Sehile, die Geschichte der unschuldig des Ehebruchs verdächtigten (angebli¬
chen) Frau Karls des Großen und zugleich Jugendgeschichte von Ludwig,
Sohn Karts. In ihrem Prosaroman von der Königin Sibille verwendet Elisabeth
in der Beschreibung des missgestalteten Zwerges, dessen hinterhältiger Ra¬
cheakt die Königin in größte Schwierigkeiten bringt, das Wort in der Bedeu¬
tung ,Höcker, Buckel1: Er hat ouch den hoffer beyde hinden vnd vorne / vnd
syne beyne waren beyde als siecht / als eyn sichel.520
Ferner ist Hofer in einem weiteren literarischen Werk aus frühneuhoch¬
deutscher Zeit belegt, der Pilgerfahrt des träumenden Mönchs (PTM). Vorla¬
ge der deutschen Versionen von PTM ist die erste Fassung der umfangreichen,
in zahlreichen Handschriften und Drucken überlieferten und in verschiedene
Sprachen übersetzten Traumallegorie Pèlerinage de vie humaine von Guil¬
laume de Digulleville. Verfasst wurde das Werk um 1330/31 in der Abtei
Châlis im Département Oise: die zweite Redaktion entstand um 1355. Die
Pilgerfahrt des träumenden Mönchs oder - wie es eigentlich heißen müsste -
die Pilgerfahrt des menschlichen Lebens ist eine in die Form einer Traumalle¬
gorie gekleidete Summe katechetischen Wissens, die vom Autor als religiöse
Antwort auf seine Lektüre des beliebten allegorischen Roman de la Rose, ei¬
nen Liebesroman, bezeichnet wird. Im deutschen Sprachraum gab es zwei
verschiedene Übersetzungen der ersten Redaktion der Pèlerinage de vie hu¬
maine'. die Kölner Versübersetzung von etwa 1430 des ehemaligen Sekretärs
des Herzogs Louis d'Orléans, Peter von Merode, des späteren Stiftsherrn zu
Köln und Domherrn zu Lüttich, sowie die anonyme Berleburger Versüberset¬
zung der Pilgerfahrt des träumenden Mönchs, von jetzt ab PTM (b) genannt,
aus dem 15. Jahrhundert. In der Berleburger Versübersetzung von PTM wer¬
den das Substantiv hoher ,Höcker, BuckeP und das davon abgeleitete Adjek¬
tiv hoberecht, hoberet, hofferecht ,bucklig1 jeweils mehrfach zur Beschrei¬
bung verunstalteter Figuren verwendet, so beispielsweise:''1
V. 9121 ff.: Sag ich nye hesselicher dier. / Hinckende, gedreget, und den
hoher schier / hatte sij und drug an.52~
2,1 Hermann Tiemann (Hg.): Der Roman von der Königin Sibille in drei Prosafassun¬
gen des 14. und 15. Jahrhunderts. Mit Benutzung der nachgelassenen Materialien
von Fritz Burg (Veröffentlichungen aus der Staats- und Universitätsbibliothek
Hamburg; 10), Hamburg 1977, 119, Z. 36f.
521 Aloys Bömer (Hg.): Die Pilgerfahrt des träumenden Mönchs. Aus der Berleburger
Handschrift (Deutsche Texte des Mittelalters; 25), Berlin 1915,
'■2 Weitere Belegstellen für hoher. V. 10243: Wann du von туте hoher hast hören
jehen - V. 10248: Min hoher - V. 10263: Und er hait sinen hoher vor gemeret - V.
10267: Er habe dan sinen hoher vor ahegetan - V. 10271: Macht er yme dar nach
hoher in der frist — V. 10277: So lange er den hoher bij yme hait - V. 10278: Die¬
ser hoher ist eigentschafft.
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