3. Unterhalb der staatlichen Ebene beschäftigten sich zahlreiche bereits etablierte
oder neu gegründete Vereinigungen mit den Folgen des Friedensvertrages. Unter
ihnen stachen der mit staatlicher Protektion ins Leben gerufene Saargebietsschutz
bzvv. die stärker wirtschaftlich orientierte Stuttgarter Vereinigung insofern hervor,
als sie sich als einzige primär der Saarfrage annahmen und diese nicht als Variante
der allgemeinem Agitation gegen das „Schanddiktat“, die „schwarze Schmach“
oder die „Schuldlüge“ begriffen.
Obwohl der Saargebietsschutz zugleich Anlauf- und Informationsstelle für alle mit
dem Saargebiet zusammenhängenden Fragen. Koordinationsbüro für die verschiede¬
nen Kundgebungen und Initiator eindeutiger Stellungnahmen zur französischen
Saarpolitik zu sein bemüht war, blieb er zu unbekannt und unbedeutend, um sich als
zentrale Vermittlungsinstanz etablieren zu können. Längerfristig ist sein Verdienst
darin zu sehen, daß er in den wenigen Monaten seines Bestehens das Fundament für
die Strukturen der künftigen Saarvereinsarbeit legte und als Sammelbecken für
ausgewiesene und geflüchtete Saarländer, finanzstarke Industrielle mit Wirtschafts¬
interessen im Saarrevier, Eliten aus der preußischen Staats- und Bergwerksbürokratie
und demobilisierte Offiziere fungierte, die alle ihre Verbundenheit mit der Saar
während der folgenden Jahre im Rahmen des Bundes der Saarvereine artikulierten.
Unabhängig davon, daß die Saarpropaganda weiterhin intensiviert wurde, blieben
deren Methoden ebenso wie ihre Inhalte und Medien nahezu identisch.
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