Saargebietes aus der Fremdherrschaft zu fördern und eine reibungslose Überleitung
in die alten Verhältnisse nach der Rückgliederung sicher zu stellen."4 Zum Treuhän¬
der wurde der ehemalige Bergwerksdirektor und Bergassessor Adolf Dröge5 be¬
stimmt, der zu seiner Unterstützung Ausschüsse einsetzen und nach eigenem Ermes¬
sen einberufen konnte. Ihm unterstand die Aufsicht über die Geschäftsführung und
damit über die Verwendung der durch freiwillige Sammlungen zu erbringenden
Gelder (§§ 3. 4. 6 und 7). Die Geschäftsstelle sollte koordinierend und beratend den
noch zu gründenden lokalen Saarvereinen zur Seite stehen (§ 8). Auf der Basis eines
förmlichen Abkommens von Mitte Juni 1919 übertrug Dröge die Geschäftsleitung
dem damals 48jährigen Theodor Vogel, der zwei Monate zuvor durch den Admini¬
strateur Supérieur Andlauer ausgewiesen worden war. Ab dem 1. Juli 1919 übernahm
der ehemalige Herausgeber des „Saarbrücker Bergmannskalenders“ gegen ein
monatliches Entgelt von 1.200 Mark die Tätigkeit von Albert Schmidtborn. Re¬
präsentationsverpflichtungen irgendwelcher Art waren mit seiner Stellung nicht
verknüpft6. Während der folgenden 16 Jahre war Theodor Vogel die treibende Kraft
der privaten Saarpropaganda. Er prägte wie kein anderer die Arbeit des Bundes der
Saarvereine und dessen Berliner Geschäftsstelle.
Geboren wurde Theodor Vogel am 14. Oktober 1870 im pfälzischen St. Ingbert. Sein
aus dem Badischen stammender gleichnamiger Vater ( 1840-1893) hatte im Jahr 1880
die Redaktion der „Saarbrücker Zeitung“ übernommen, für die er ab 1887 bis zu
seinem frühen Tod verantwortlich zeichnete. Die Auflage von etwa 3.000 Exem¬
plaren zweimal täglich verschaffte Vogel einen relativen Bekanntheitsgrad und
Ansehen in der aufstrebenden Doppelstadt'. Von diesem Prestige profitierte noch
4 Vgl. Geschäftsordnung für die GSV. in: LA Saarbrücken, NL Vogel 9. Siehe Dok. 3 im Anhang.
Obwohl die Geschäftsordnung dort auf den 18.07.19 datiert ist, dürfte sie in dieser Form erst Mitte der
zwanziger Jahre erlassen worden sein: Die genannten Ausschüsse konstituierten sich erstmals 1922 und
die Bezeichnung „Bund der Saarvereine“ wurde erst 1925 auf der Hannoveraner Bundestagung
beschlossen: Vgl. BA-R 8014/29. Eine eigene Satzung erhielt die GSV im Spätsommer 1919 (Vgl.
Brief der GSV an Unbekannt (09.09.19), in: BA-R 8014/9). Ihr Hauptziel war demnach: „Das gefähr¬
dete Deutschtum im Saargebiet zu erhalten und zu kräftigen und die Wiedervereinigung des Saarlandes
mit seinem Mutterlande durch die Abstimmung zu sichern, allen aus dem Saargebiet vertriebenen und
geflüchteten Deutschen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, für die Interessen der geschädigten
Saardeutschen einzutreten, für alle das Saargebiet betreffenden Fragen eine Auskunftsstelle zu sein, den
landsmannschaftlichen Zusammenschluß der Saarländer im Reiche zu pflegen, Aufklärungsvorträge
über die Saarheimat zu halten und alle Saarländer und Freunde des Saarlandes zu sammeln.“ Zitiert
nach: VOGEL: Geschäftsstelle „Saar-Verein“, S. 223.
5 Der 1865 geborene Dröge bekleidete als Jurist verschiedene Posten in der saarländischen Bergwerksver-
waltung, bis er Anfang des neuen Jahrhunderts die Leitung einer Berliner Kohlengroßhandlung
übernahm. Seine Treuhänderschaft übte er bis zur Gleichschaltung des BdS im Sommer 1933 aus, hielt
sich aber auch nach seiner Wahl zum Vorsitzenden des Aufsichts- und Beratungsausschusses stets im
Hintergrund. Die Ernennung zum Ehrenmitglied des Bundes auf der Niederwaldtagung 1933 konnte er
kaum genießen: Am 05.09.33 verstarb Dröge: Vgl. SF 14 (1933) 18, S. 349.
6 Vgl. Vertragsverhandlungen (Juli 1919), in: LA Saarbrücken, NL Vogel 9. Parallel zur Gründung der
GSV erfolgte die Liquidierung des SGS, mit der ebenfalls Vogel betraut wurde.
Vogels Nachfolger als Chefredakteur ab Anfang Oktober 1893 wurde der damals 36jährige Albert
Zühlke: Vgl. BRUCH: Weg und Schicksal, S. 94-105.
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