,Reichtum, Besitz, Glück‘ und ahd. -boro, -bero ,Träger1, zu heran Tragen4)
herzuleiten, noch die Deutung als ,Sumpfgänger1 durch KROGMANN 1936 und
1938 (aus einem nicht belegten germanischen Sumpfwort *ud- und ahd, fa-
ran)]s oder die Deutung als ,Sumpfbewohner‘, mit einem angenommenen,
nicht etymologisierbaren (Vogelnamen-)Suffix -for(e) (Liberman 1997, 129),
können bisher überzeugen.14
Offenbar ist das Wort schon früh undurchsichtig gewesen und hat aus die¬
sem Grund verschiedene Umdeutungen und lautliche Umgestaltungen er¬
fahren (siehe unten, Abschnitte C und D).
C. In der Mundart von Schleswig-Holstein ist das Wort Adebar in zahlreichen
Varianten vertreten. Nach dem Anlaut lassen sich a-Formen wie Adebar,
Abor, Arebar, Aidbor, Aderbader, o-Formen wie Oddebor, Odbor, Ollerbor,
Odjebar, Oidbor, /7-Formen wie Haadbar, Hatebor, Hoddebar sowie e-For¬
men wie Eber, Ebir, Ebber unterscheiden. Wie die Belegauswahl zeigt, er¬
scheint -d- auch als -/- und -r- oder schwindet ganz. Im Falle des Schwundes
von -d- entwickelt sich ein Übergangslaut -j-, woraus diphthongische Formen
hervorgehen. Ferner gibt es Assimilationserscheinungen, die zu einer Erwei-
von Elard Hugo Meyer, Tübingen 1953, 560; vgl. auch Graff 3, 155: „etwa odi-
bero, Glück-bringer?44. Die allgemeine Glücksbedeutung des Storches im Volks¬
glauben ist sehr alt, vgl. Eduard HoFFMANN-KRAYER/Hanns Bächtold-Stäubli
(Hgg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens (Handwörterbücher zur deut¬
schen Volkskunde; Abt. 1), Bd. 8, Berlin 1937, 498-507. Dennoch ist Grimms Deu¬
tung abzulehnen, da die Vokalquantität des Bestimmungswortes nicht zu bestim¬
men ist und da bei einem Kompositum mit ahd. öt als Bestimmungswort kein Fu¬
genvokal zu erwarten ist, vgl. ahd. öt-pudel m. ,Schatzmeister4.
18 Elisabeth Karg-Gasterstädt: Aus der Werkstatt des Althochdeutschen Wörter¬
buchs, in: PBB 65 (1942), 185-213, hier 211 f., lehnt die Deutung ,Sumpfgänger4 ab
und behandelt Adebar unter den Zusammensetzungen mit -bero und -boro, geht
aber auf das Bestimmungswort nicht näher ein. De Vries 1971,488f. folgt der Deu¬
tung Krogmanns und hält die Deutung ,Glücksbringer4 für eine Umdeutung, die
erfolgte, als das Bestimmungswort aus germ. *ud- nicht mehr verstanden wurde.
Zur Kritik an den Erklärungsversuchen von Grimm (siehe oben) und Krogmann:
Lockwood 1995, 372f.
|g Auch ein von Suolahti 1909, 372f. in Erwägung gezogener Zusammenhang des
ersten Teils von ahd. ötibero, odobero mit dem Bestimmungswort des Vogelna¬
mens Uttenschwalbe, der in spätalthochdeutschen Glossen aus dem bairischen
Mundartraum als utinswalwe belegt ist (Starck/Wells 685), ist nicht zu sichern.
Nach historischen Beschreibungen der sogenannten Uttenschwalbe könnte es sich
zwar um den Schwarzstorch handeln, was einen Zusammenhang nahe legen würde,
aber auch der Waldrapp oder ähnliche Vogelarten kommen in Frage. Das Bestim¬
mungswort Utten- selber steht außerdem isoliert da und ist bisher nicht überzeugend
erklärt worden. Ein von Krogmann 1938, 73 herangezogenes germanisches Sumpf¬
wort *udan- ist ebenso wenig wie das von demselben für Adebar angenommene
germ. *ud- nachzuweisen.
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