Full text: ‚‚Deutsch die Saar, immerdar!‛‛

gebliebenen von der ehrenvollen Aufnahme „ihres“ Vereins im Reich. Gleichzeitig 
diente der Besuch von Saarländern in aller Regel als willkommener Anlaß zur 
Veranstaltung einer mit meist großem Aufwand in Szene gesetzten Saarkundgebung, 
welche sowohl die Mitglieder der einladenden reichsdeutschen Vereine als auch die 
im Ort ansässige Bevölkerung auf die anstehende Lösung der Saarfrage vorbereitete. 
Schließlich und letztlich hoffte man mit den Kundgebungen auch auf eine entspre¬ 
chende Wirkung im Ausland. Anders als noch vor 1933 benötigten die saarlän¬ 
dischen Vereine keine Anlässe mehr für ihre Reise; die Fahrt als solche und das 
Zusammentreffen mit Reichsdeutschen jenseits der Saargebietsgrenzen war Moti¬ 
vation genug. 
Als Höhepunkt der „saardeutschen Wallfahrten“ zu Ostern 1934. die verschiedene 
Reisegruppen nach Bremen. Dortmund, Essen. Hannover, Köln oder auch München 
führten, galt der Kundgebungsmarathon in der Reichshauptstadt. Mit zwei fahnen¬ 
geschmückten Sonderzügen trafen am Gründonnerstag mehrere Hundert saarlän¬ 
dische Sänger, Turner, Sportler und Frauen am ebenfalls mit Girlanden und Fahnen 
dekorierten Anhalter Bahnhof ein, wo sie von der Berliner Ortsgruppe feierlich 
empfangen wurden. Vor der Ansprache Vogels in der Bahnhofsvorhalle intonierte 
eine SA-Kapelle das Saarlied, was der Saarbrücker Männergesangsverein mit dem 
„Saarsängergruß“ erwiderte42. Zahlreiche Behördenvertreter erwiesen der Reisegrup¬ 
pe ebenfalls bereits am Bahnhof ihre Reverenz, Nach dieser ersten improvisierten 
Saarkundgebung nahmen die Saarländer am gleichen Abend an der „NS-Hago- 
Veranstaltung für das deutsche Handwerk“ im Sportpalast teil. Es verstand sich von 
selbst, daß die Gruppe in geschlossener Formation zur Versammlungshalle mar¬ 
schierte. Ebenfalls obligatorisch waren die Willkommensbotschaften; Robert Ley gab 
beispielsweise seiner Freude darüber Ausdruck, daß die saarländischen Gäste nach 
Berlin gekommen seien, um das neue Deutschland kennenzulernen. „Sie wollten 
heim zum Reiche! Es müsse etwas Wundervolles sein, nach Jahren der Trennung in 
das Vaterhaus zurückzukehren.“ 
Während der Karfreitag zu Besichtigungen in Berlin und Potsdam sowie einigen 
sportlichen Veranstaltungen genutzt wurde, fand am Nachmittag des Karsamstags ein 
Fußballspiel zwischen dem Gau Brandenburg und dem S.C. 05 Saarbrücken auf dem 
Tempelhofer Preußenplatz statt. Das fahnenumsäumte Stadion bildete die Kulisse für 
den Einzug der saarländischen Sportler und Sänger, die von einer Gruppe von 
Bergleuten in Uniform angeführt wurden. Über der Szenerie ragte ein meterlanges 
Transparent mit der Kampfparole „Die Saar bleibt deutsch“. Gemeinsam trugen der 
Saarbrücker Männergesangsverein und der Berliner Sängerbund verschiedene 
42 Im folgenden vgl. SF 15 (1934) 8. S. 136-140. Programm in: SF 15 (1934) 7, S. 124, Für derartige 
Sängerreisen empfahl die Verbandszeitschrift geeignete Lieder und Arrangements: Vgl. Saar-Sän- 
ger-ßund 12 (1934/35) 5, S. 99. In den beiden Jahrgängen 11 (1933/34) und 12 (1934/35) finden sich 
zahlreiche Berichte über Kundgebungen mit Beteiligung saarländischer Sänger. Vgl. hierzu: MICHALIK: 
Chorgesangwesen, S. 80-102. 
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