der mit einem Vertrauten des Neustädter Gauleiters Bürckel zusammen, um auf
diesem Weg direkte Kontakte zu Hitler und Goebbels anzubahnen. Auch Dröge
gelangte schließlich zu dem Fazit, daß es höchste Zeit für den Saarverein wurde, den
Kontakt zu den neuen Machthabern anzubahnen7. Da alle diesbezüglichen Initiativen
im Sand verlaufen waren, wandte sich Vogel direkt an Reichskanzler Hitler, Reichs¬
präsident von Hindenburg, Vizekanzler von Papen sowie den preußischen Minister¬
präsidenten Göring8. Die Vorbereitungsmaßnahmen zur Bundestagung boten hierfür
den erforderlichen Vorwand. Vogel hob in dem Schreiben an Hitler die bisherigen
Verdienste des Vereins zur „Deutscherhaltung“ der Saar hervor und verwies auf die
vaterländische Ausrichtung der zurückliegenden Tagungen. Es überrascht, mit
welcher Naivität er versuchte, das Interesse des Reichskanzlers mit dem Hinweis zu
wecken, daß die Geschäftsstelle von Hindenburg bitten werde, erneut das Protektorat
der Saarkundgebung zu übernehmen. Die ersten drei Monate der braunen Diktatur
hätten ihm klarmachen müssen, daß sich Hitler keineswegs damit zufrieden geben
würde, neben Vertretern anderer Parteien über ein vorgegebenes Thema zu referieren.
Wenn Vogel schließlich noch den Hinweis anbrachte, mit seiner Rede könne der
„Führer“ der bedrängten saarländischen nationalsozialistischen Bewegung neue
Impulse verleihen, so wird deutlich, wie sehr Vogel die neue Reichsregierung ver¬
kannte und die Bedeutung der eigenen Organisation überschätzte. Während sich die
Bundesführung noch immer um eine persönliche Audienz bei Hitler bemühte9,
positionierte sich der Verein Anfang Mai 1933 klar im „Saar-Freund“. Noch immer
sei die Gefahr für das Saargebiet groß; gerade in den zurückliegenden Wochen habe
Frankreich eine rege Propaganda betrieben, um das letzte Pfand aus dem Krieg nicht
zu verlieren. „Französische Söldlinge“ und „vaterlandslose Separatisten“ betätigten
sich im Saargebiet geschäftiger denn je, wobei sie sich der wohlwollenden Unterstüt¬
zung der Regierungskommission sicher sein könnten. Da zu erwarten sei, daß bei der
anstehenden Entscheidung des Völkerbunds über die „völkische Zukunft“ des
Saargebiets wieder diplomatische Tricks angewandt würden, könne kaum Zweifel
über die Existenzberechtigung einer Abwehrorganisation herrschen. Nun ging Vogel
zur offenen Anbiederung über:
„Wir begrüßen es daher um so mehr, an der Spitze des Reiches eine Regierung zu wissen, die
entschlossener und nachdrücklicher auch nach außen deutsches Recht zu wahren sich zur
Aufgabe gemacht hat. [...] So vertrauen wir denn darauf, daß die Regierung unter dem Volks-
Vgl. Niederschrift der Besprechung vom 20.04.33 (21.04.33), in: Ebd. Wie wenig sich der Bundes¬
vorsitzende Andres bislang mit dem Nationalsozialismus bzw. dessen Repräsentanten auseinanderge¬
setzt hatte, wird in dem Begleitschreiben deutlich, in welchem er Vogel die Ergebnisse Dröges über¬
mittelte: „Bürkel“ und „Goehring“ waren offensichtlich für ihn nur Namen ohne persönlichen Bezug:
Vgl. Brief Andres’ an die GSV (22.04.33), in: Ebd. sowie in: Brief Andres’ an Röchling (23.05.33), in:
BA-R 8014/682.
8 Vgl. Briefe der GSV an Hitler (03.05.33, in: BA-R 43-1/253), an von Papen (03.05.33) und Göring
(04.05.33), in: BA-R 8014/682 sowie an den „Retter für Ostpreußen" von Hindenburg (03.05.33, in: PA
AA, II a Saargebiet, R 76.095).
9 Vgl. Brief Andres’ an das AA (09.05.33), in: PA AA, II a Saargebiet. R 76.095.
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