Männern der verschiedensten Nationen zu pflegen haben, sicherlich viel stärker als viele andere
längst erkannt haben, daß echtes Nationalgefühl nichts zu tun hat mit nationalistischer Überheb¬
lichkeit.“67
Mit ihren Versuchen, eine am Ideal der Volksgemeinschaft ausgerichtete Einheits¬
bewegung zu konstruieren, griff der Bund der Saarvereine der späteren „Deutschen
Front“ vor. Wie wenige Monaten nach ihm der „Saarbevollmächtigte der Reichs¬
regierung“ Bürckel reduzierte Posselt schon Anfang 1932 die Entscheidung über das
künftige Schicksal der Saar auf die einfache Formel, daß letzten Endes
„alles deutsch [sei], was an der Saar lebt, arbeitet und vorwärts strebt. Und alles was deutsch ist,
will heim zum Reich. Das allein muß ausschlaggebend sein für die politischen Auseinanderset-
.(68
zungen.
* * *
Die bis 1933 propagierte und in den Satzungen verankerte Überparteilichkeit und
Überkonfessionalität war in erster Linie ein Zugeständnis an die staatlichen Geld¬
geber und sollte gleichzeitig eine vom Parteienstreit der Weimarer Republik ent¬
täuschte Klientel ansprechen. Die Realität sah hingegen anders aus: Seine einseitige
aggressive Polemik stieß gemäßigte und verständigungsbereite Vereinigungen eher
ab, während der Verein damit bei den vaterländischen, national bis nationalistischen
und irredentistischen Verbänden auf breite Zustimmung stieß. Auch wenn dies in der
Retrospektive anders dargestellt wurde, besaß der Bund der Saarvereine vor 1933
keine Affinität zu den Ideen des Nationalsozialismus. Gelegentliche nationalistisch
gefärbte verbale Entgleisungen zielten vor der „Machtergreifung“ eher darauf ab, die
Erwartungshaltung einer aufgeheizten Masse zu befriedigen als sie Ausdruck inner¬
ster Überzeugung oder gar theoretisch untermauert gewesen wären. Nach der Gleich¬
schaltung diente die Berufung auf die jahrelange Objektivität zur Rechtfertigung der
Kooperation mit dem Weimarer Parteienstaat, in Hinblick auf das bevorstehende
Plebiszit schien es außerdem unverzichtbar, die Fassade der Überparteilichkeit
weiterhin zu pflegen, galt es doch, die Abstimmungsberechtigten aller politischen
Lager für die deutsche Option zu gewinnen.
67 Gerade im bevorstehenden Wahlkampf sehne sich das deutsche Volk nach einer „parteifreien Sphäre":
SF 9 (1928) 9, S. 135. Vgl. ebenso Tätigkeitsbericht 1927, S. 11; Jahresbericht 1931, S. 12f.;Jah-
res-Bericht 1932, S. 11 f. sowie SF 13 (1932) 18/19, S. 303.
68 SF 13 (1932) l.S.4.
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