chen Dankesschreiben der Reichs¬
regierung6 einem Mann wie Vogel,
der stets größten Wert auf seine ge¬
sellschaftliche Reputation gelegt hat¬
te, vorübergehende Genugtuung,
doch machte er sich nun keine Illu¬
sion mehr über die fehlenden
Zukunftsperspektiven „seines“ Bun¬
des der Saarvereine. Noch Anfang
1934 hatte er wie schon unmittelbar
nach dem Scheitern der bilateralen
Gespräche in Paris 1929/30 versucht,
dem Verband für die Übergangspha¬
se der Rückgliederung neue politi¬
sche Betätigungsfelder als Wirt¬
schaftslobbyist zu sichern7. In der
zweiten Jahreshälfte 1934 zeichnete
sich allerdings ab, daß dieses Kon¬
zept am Widerstand der Nationalso¬
zialisten scheitern und daß die Ge¬
schäftsstelle „Saar-Verein“ nach der
Abstimmung abgewickelt werden
würde*. Ähnlich wie andere West¬
verbände sollte der Bund lediglich noch die Pflege landsmannschaftlicher Beziehun¬
gen der im Reiche lebenden Saarländer betreiben. Vogel belastete es, daß der Bund
schon unmittelbar nach dem Plebiszit in die Ecke gedrängt und anläßlich der zahl¬
reichen Veranstaltungen im Frühjahr 1935 weitgehend übergangen wurde. Am
augenscheinlichsten zeigte sich dies am Tag der Saarrückgliederung.
Bereits am Vortrag hatte der letzte Präsident der Regierungskommission, Geoffrey
Knox, seine Amtsgeschäfte dem Vorsitzenden der Abstimmungskommission Baron
Aloisi anvertraut, der sie seinerseits am 1. März den Vertretern der deutschen Reichs¬
regierung übertrug. Schon vor dem offiziellen Amtsantritt der deutschen Autoritäten
fanden allerorts Umzüge statt, in deren Verlauf sich die größeren saarländischen
Gemeinden mit ihrer festlichen Ausstaffierung mit Girlanden, Fahnen, Transparen¬
ten, Tannengrün und Lichterketten zu übertreffen versuchten. Am Nachmittag
defilierte ein nicht enden wollender Festzug vor dem Saarbrücker Rathaus an Hitler
Rückgliederungsfeierlichkeiten in Saarbrücken
(1. März 1935)
6 Vgl. Dankesschreiben Fricks an Vogel (24.01.35), in: LA Saarbrücken, NL Vogel 7; Brief Bürckels an
Vogel (25.06.35), in: Ebd.
Vgl. Brief der GSV an das AA (15.07.30), in: PA AA. II a Saargebiet, R 76.093; Jahresbericht 1933, S.
28.
“ Vgl. Brief der GSV an Cartellieri (01.10.34), in: LA Saarbrücken, Saar-Verein 9.
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