Full text: 'Nordwörter' und 'Südwörter' im Saar-Mosel-Raum (42)

V. 7519f.: Da mit sich der hinckende zieret, / Der schele, der hoberechte, 
¿/er ungeformieretD 
Die Tatsache, dass gerade das nicht sehr häufig belegte, in oberdeutschen Zu¬ 
sammenhängen stehende Wort Hofer, das im Saar-Mosel-Raum in der Form 
Howert zur Bildung von Flurnamen verwendet wurde, in der Berleburger Vers- 
übersetzung der Pilgerfahrt des träumenden Mönchs und außerdem im Werk 
der Elisabeth von Nassau-Saarbrücken vorkommt, kann als wichtiges Indiz für 
die Lokalisierung der anonym überlieferten PTM-Übersetzung und die Klärung 
der Verfasserfrage dienen, wie im Folgenden zu zeigen sein wird. 
Eine Untersuchung der Graphien und des Lautstands nach den Reimen von 
PTM (b) durch Fritz Goetze"24 hat nach der Interpretation der Befunde durch 
den Autor der Studie eine Verortung des Werkes im nördlichen Teil des 
Rheinfränkischen erwiesen. GOETZE denkt dabei an den hessischen Raum. 
Seine Ergebnisse, z. B. Assimilation von Id > //, ¿/-Rhotazismus, Gutturali- 
sierung von nd zu ng, Entwicklung von ft zu cht, Schwund des h in der Ver¬ 
bindung ht etc., treffen aber auch, wie HAUBR1CHS 2002, 553 und 2007a, 165 
feststellte, „für das nordwestliche Rheinfränkische in Lothringen, Saarland 
und Hunsrück im unmittelbaren Grenz- und Übergangsraum zum Moselfrän¬ 
kischen in gleichem, vielleicht bei manchen Kriterien wie der Gutturalisierung 
und dem /?-Schwund in höherem Maße“ zu.52" Daher scheint es angezeigt, den 
Lautstand von PTM (b) nochmals einer genaueren Untersuchung zu unterzie¬ 
hen und darüber hinaus auch den Wortschatz des Werkes detailliert zu unter¬ 
suchen, und die mit lautgeographischen Methoden gewonnenen Ergebnisse 
mit Befunden wortgeographischer Untersuchungen zu konfrontieren. Als Ver¬ 
gleichsmaterial können zwei erhaltene Prosafassungen der Pilgerschaft heran¬ 
gezogen werden. Es handelt sich um die Darmstädter (d) und die Hamburger 
(h) Prosafassung, beide aus dem mittleren bzw. späteren 15. Jahrhundert, 
PTM (d) und (h) sind von einer verlorenen Prosafassung (x) abhängig, die ge¬ 
genüber der Verfassung auf die französische Vorlage zurückgreift.526 Ein ers- 
523 Das Adjektiv ist ferner belegt in: V. 9347: Widermachte, gedreget und hoberecht - 
V. 10249: Ist der durch den hoberet sint da - V. 10253: Die alle ding hoberet ma¬ 
chet - V. 10289: Dann als lange ich hoberet bin auch - V. 10290: Die die da 
hoberet sint - V. 10294: Bij yrer regeln sint sij hoberecht - V. 10300: So du auch 
mvner hobereter einer wirdst - V. 10325: Der dielude hofferecht machet - V. 
12163: Der do machet hoberet des meres gront. 
'24 Untersuchungen über die Pilgerfahrt des träumenden Mönchs (Berleburger Hand¬ 
schrift), Marburg 1934, hier 53. 
525 Auf die Ausbreitung des /?-Schwundes bis in den Saar-Mosel-Raum und dessen Er¬ 
halt in den rezenten Mundarten weisen schon Will 1932, 88-90 und Haubrichs 
1999b, 113f. hin. 
26 Ein Stemma der Überlieferung findet sich in Haubrichs 2002, 547; Ders. 2007a, 
161. 
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