus Anlaß des 47. Deutschen Geographentages im Oktober 1989 
in Saarbrücken, hrsg. von D. Soyez, W. Brücher, D. Fliedner, E. Löffler, H. Quasten 
und J. M. Wagner, Saarbrücken 1989. 
1 Hoppstädter, Kurt, Die Entstehung der Saarländischen Eisenbahnen, Saarbrücken 1961. 
(Veröffentlichungen des Instituts für Landeskunde des Saarlandes Bd. 2). 
2 Hoppstädter, Kurt, Die Entstehung des Eisenbahnnetzes im Moseltal und in der Eifel, nach 
den Akten des Staatsarchivs Koblenz bearbeitet, 1963, der erste Teil dieser hektographischen 
Arbeit wurde posthum von der Bundesbahndirektion Saarbrücken veröffentlicht: ders., Die 
Eisenbahnen im Moseltal nach den Akten des Staatsarchivs Koblenz, hrsg. von der Bundes¬ 
bahndirektion Saarbrücken, Saarbrücken 1973. Zur Geschichte der Saarländischen Eisenbah¬ 
nen vgl. auch Harrer, Kurt, Eisenbahnen an der Saar. Eineinhalb Jahrhunderte Eisenbahnge¬ 
schichte zwischen Technik und Politik, Düsseldorf 1984. 
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