kämpfen um staatliche Zuschüsse und private Spenden zeigte, blieben die Koopera¬
tionen allerdings stets befristete Zweckbündnisse zur Vergrößerung der eigenen
Breitenwirkung. Obwohl Vogel durchaus Sympathien mit Ideen wie dem Anschluß
Österreichs, der Wiedergewinnung der Kolonien oder der Ostexpansion empfunden
haben dürfte, stand ausschließlich das Saargebiet im Fokus seiner langjährigen
Tätigkeit. Es ist davon auszugehen, daß er innerhalb des oben skizzierten Netzwerks
mit seinen zahlreichen personellen Querverbindungen auch die Bekanntschaft mit
profilierten Volkstumspolitikern wie Karl von Loesch, Max Hildebert Boehm oder
Martin Spahn gemacht hat. Deren theoretische Konzepte blieben Vogel jedoch
ebenso fremd wie Jahre später die nationalsozialistische Volkstumsmythologie oder
Blut-und-Boden-Politik. Er präferierte praktische Arbeit für seine Heimat und
konzentrierte sich auf die Wiedergewinnung eines geographisch überschaubaren
Gebiets, für welche er wenn nötig auch vor Verbänden der extremen Rechten warb.
Am Aufbau eines „Parlamentes des Deutschtums“, wie es dem Auswärtigen Amt
zeitweise vorschwebte, war Vogel nicht interessiert. Anstelle einer alle Organisatio¬
nen aufsaugenden Irredentabewegung plädierte er für den Ausbau der bestehenden
Verbände, die sich zu Arbeitsgemeinschaften vereinen sollten10.
Nicht nur unmittelbar nach Kriegsende, sondern ebenso während der folgenden Jahre
entstanden verschiedene Vereinigungen, die sich pro forma der Förderung des
deutschen Gedankens an der Saar verschrieben hatten. Aus Sicht der Geschäftsstelle
„Saar-Verein" handelte es sich dabei um unliebsame Konkurrenz, welche die regel¬
mäßig ins Feld geführte Behauptung, die einzige kompetente Saarheimatschutzbewe¬
gung zu sein, relativierte. Abgesehen von unseriösen Zusammenschlüssen wie dem
Schutzbund „Freie Saar“* 40, deren Ziele darin bestanden, unter dem Deckmantel
vaterländischer Arbeit Spendengelder zu sammeln, konstituierten sich auch ver¬
schiedene private Vereinigungen mit ernstzunehmendem Hintergrund. Auf Dauer
konnte sich allerdings weder die im Februar 1924 gegründete Darmstädter „Saar¬
arbeitsstelle des Deutschen Hochschulrings“41, noch der Kölner „Volksbund für die
bedingungslose Befreiung der besetzten Gebiete“42 oder der 1931 ins Leben gerufene
19 Vgl. Vortrag Andres' auf der Mitgliederversammlung in Leipzig (25.05.24), in: SF 5 (1924) 9, S. 129.
Vgl. hierzu Weissbecker: Zweckverband der freien Deutschtumsvereine; KREKELER: Deutschtums¬
politik, S. 20-30.
40 Der Schutzbund war allerdings nur eine Briefkastenfirma, Unter der gleichen Adresse hatte zuvor ein
Verband „Freiheitliche Ukraine" fungiert: Vgl. Schriftverkehr mit dem und über den Schutzbund „Freie
Saar“ (Frühjahr 1931), in: BA-R 8014/725. Für derartige Vereinigungen war die „Deutsche Schutz¬
gemeinschaft“ innerhalb des DSB gegründet worden.
41 Vgl. undatierte Denkschrift, in: BA-R 1603/2509; Briefe der CSV an Mehrmann (29.09.24 und
08.01.25), in: BA-R 8014/782 und 798; SF 6 (1925) 7, S. 125. Siehe hierzu: PAUL: Die NSDAP des
Saargebietes, S. 42 f.
42 Hauptanliegendes verantwortlichen Redakteurs Josef Mußweiler war die Mobilisierung der reichsdeut-
schen Öffentlichkeit, die er über die Sammlung von Unterschriften zu erreichen hoffte: Vgl. hierzu: BA-
R 8014/800.
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