inlautende Dental in der Mundart lenisiert wird. So lauten die phonetischen
Belege von Biesingen, Einöd, Limbach und Webenheim ['ко:гэ]. Die Flurna¬
men finden sich im nach Osten, zur Pfalz hin, offenen Namenraum an unterer
Blies und mittlerer Saar, dem sogenannten Pfalzkeil.490 Entlang der Altstraße
von Worms nach Metz konnten sprachliche Formen aus der Pfalz in westli¬
cher Richtung in den Saarbrücker Raum vorstoßen, so auch die den Rhotazis¬
mus zeigende Form von Kotten (Korre, Kore; vgl. PfäLZWb 4, 502).
Auch in einigen Mundartbelegen des Plurals Röder zum Rodungsnamen
Rod (Nr. 28) tritt der ¿/-Rhotazismus auf.
6.2. Morphologische Besonderheiten {Maria Völlono)
6.2.1. Suffixableitungen
Im Saar-Mosel-Raum begegnen häufig bestimmte Flurnamenbildungen, die
sich auf Adjektive zurückführen lassen und das Suffix -d(e) bzw. -t(e) (ahd.
-ida < germ. -ipö-) aufweisen. Es handelt sich dabei um eine Bildungsweise,
die ansonsten auffällig häufig im germanischen Nordwesten verbreitet ist.491
Im Bereich der Appellative lässt sich die -/¿/¿/-Ableitung für den moselfränki¬
schen Raum z. B. bei Wörtern wie Längt f. (mhd. lengede), Tieft f. (mhd.
tiufede, tiefte) und Höcht f. (mhd. hoehede) feststellen: Im germanischen Nord¬
westen entsprechen diesen Formen u. a. nl. lengte, diepte und hoogte, engl.
length, depth und height sowie mnd. lengde, depede und höghede. Mit germ.
-ipö)- suffigierte Formen sind im Germanischen nicht selten, sie sind in der
althochdeutschen Überlieferung aus oberdeutschen Quellen auch weit verbrei¬
tet, wobei es sich hier meistens um gelehrte Abstraktbildungen handelt. In den
Volkssprachen des germanischen Nordwestens dagegen kommen häufig mit
dem -/¿/¿/-Suffix gebildete Appellative vor, die auch in Flurnamen ihren Nie¬
derschlag gefunden haben. Semantisch funktionieren sie als Objektprädikati-
sierungen (mhd. lengede — .langes Objekt, z. B. Grundstück4)- Im Saar-
Mosel-Raum konzentrieren sich Flurnamen, die mit diesem Suffix gebildet
werden (vgl. SCHORR 1993, 11 ff.), in den nördlichen und westlichen Behar¬
rungsräumen, die jeweils Anschluss nach Norden haben. Die Ausbreitung die¬
ses Typs im Südosten des Untersuchungsgebiets ist dementsprechend als jung
anzusehen, wie der Vergleich mit älteren Flurnamen bestätigen kann.
Neben Namenwörtern, die das Suffix -d(e) bzw. -t(e) (ahd. -ida < germ.
-ipö-) aufweisen, begegnen im Saar-Mosel-Raum auch Flurnamenbildungen,
die ein sogenanntes epithetisches / haben4 und sich auf Substantive zurück-
flihren lassen, wie z. B. im Fall von Delle f. .Bodensenke im Gelände, Tal;
490 Schorr 2000, 48-51 und 79 Karte 21.
491 Öhmann 1921; Krahe/Meid 3, 1969, 145f.; Udolph 1991; Ders. 1994, 258-291.
492 Behaghel 1928, 379f.; Moser 1971, § 125 und 160.
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