nem -/-Suffix und -s(s)- < -ct-t- (EWA 2, 84f.).30 32 Trotz dieser Erklärungs¬
versuche bleibt die Etymologie des Wortes noch dunkel.
Zahlreiche ältere Siedlungsnamen weisen anscheinend ein Bestimmungs¬
wort vom Typ biese auf. Vgl.:
(1) Biessenbeek, Gde. Losser (NL, Prov. Overijssel): 12. Jh. Besbeke
(Förstemann II, 1,473f.);
(2) tBisachten bei Enniger, Stadt Ennigerloh (Kr. Warendorf): 1181
Bisehten (ebd.);
(3) Besenthal (Kr. Herzogtum Lauenburg): 1230 Besendale (Laur 1992,
152).
Nhd. Biese f. ,eingelegte Schmucknahf ist aus dem Niederdeutschen oder
Niederländischen über spätmnd. bise ,Einfassung, Rocksaum1 entlehnt und
bildet damit keine unmittelbare Fortsetzung von mhd. biese (EWA 2, 84f.;
Kluge 12): Mnl. bies(e) f. bedeutet sowohl ,Binse4 als auch ,Nahtbesatz4
(MnlHdWb 98), ebenso wie nnl. bies f. (WNT II, 2, 2553ff. und 2556).
N1. buis f. ,Binse4 und die ostniederländischen Nebenformen mit -ö- wer¬
den auf germ. *beusjö zurückgeführt, '1 LERCHNER 1965, 30 hält jedoch den
Vokalismus der ostniederländischen Formen noch für problematisch.
C. Das Wort Biese kommt in genau bestimmbaren Arealen vor: Seine Verbrei¬
tung ist auf den kontinentalen Nordwesten beschränkt und erfasst die friesi¬
schen, niederländischen, rheinischen und niederdeutschen Gebiete. Südlich
lässt sich Biese über Lothringen bis an die Saar verfolgen: Dieses Ver¬
breitungsgebiet repräsentiert den südlichsten Grenzsaum des Biese-Vorkom¬
mens. Die Bedeutung des Wortes ist meistens Binse, wobei die Mundart¬
wörterbücher gelegentlich auch noch zwischen Juncus und Scirpus unterschei¬
den: Mit Juncus wird die Hauptgattung der Binsengewächse bezeichnet, die
durch Arten vertreten wird, die meist auf feuchtem Boden wachsen (MARZELL
2, 1057ff); mit Scirpus bezeichnet man Pflanzen, die zu den Riedgräsern ge¬
hören und die an fließenden und stehenden Gewässern wachsen (MARZELL 4,
164ff), ln den niederdeutschen Mundarten steht biese in Konkurrenz mit
rusch als heutige Bezeichnung für die Binse. '2 Eine Darstellung der Synony¬
mik des Namentyps Binse und seiner wortgeographischen Zusammenhänge in
den niederdeutschen Mundarten bietet Schopeiaus 1967, 73-100.
ln Schleswig-Holstein erscheint Biese ,Binse4 lautgerecht als Beis, Bes f.:
'(l Wenig befriedigend bleibt der etymologische Versuch von Franck/Van Wijk. 63,
wonach Biese über *bewasö aus idg. *bhewä- ,wachsen4 abzuleiten ist.
31 Schönfeld/Van Loey 75 und 78; Felix Wortmann: As. iu > ö: in den östlichen
Niederlanden und im westlichen Westfalen, in: Drimaandelijske Bladen 15 (1963),
139-159.
32 Schophaus 1967, 96f.
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