Sprachgebietes rezent ist, also eine junge Entwicklung darstellt/ '1 Dass es ge¬
rade die Flurnamen waren, die als Materialgrundlage zur Beschreibung der
wortgeographischen Stellung des Saar-Mosel-Raumes herangezogen wurden,
hängt mit deren besonderen Eigenschaften zusammen, die der appellativische
Wortschatz nicht oder nur bedingt hat und die diese Denotatklasse für Unter¬
suchungen mit historisch-geographischem Ansatz wie die hier vorliegende als
besonders geeignet erscheinen lassen: Das in den Flurnamen enthaltene und
konservierte Wortgut gehört zur sprachlichen Grundschicht, es lässt sich ein¬
deutig datieren und lokalisieren und es bildet oft ein dichtes Belegnetz." ''
Bei der Auswahl der zu behandelnden Namenwörter stand nur teilweise
Spezialliteratur als Hilfsmittel zur Verfügung, in der die wortgeographische
Dimension eines Namenwortes beschrieben war. Als besonders ergiebig für
den Bereich der ,Nordwörter1 haben sich dabei die Studien zum nordwestger¬
manischen Wortschatz von Gotthard LERCHNER (1965) erwiesen. Viele der
dort besprochenen Namenwörter fanden sich auch im Datenbankmaterial des
ASFSL und konnten daher in die Wortliste aufgenommen werden. Ferner
wurden die wichtigsten Wörterbücher für die deutschen Mundarten, Fluma-
menarbeiten, etymologische Werke und Forschungsliteratur herangezogen.
Manches behandelte Namenwort fand sich auch erst im Laufe der Arbeit mit
den Datenbeständen des ASFSL. Es versteht sich von selbst, dass auf diese
Weise keine vollständige Erfassung aller im Saar-Mosel-Raum vorkommen¬
den ,Nordwörter1 oder ,Südwörter' möglich war. Eine lückenlose Erfassung
sämtlicher relevanter Namenwörter hätte eine komplette Etymologisierung der
gesamten Datenbestände des ASFSL erfordert, was angesichts der Anzahl der
vorhandenen Datensätze jeden Zeitrahmen gesprengt hätte. Dennoch ist auf
die oben beschriebene Art und Weise ein Katalog wichtiger ,Nordwörter4 und
,Südwörter4 zustande gekommen, die in der vorliegenden Studie eine ausführ¬
liche Behandlung erfahren haben und die als repräsentativ im Sinne der Frage¬
stellung des Projektes ,Nordwörter4 und ,Südwörter4 angesehen werden kön¬
nen."'1'’ Für die Gruppe der ,Nordwörter4 sei in diesem Zusammenhang exem¬
plarisch das hinsichtlich seiner Etymologie noch nicht sicher gedeutete Na¬
menwort *(h)lär- (Namenartikel Nr. 15), das im Saar-Mosel-Raum außer in
Flurnamen auch in sehr alten Siedlungsnamen vorkommt, und für die Gruppe
der ,Südwörter4 das im Untersuchungsraum sehr früh belegte Namenwort
Matte (Namenartikel Nr. 42) erwähnt.
Im Auswertungsteil der Studie wurden die im Namenkatalog enthaltenen
Namenwörter einer zusammenfassenden Analyse im Hinblick auf Phonologie,
Morphologie und Semantik unterzogen. Bei der lautlichen Analyse wurden
insbesondere solche Phänomene berücksichtigt, die für den Saar-Mosel-Raum
531 Vgl. Kapitel 1.7.
532 Vgl. Kapitel 1.5.
533 Vgl. Kapitel 1.4.
440