Full text: 'Nordwörter' und 'Südwörter' im Saar-Mosel-Raum (42)

1411; EWA 4, 1281-1284),178 * asächs. hurst, hörst f. (in Ortsnamen, vgl. EWA 
4, 1282), mhd. hurst f. (LEXER 1, 1397),1 4 mnd. hörst, hurst f. ,kleiner Busch4 
(MndWb 2, 304f.; Scheuermann 1995, 127), frühmnl. hörst f. 
(VroegMnlWb 2, 2087L), mnl. hörst, hurst f. (MnlHdWb 258; EWN 2, 
464E). Das Altenglische kennt hurst, hyrst m. ,Hügel, Gebüsch4 mit abwei¬ 
chender Stammbildung, vgl. auch nengl. hurst ,Hügel, Gebüsch, Sandbank4 
(KLUGE 423), norw. dial. rust,Gebüsch, Gestrüpp4 (EWN 2, 464f.). Der Über¬ 
lieferung nach scheint hurst die ältere Form zu sein (WMU 2, 904), hörst (mit 
Senkung von /u/ > loi) dagegen kann als jüngere Entwicklung angesehen wer¬ 
den. Die umgelautete Form hürst < *hursti ist heute auf den alemannischen 
Raum beschränkt (SchwäbWb 3, 1921; SCHWEIZlD 2, I640f.). Nach EWA 4, 
1281f. ist mhd. hurst f., PI. hürste ,Gesträuch, Hecke, Dickicht4, alt. nhd. 
hurst m./f. ,Strauchwerk, Gebüsch1 die oberdeutsche Form zu ält. nhd. hörst 
m. ,Strauchwerk4, in der Jägersprache ,Raubvogelnest4; die ostmd. Lautform 
Horst m. ,Raubvogelnest4 hat sich im Neuhochdeutschen durchgesetzt. Die 
abweichende rezente Bedeutung lässt sich mit metaphorischer Übertragung 
erklären, da die Bauweise der Nester von Raubvögeln an ein Gestrüpp erin¬ 
nert. Die ursprüngliche Bedeutung ist nur dialektal fortgesetzt (vgl. Abschnitt 
C und EWA 4, 1282). Die Etymologie des Wortes ist umstritten, weshalb 
nicht klar ist, ob die generell angegebene Bedeutung ,Gestrüpp, Hecke4 als die 
ursprüngliche anzusehen ist, oder „ob das Wort nicht, wie im Englischen, zu¬ 
nächst einen Hügel [bezeichnet]44 (JELLINGHAUS 88ff). Nach den (freilich 
späten) lateinischen Glossierungen des Wortes handelt es sich bei Horst um 
die abgeholzte Stelle im Walde, wo junge Schösslinge aufwachsen: virgultum, 
sylva humiles tantum /notices proferens (16. Jh.: KlLIAAN, MndWb 2, 304f; 
Starck/Wells 295). Mnd. hörst bedeutet dann nur noch ,niedriges Ge¬ 
strüpp4 und ,Dickicht4. Das Lemma geht auf urgerm. */ursti- (vgl. a. 806 
bochursti und Hörste, a. 1088 Hursti), *yursta- zurück; man hat angenommen, 
dass das Wort mit lettisch cers ,Strauch4, protoslawisch *chvorst- ,Gebüsch, 
Gestrüpp4, protokeltisch *kwresno- > *h\renno- ,Busch, Baum, Mast4 und 
vielleicht auch mit lat. crista (span, cresta, frz. crête, engl, crest) verwandt 
sein könnte (vgl. EWN 2. 464f.). Wahrscheinlicher jedoch ist eine Herkunft 
aus vorurgerm. *kr(t)-sti-, einer Ableitung von der uridg. Verbalwurzel 
*k/kerH(t)- ,flechten4, zu der auch ahd. hurt, hurd .Flechtwert4 gehört (EWA 
4, 1283). Den semantischen Unterschied zwischen ahd. hurst .Gebüsch, Ge¬ 
strüpp4 und ahd. hurt, hurd .Flechtwerk4 erklärt EWA 4, 1283 mit einer unter¬ 
schiedlichen Qualität des .Geflechts4: Bei hurst handelt es sich um „(natürli¬ 
ches) Gestrüpp44, bei hurt, hurd um „(menschliches, künstliches) Flechtwerk44. 
178 Vgl. auch Graff 4, 1042f. 
! ; Das WMU 2, 904 hat hurst st. f. .Unterholz, Dickicht, Gesträuch". Alle Belege sind 
alemannisch. 
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