gesellschaftlicher Reputation: Aktiv in das Vereinswesen Saarbrückens eingebunden,
pflegte er vor allem Kontakte zu bürgerlichen Vereinigungen wie dem Männer¬
gesangverein von 1861 Saarbrücken' \ Sein Engagement im Kreiskriegerverband
Saarbrücken und Kyffhäuserbund führte so weit, daß die Redaktionsräume im
Gebäude der Bergwerksdirektion zugleich als Anlaufstation für Veteranen dienten13 14.
Vogels bürgerliches Geltungsbewußtsein drückte sich auch in der Wahl seiner
Wohnung auf dem Saarbrücker Triller aus, wo die gehobene Gesellschaft der Dop¬
pelstadt ihre Anwesen hatte. Aus der Ehe mit seiner zwei Jahre älteren Gattin Frieda
ging 1894 als einziges Kind der Sohn Theodor Ewald hervor15.
Die Revolution und der damit einhergehende Zerfall der bestehenden Ordnung wirkte
auf Vogel schockierend. Er. der nach über dreijähriger Unterbrechung den „Berg¬
mannsfreund“ wieder zum 1. September 1917 als achtseitiges Wochenblatt her¬
ausgab, war als Verehrer Bismarcks und bedingungsloser Anhänger der Monarchie16
ebenso wie der Großteil der deutschen Bevölkerung außerstande, die militärische und
die aus ihr resultierende moralische Niederlage einzugestehen. Obwohl er sich selbst
als Patriot und Demokrat charakterisierte17, blieb Vogel die Weimarer Republik Zeit
ihres Bestehens suspekt18 *. In kritischer Distanz zu ihr präferierte er jene autoritäre
Staatsführung, wie sie ab 1925 von Hindenburg ausübte. Ähnlich unerträglich wie
die neue Staatsform war ihm die Zerstückelung und Entmachtung Preußens16. Antise¬
mitische Vorurteile und protestantische Giaubensintoleranz sind auch bei Theodor
Vogel nachweisbar, wenn er beispielsweise die nationale Zuverlässigkeit der Juden
in Frage stellte. Ungeachtet der Tatsache, daß zwischen 1914 und 1918 über 100.000
Juden an vorderster Front mitgekämpft und etwa 12.000 ihr Leben auf den ver¬
13 Zur Mitgliedschaft Vogels in verschiedenen Vereinigungen vgl. LA Saarbrücken, NL Vogel 51-67. Bis
zu deren Auflösung war Vogel Mitglied der christlichen Freimaurerloge „Zur Beständigkeit“ und der
Loge „Zur Schönheit und Stärke“: Vgl. Briefe Vogels an Pfarrer Becker (19.03.36, in: LA Saarbrücken.
NL Vogel 27) und Schellenberger (08.12.26), in: BA-R 804/619.
14 Vogel war mit seinem konservativen Hurrapatriotismus, seinem Gesinnungsmilitarismus und ausge¬
prägten Elitenbewußtsein geradezu das idealtypische Mitglied eines kaiserzeitlichen Kriegervereins:
Vgl. Henning, S. 470 f.; Klenke: Vereinsnationalismus; Rohkrämer.
15 Die Namensgebung dürfte eine Ehrerweisung Vogels an seinen Vorgesetzten Ewald Hilger gewesen
sein. Vgl. zum Admiralstabsoffizier Vogel, der Ende 1932 bei einem Verkehrsunfall tödlich ver¬
unglückte: SF 1 (1920) 1, S. 5; SF 13 (1932) 24, S. 390 ff.
16 Vogel hatte 1901 den Saarbrücker „Bismarck-Club der Getreuen“ ins Leben gerufen, dessen stellver¬
tretenden Vorsitz er bis zu seiner Ausweisung innehatte: Vgl. SF 6 (1925) 8, S. 126.
17 Vgl. Brief der CSV an Monz (31.08.20), in: BA-R 8014/143.
It! Als Vogel einem Bekannten von den Nachwehen des Kapp-Putsches berichtete, bemerkte er schaden¬
froh, daß auf Eberts Amtssitz die demokratische Fahne wehe, „und zwar in verkehrter Farbenfolge und
auf Halbmast. Möge dies ein gutes Omen für diese alte Regierung sein!“: Vgl. Brief der GSV an
Freiherr von Korff (23.03.20), in: Ebd.
17 Vogel idealisierte die „gute alte Zeit“ als Gegenentwurf zur harten und wenig glanzvollen Weimarer
Realität: Die Saarländer seien zweifelsfrei Preußen und sie trügen „den Ehrennamen als Preußen heute,
da knabenhafter Unverstand den preußischen Staat zerschlagen und einen föderalistisch-stammesstaatli¬
chen Nebendunst an die Stelle eines .Rocher de bronce1 setzen will.“: SF 2 (1921) 3, S. 25.
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