kanzler Hitler nachdrücklicher, als es in den zurückliegenden Jahren geschehen, sich auch der
Saar annehmen wird, um das Unrecht von Versailles am Saargebiet zu beseitigen,“
Voge! ließ sich nicht nehmen, seine eigenen Verdienste gebührend hervorzuheben;
da er als einziger Mitarbeiter namentlich in Erscheinung trat, wirkt das Statement zur
innenpolitischen Lage wie eine Visitenkarte des langjährigen Geschäftsführers.
„Wenn heute im Reiche der unerschütterliche Wille im deutschen Volke geweckt und gefestigt
ist, geschlossen die deutsche Forderung nach Freigabe der Saar von der schmachvollen Fremd¬
herrschaft zu erheben, so ist das gewiß mit unser Werk, dem wir unermüdlich unsere Kräfte
gewidmet haben.
Immer galt unser Ruf zur Mitarbeit den besten vaterländischen Kreisen und Kräften, die über die
Enge parteipolitischer Klitterung hinaus sich für vaterländische Ideale einsetzten.“
Als Fazit gab Vogel dem Leser auf den Weg:
„In der Stunde schwerer Gefahr für das Saargebiet darf nicht lahmgelegt werden das Werk
jahrelangen, mühsamen Aufbaues, das wir zur Stütze seines Deutschtums errichtet haben, alle
Kräfte müssen erhalten und erfaßt werden, um diese Deutscherhaltung zu schützen. Gleich¬
schaltung aller, die ehrlichen Willens sind, am Aufbau und an der Erhaltung dessen, was deutsch
ist, tätig zu helfen. Diesem Werk haben wir uns seit Jahren ehrlich gewidmet, denn Dienst am
Reiche ist es, für die gefährdete deutsche Westmark an der Saar einzutreten. Der Wille des
Saarvolkes selbst ist es, mit uns [! - F.B.] und den Brüdern im Reiche in diesem Kampf bis zum
Ende der Fremdherrschaft gemeinsam auszuharren.
Gern und freudig schließen wir uns daher in die Gleichschaltung aller bewußt nationalen Kräfte
ein und stellen uns hinter unsere Regierung der nationalen Tat, von der wir überzeugt sind, daß
sie des Saarvolkes Reichstreue zu schätzen wissen und alle Anschläge gegen die Saar abzuwehren
wissen wird. Für uns bedarf es dazu keiner Umstellung [,..].“10
Vogel gab sich zuversichtlich, daß diese Form des mit Loyalitätsbekundungen
gemischten vorauseilenden Gehorsams von Erfolg gekrönt sein würde11. Da aber
noch immer keine Aussprache über die Zukunft der Geschäftsstelle „Saar-Verein“
stattgefunden hatte, litt die Arbeitsfähigkeit des Vereins unter dem seit Mitte April
währenden Schwebezustand12. Dem energischen Drängen nach Klärung der Verhält¬
nisse auf der einen Seite stand auf der anderen eine Orientierungslosigkeit gegenüber,
wie sie beispielsweise in der Frage der Gestaltung neuer Briefverschlußmarken
deutlich wurde: Die Bandbreite der Entwürfe erstreckte sich von unpolitisch vereins¬
interner über republikanische bis hin zu explizit nationalsozialistischer Symbolik'1.
Ausgerechnet die während der Weimarer Jahre nur rudimentär ausgeprägte Objektivi¬
tät und Überparteilichkeit des Bundes14 drohte nun zum Stolperstein in den Be¬
10 Vgl. SF 14 (1933) 9, S. 135 ff. Im Original gesperrt hervorgehoben. Der Artikel ging auch als Sonder¬
druck an Parteiinstanzen, Schriftleitungen und Behörden im Reich: Vgl. Rundschreiben derGSV (Mai
1933), in: BA-R 8014/130.
11 Vgl. Niederschrift einer Besprechung vom 16.05.33 (16.05.33), in: Ebd.
12 Erschwerend kam hinzu, daß Vogel, der nach dem Tod seines Sohnes einen Nervenzusammenbruch
erlitten hatte, fünf Wochen lang nur begrenzt einsatzfähig war, da er sich zur Kur in Karlsbad aufhielt:
Vgl. Brief derGSV an Dr. Kuhn (05.04.33), in: BA-R 8014/391.
13 Die Marke mit dem Reichswappen und der Umschrift „Laßt siegen uns in diesem Zeichen. Saarlüge
muß der Wahrheit weichen“ konkurrierte mit einem eichenkranzgeschmückten Hakenkreuz; Vgl.
Entwürfe Posselts (Mai 1933), in: LA Saarbrücken, Saar-Verein 6. Realisiert wurde keiner der Entwür¬
fe.
14 Vgl, hierzu die in der Retrospektive verfaßte Rechtfertigung VOGELS (Geschäftsstelle „Saar-Verein“,
S. 224) für die Kooperation mit den Parteien des Weimarer Systems: „Es war die schwerste und
undankbarste Aufgabe für die Geschäftsstelle ’Saar-Verein’, immer zu lavieren, es mit keinem zu
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