lucus ,Lichtung, Hain" und lux, lucis ,Licht1 verwandt.4 * Es handelt sich um
ein ehemals gemeindeutsches Wort, das heute nur noch in einzelnen Dialekten
- vor allem im Norden des deutschen Sprachraumes - lebendig ist (DWB 12,
1127; Kluge 581; Weigand 2, 79; Falkson 2, 2000, 534L; Dittmaier
189f.; HessFlnAtl Karte 123 und Kommentar; SHessFln. 652f.; Scheuer¬
mann 1995, 135; Udolph 1994, 513ff.); dies bedeutet also, dass nur für die
jüngere Entwicklung gilt, dass Loh stärker nördlich orientiert ist (im Rhein-
Wb 5, 528 heißt es: „Ripuarisch, Niederfränkisch in zahlreichen ON u. F1N“).
Das SchwäbWb 4, 1276ff. verweist dementsprechend auf das massenhafte
Vorkommen der mit Loh gebildeten Ortsnamen, die außerdem als sehr alt
- wie auch anderswo - anzusehen sind (vgl. auch Förstemann II, 2, 119ff.).
Paradigmatisch sind die Verhältnisse in Flessen: Im 19. Jahrhundert war das
Wort im appeliativischen Gebrauch nur noch selten, aber als Waldname äu¬
ßerst häufig (Vilmar 252; Pfister 164f; Crecelius 563); dementsprechend
ist heute Loh als Wort verschwunden (SHessWb 4, 377; HNassWb 2, 162;
Wald Wb 62). Die Verbreitungskarte der hessischen ¿o/?-Flurnamen zeigt da¬
gegen, dass der Name in Hessen gut belegt ist, wie bei der gemeindeutschen
Verbreitung von Loh auch zu erwarten ist (HessFlnAtl Karte 123 und Kom¬
mentar), und daher auch im westmitteldeutschen Raum als alt anzusehen ist.
Vergleichbar ist in diesem Zusammenhang auch das Wort Anger m.
,ungepflügtes, wildgrünes Grasland; Grasland, Weideland1. Nach der frühen
Überlieferung zu urteilen - vgl. ahd. angar (AhdWb 1, 518), mhd. anger st.
m. ,ungepflügtes, wildgrünes Land1 (Lexer 1, 70) - hat sich das Wort im
Deutschen schon sehr früh zu einem wichtigen Terminus des dörflichen Le¬
bens mit einem großen Bedeutungsspektrum entwickelt: Die wohl ursprüng¬
liche Bedeutung ,Grasland" hat sich zu ,mit Buschwerk bestandenes Land,
Ackerland, Versammlungsstätte, Marktplatz4 erweitert,10 wobei sich auch spe¬
ziellere Bedeutungen mit Allmende-Merkmalen festgesetzt haben (AhdWb 1,
518; Bader 1973, 118f.; DRW I, 644; DWB 1, 965ff). Die ahd. (oderand.)
Glosse forum. mercatum: uel angar lässt erkennen, dass die Bezeichnung des
Dorfplatzes, des Siedlungszentrums als Anger vermutlich schon sehr alt ist
(AhdWb 1, 518). Im Mittelniederdeutschen ist Anger selten belegt (MndWb
6, 17f.), wobei es vor allem im Ostfalischen vorkommt, und zwar in der Be¬
deutung ,Grasland, Wiese4, die übrigens auch im Frühneuhochdeutschen
überwiegt (FrnhdWb 1, 1155-1158). Das einst gemeindeutsch verbreitete
4 Die Identifizierung der Belege, die auf Loh ,Gehölz" zurückgehen, bereitet Schwie¬
rigkeiten, da drei weitere Wörter mit diesem konkurrieren, die sich auch über das
Genus nicht unterscheiden lassen, und zwar: ahd. löh st. m. ,Hain", mhd. loch st.
m./n. ,Gebüsch" oder mhd. lö st. n„ fmhd. loe ,Gerberlohe, Eichenrinde", oder aber
mhd. lä, mnd. lö, asächs, lagu ,Sumpf, Sumpfwiese, Flusswiese" (Dittmaier 190;
HessFlnAtl Karte 123 und Kommentar; SHessFln 652f.).
10 Tiefenbach 1980, 299f.
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