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Muni m.,Zuchtstier4
A. Blanche-Eglise / Weißkirchen (Di): 1688 or. frz. le prey du taureau / sur
le prey du taureau / munismatt / municematt ! sur le munismatt (AD MM B
1 1836), o Munis-matt, Sur le pre du taureau. Gosselming (Fe): 1728 or. frz.
munnislach (AD Mos Cartes et Plans 993), o Minislech, Munnimott
[muni'mot], Munnimattkraawe [munimat'kra;vo]. Harskirchen (SU): o
Miinnismatt ['mymsmat]. Herange (Pb): o Miinnis plotz [myrns 'plotsj. Lhor
(Al): o Munni mott [muni 'mot], Momimatt [muni'mot], Minnispuul
[minis'pu:!]. Ratzwiller (SU): o Miinnismatt ['mymsmat]. Rauwiiler (Dr): o
Münnichsmatt [mvn^s'mat]. Reding (Sb): 1671/72 or. frz. la mönigs matt
(AD Mos 8 F 10), o Minismatt [mmis'mot], Auf minismatt [uf mmis'mot],
Wolfskirchen (SU): o Münniswää [mymsve:].
(Vgl. Abb. 50)
13. Die Flerkunft des Wortes Muni m. ,Zuchtstier1 ist unklar (KLUGE 637).403
Der Ursprung scheint in der Schweiz zu liegen, jedoch ist es kein spezifisch
schweizerisches Wort, wie noch im Schweizerischen Idiotikon vermutet, son¬
dern muss aufgrund der Verbreitung (siehe unten, Abschnitt C) als gemein¬
alemannisch angesehen werden.
Ein appellativischer Beleg aus dem Jahr 1570 findet sich in den Rechts¬
quellen des Kantons Zürich: sovil dann das erhalten des munis belanget,
sidtmalen derselbig bißhar under inen der kere nach ze haben und ze halten
umbgangen, darby sol es fiirer blyben. Weitere historische Belege begegnen
in Rechtsquellen des Kantons Aargau: 1625 muni-stier, 1665 munni-gelt (Ge-
403 Es wurden verschiedene, sich einander ausschließende Erklärungsversuche ge¬
macht, von denen jedoch keiner wirklich überzeugt (eine Zusammenstellung findet
sich im BadWb 4, 692): a) Das Wort sei anzuschließen an got. munan ,denken,
sinnen1 (vgl. auch SchwäbWb 4, 1813f.); b) es sei herzuleiten aus mhd. munich
,Mönch, Verschnittener1; c) es sei eine Ablautform zu man ,Männlicher4. Etwas
plausibler scheint die Annahme einer lautnachahmenden Wortbildung nach der
Stimme des dumpf brüllenden Stiers; allerdings ist Muni, siehe unten, Abschnitt C,
häufig auch Kosename für Katzen und andere Kleintiere. Zu erwägen ist vielleicht
eine Zugehörigkeit zur Wortfamilie um idg. *mend- ,säugen, saugen4 (IEW 729),
wozu beispielsweise ahd. manzon m. Pl. ,Zitze, Euter1 gehört. Zu dieser Sippe
scheinen verschiedene Tiernamen mit der Ausgangsbedeutung junge, saugende
Tiere1 gebildet zu sein (vgl. mhd. messe n., mensekalp ,weibliches Kalb4, rhein.
Minze f., Minzenkalb ,dto.‘). Die Übertragung dieser Bezeichnungen auf männliche
Jungtiere ist nachgewiesen (vgl. hierzu Post 1982, 165 Nr. 226: mans Adj. ,un¬
fruchtbar von der Kuh4). Will man Muni in diesem Zusammenhang sehen, ist eine
Assimilation der Lautgruppe -nd- (in idg. *mend-) zu -nn- vorauszusetzen, außer¬
dem eine Bedeutungsverschiebung von ,Jungstier4 zu ,Bulle, Stier1 überhaupt.
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