Die Herkunft des Wortes Bracken ist unklar: Nach DWB 1, 63 und 2, 125f.
ist Bracken zu lat. brac(c)hium ,Arm4 zu stellen (vgl. auch Frings/Müller
1968, 125f.).59 Den Grund hierfür dürften die langen Schlingarme der Pflan¬
zen abgegeben haben. Außerdem sind Nachkömmlinge von lat. brac(c)hium
im Galloromanischen als ,Wickelranke der Rebe1 bezeugt (POST 1982, 163f.
und 127f.; FEW 1, 485f.), wobei die französische Bedeutung ,Wickelranke
der Rebe4 erst seit dem 16. Jahrhundert nachzuweisen ist (FEW 1, 485f.). Da
lat. brac(c)hium im Galloromanischen afrz. braz, frz. bras ,Arm‘ ergibt, muss
man mit einem frühen Lehnwort rechnen, das sich mit der speziellen Bedeu¬
tung ,brombeerartige Dornenschlingptlanzen1 aus dem Saar-Mosel-Raum
nach Norden ausgebreitet hat (POST 1982, 162ff). Die im Niederdeutschen
belegten Formen mit einfachem -k- (siehe oben und unter Punkt C) sind nach
FRINGS/MÜLLER 1968, 126 etymologisch anders einzuordnen und daher von
lat. brac(c)hium abzutrennen.
Lerchner 1965, 44 geht nicht von einer lateinischen Entlehnung aus und
stellt Bracken PI. ,brombeerartige Dornenschlingptlanzen1 zum Verb anord.
braka sw. V. ,krachen, lärmen; knistern1,60 Grundform germ. *brak-a-, junge
-ön Bildung zum starken Verb got. brikan, aengl. asächs. brekan, ahd.
brechan ,brechen, zerbrechen1 (vgl. Torp/Falk 277; Seebold 1970, 132ff.;
De VRIES 1961,53 und 65).
Die dialektale Verbreitung des Lemmas ist jedenfalls in einem nordisch¬
englisch-südniederländisch-rheinisch-niederdeutschen Zusammenhang zu in¬
terpretieren.
C. Bracken PI. ,brombeerartige Dornenschlingptlanzen4 ist im deutschen
Sprachgebiet im Niederdeutschen, im südlichen Rheinfränkischen, im Luxem¬
burgischen, Lothringischen und Hessischen belegt.
Das RHEIN WB 1, 898f. verzeichnet Bracken f. PI. ,mit Dornen versehene,
brombeerartige Schlingpflanzen; cirsium lanceolatum und arvense; carduus
nutans und eryngium campestre4 (im Rheinfränkischen; Formen mit -ag-
Kreuznach, Meisenheim, Simmern, mit -ax- Wiebelskirchen, mit -qk- Saar-
louis-Busendorf). Für Rheinhessen belegt CRECELIUS 195 Bracken PI. ,Dis¬
teln“'; Vilmar 50 führt Brake m., gewöhnlich PI. Bräken ,Domreiser, welche
zum Ausbessern der Hecken benutzt werden4 aus dem westfälischen Hessen
an. ln Rheinhessen sind Flurnamen belegt, die wahrscheinlich Bracken PI.
,brombeerartige Schlingpflanze4 zuzuordnen sind (nach Frings/Müller
1968, 125f. ist das Wort im Gebiet Kreuznach belegt), vgl. 1314 hinder
Brakenberge oder 1375 off brackenberge (Gau-Bickelheim, früher Äcker und
Weinberge, heute Weinberge), wobei diese Flurnamen jedoch möglicherweise
* Zur vielfältigen Heteronymik der Weiterbildungen von lat. brac(c)hium in den
deutschen Mundarten vgl. Post 1982, 127f.
60 Der Übergang über die Akustik ist aber eher unwahrscheinlich.
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