Full text: ‚‚Deutsch die Saar, immerdar!‛‛

Schlagwort; meterlange Transparente 
schmückten die große Saarkundgebung im 
Berliner Sportpalast am 6. Januar 1935. 
Um seine Verbundenheit mit der Saar zum 
Ausdruck zu bringen, hätte der Bund der 
Saarvereine kein geeigneteres Identifika¬ 
tionssymbol als das Saarbrücker Winter¬ 
bergdenkmal finden können. Am vierten 
Jahrestag der Schlacht an der deutsch-fran¬ 
zösischen Grenze wurde es 1874 durch den 
preußischen Kriegsminister feierlich einge¬ 
weiht. Aus der Mitte einer fünf Meter hohen 
zehnseitigen Halle mit gotischen Spitzbögen 
ragte ein 20 Meter hoher, mit einem steiner¬ 
nen Helm besetzter Turm heraus. Die dem 
Schlachtfeld zugewandte Seite trug die Ta¬ 
fel mit der Inschrift „Deutschlands Helden 
1870-187 r* 238. 
Bereits im Kaiserreich war es das Wahrzei- 
, , .. i t-w- n • u** a Das Saarbrücker Winterbergdenkmal 
chen Saarbrückens: Die Besichtigung des 
Denkmals gehörte ebenso zum Pflichtprogramm auswärtiger Delegationen in der 
Saarmetropole wie zum sonntäglichen Spaziergang der Saarbrücker Bürger; Fotos 
und Skizzen zierten zahlreiche Postkarten und Werbeschriften der Stadt239. 
Weithin sichtbar über der Stadt gelegen, verkörperte es den von Erfolg gekrönten 
Widerstandswillen der Saarmetropole, der bereits im Kaiserreich auf die gesamte 
Grenzregion übertragen wurde. Es bedurfte daher keiner generellen Uminterpretation, 
sondern lediglich einer Erweiterung seines bisherigen Symbolgehalts, um das Monu¬ 
ment nach dem Ersten Weltkrieg zum Zeichen des erneuten Abwehrkampfes gegen 
den „Erbfeind“ im Westen zu machen: Nach allgemeinem Verständnis war der Sieg 
Stern-Rubarth, S. 11 f. 
238 Ein Reliefband in halber Höhe des Turmes verzeichnete die deutschen Truppenverbände, die im 
Sommer 1870 bei Saarbrücken gekämpft hatten: Vgl. Glerhard] P[AUL]: Das Winterbergdenkmal. 
Vgl. ebenso den Artikel,,Winterbergdenkmal (1874-1939)" von Krebs. 
239 Vgl. LlNSMAYER: Politische Kultur, S. 39 f. Anfang September 1939 wurde das Winterbergdenkmal 
durch die Deutsche Wehrmacht gesprengt, um der französischen Artillerie keinen Orientierungspunkt 
zu bieten. Das Winterbergdenkmal ist geradezu ein Paradebeispiel für die Erklärungsbedürftigkeit von 
Symbolen und deren Kontextgebundenheit: Inden fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts bemühten 
sich erste Initiativen um die originalgetreue Rekonstruktion des Denkmals, das als erneuertes Wahr¬ 
zeichen Saarbrückens nun allerdings an die beiden Saarabstimmungen erinnern sollte. Zum lOOjäh- 
rigen Jubiläum sammelte das „Kuratorium zum Wiederaufbau des Winterbergdenkmals Saarbrücken“ 
zu eben diesem Zwecke Spendengelder; auch noch 30 Jahre später finden sich entsprechende Aufrufe: 
Vgl. HEINZ: Winterbergdenkmal Saarbrücken; Flender: Öffentliche Erinnerungskultur, S. 153. 
269
	        
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