Massenaufmärsche der Gauieitung im Laufe der Monate abgestumpft - zum Regime
unter dem Reichsdurchschnitt lag111.
Der Drang zur Monumentalität zeigte sich schon Monate vor der Veranstaltung: Im
Hinblick auf das bevorstehende Plebiszit sollte die Tagung alle bisherigen Saarkund¬
gebungen in den Schatten stellen und zur eindrucksvollsten Veranstaltung des Jahres
werden. Da Hitler bereits frühzeitig seine Zusage erteilt hatte, ging Gaupropaganda¬
leiter Michels von etwa 300-350.000 Teilnehmern aus112. Mit Unterstützung der
DAF Berlin und der lokalen Propagandastelle widmete sich die Ortsgruppe Koblenz
den Vorbereitungen für zwei Saarfeierwochen: Insbesondere minderbemittelten
Reichs- und Ausländsdeutschen wurden im Gegenzug für ihren Arbeitseinsatz im
Umfeld der Bundestagung günstiges Quartier, Verpflegung und ein begleitendes
Rahmen- und Ausflugsprogramm geboten113. Wie schon im Vorjahr bildete sich auch
im Saargebiet ein Arbeitsausschuß unter der Leitung Leo Wenzels.
Ungeachtet dessen, daß der Bund der Saarvereine nach außen weiterhin als Aus¬
richter fungierte, okkupierte das Reichspropagandaministerium in den entscheiden¬
den letzten Wochen vor der Koblenzer Tagung die organisatorische Leitung, so daß
selbst Simon nicht mehr in alle Details eingeweiht war - geschweige denn die
Koblenzer Staatsbehörden114 115. Bis zum 26. August, dem Tag, an dem der für Großver¬
anstaltungen zuständige Stab des Goebbelsministeriums in Koblenz Quartier bezog,
koordinierte die Landespropagandastelle die Vorbereitungen. Eine der Hauptschwie¬
rigkeiten, vor die sich die Veranstalter gestellt sahen, war die Finanzierung der
Kundgebung. Während erhebliche Summen für den Transport der Saarländer an den
Rhein aufzubringen waren, fiel die Saarindustrie als Geldgeberin aus, so daß ein
Großteil der in Koblenz angebrachten Fahnen ebenso wie zahlreiche Transparente,
Parolen und sonstiger Häuserschmuck aus dem Fundus der zentralen Erntedank¬
festfeier des Vorjahres stammte113.
Parallel zu den Vorbereitungen zur eigentlichen Saarkundgebung liefen ebenfalls in
Koblenz die Fäden für die begleitenden sportlichen Aktivitäten zusammen. Es galt,
die „im Sport verkörperte Volkskraft“ am 26. August „in den Dienst der Saarsache“
zu stellen116 und so die reichsdeutsche Bevölkerung auf das in wenigen Monaten
anstehende Plebiszit einzustimmen. Mit maßgeblicher Unterstützung des Reichs¬
sportführers von Tschammer und Osten initiierte der Vorsitzende der Landesgruppe
Etwa jeder Sechste votierte bei der Volksabstimmung vom 19.08.34 über die Verschmelzung des
Amtes des Reichspräsidenten mit dem des Reichskanzlers gegen die Vorlage; reichsweit war es nur
jeder Zehnte: Vgl. BÜCHER, S. 234 ff.
112 Vgl. SF 15 (1934) 5, S. 76 ff.; SF 15 (1934)8, S. 143.
113 Für die Dauer dieser beiden Wochen entstanden mehrere Zeltstädte: Vgl. Werbeprospekt (Januar
1934) und nicht zur Veröffentlichung bestimmter Programmentwurf (März 1934), in: PA AA, II a
Saargebiet, R 76.097.
114 Vgl. Protokoll der Vorbereitungssitzung vom 02.07.34 (05.07.34). in: StA Koblenz, 623/6194; Brief
des Oberpräsidenten der Rheinprovinz an StS Lammers und Göring (27.08.34), in: BA-R 43-1/255.
115 Vgl. Bücher, S. 225.
116 SF 15 (1934) 16/17, S. 354.
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