Full text: ‚‚Deutsch die Saar, immerdar!‛‛ (40)

5 „Unbeirrt und unbeeinflußt 
von parteipolitischen Strömungen“' 
So sehr die geistigen Strömungen der Zwanziger und Dreißiger in den unzähligen 
Vorträgen und Aufsätzen durchschimmerten, die im Laufe der eineinhalb Jahrzehnte 
über die Saarfrage gehalten und geschrieben wurden, so sehr die Gedanken der 
diversen jungkonservativen, völkischen, national-revolutionären und hündischen 
Kreise1 2 auch den „Saarfreunden“ vertraut waren, so wenig läßt sich bei ihnen auf der 
Grundlage der überlieferten Quellen eine - über ein prinzipielles Wohlwollen hinaus¬ 
reichende - Affinität zu Protagonisten in der „Konservativen Revolution“ erkennen. 
Vogel war viel zu sehr praktischer Propagandist, als daß er sich intensiver mit 
derartigen theoretischen Erwägungen auseinandergesetzt hätte. Für ihn fand die 
Kooperation mit anderen Organisationen, Zirkeln und Institutionen stets unter der 
Prämisse statt, daß sie sich für die Saarvereinsarbeit als nützlich erwies. Überwogen 
die in Kauf zu nehmenden Nachteile, so kündigte Vogel selbst Vereinigungen wie 
dem „Deutschen Schutzbund“ die Zusammenarbeit auf. 
Auf der schmalen Gratlinie zwischen Patriotismus, Nationalismus3, Revanchismus 
und Konservativismus4 erhob Vogel stets für den Bund der Saarvereine das Postulat 
der parteipolitischen, konfessionellen und gesellschaftlichen Objektivität des Bundes. 
Allerdings sind Zweifel an der demonstrierten Unvoreingenommenheit angebracht. 
Zum einen fand sie seitens der Ortsgruppen nicht die gebührende Beachtung, was 
sich darin äußerte, daß Vertreter der Berliner Geschäftsstelle bei Besuchen in der 
Provinz mehrfach auf die Einhaltung der Prinzipien pochen und sie in internen 
Ortsgruppen versammlungen thematisieren mußten5. Zum anderen sah sich der Verein 
von dritter Seite immer wieder mit den Vorwürfen fehlender Ausgewogenheit, 
nationalistischer Hetze und kaum verhohlener Rechtslastigkeit konfrontiert, worauf 
1 Zitiert aus dem Entwurf eines Rundschreibens der GS V an die Fraktionsvorsitzenden im Preußischen 
Landtag und Reichstag (27.05.32), in: LA Saarbrücken, Saar-Verein 6: „Unbeirrt und unbeeinflußt von 
parteipolitischen Strömungen haben wir die Unterstützung unserer vaterländischen Aufklärungsarbeit 
von allen Parteien genommen, nicht um irgendeiner Partei, sondern um dem Saargebiet zu dienen, 
erfüllt von der Überzeugung, daß in allen Parteien der Gedanke der Saarbefreiung lebt.“ Unterstrei¬ 
chung im Original. 
: Zu dieser Kategorisierung vgl. Möhler, S. 130-165. 
3 Zu den verschiedenen Spielarten des Nationalismus während der Weimarer Republik vgl. DANN: Nation 
und Nationalismus, S. 268-272; MOMMSEN: Nationalismus in der Weimarer Republik. Trotz zweifellos 
nicht nur latent vorhandener nationalistischer Neigungen der Saarvereinsmitglieder, die vereinzelt auch 
den pervertierten extremen Varianten des „nationalen Patriotismus“ (HOBSBAWM, S. 59) anhingen, 
lassen sich aus der Beschäftigung mit dem BdS keine neuen Impulse für die Nationalismusforschung 
gewinnen. Zur aktuellen Diskussion vgl. Langewiesche: Nation, Nationalismus, Nationalstaat. 
4 Vgl. hierzu: Breuer; Von dem Bussche; Schildt, S. 131-181. 
s Vgl. beispielsweise die Veranstaltungen am 28.11.25 in Herne (SF 6 (1925) 24, S. 415), am 15.11.26 
in Osnabrück (SF7 (1926) 23, S. 427 f.), in Gladbeck (SF9 (1928) 9, S. 145), am 03.02.28 in Darm¬ 
stadt (SF 9 (1928) 4, S. 61 f.) oder am 01.12.29 in Duisburg (SF 10 (1929) 24. S. 523 f.). 
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