Erzählungen in saarländischer (rheinfränkischer) Mundart™; daß die Verse der meist
unbekannten Dichter keineswegs unpolitischer Art waren, zeigt ein Spottgedicht über
die 150.000 „Saarfranzosen“:
Erstmals am 15. Mai 1925 erschienen die „Saarheimatbilder“ als illustrierte Monats¬
beilage zum „Saar-Freund“68 70. In ihnen wurden vor allem die landschaftlichen Reize
des Saargebietes vorgestellt, aber ebenso bereits im „Saar-Freund“ angeschnittene
Themen vertieft. Die meist vier Seiten starken und auf besserem Papier gedruckten
Heimatbilder ermöglichten es, die Kosten für die eigentliche Zeitschrift relativ stabil
zu halten, da fortan auf den Abdruck von Fotos im „Saar-Freund“ verzichtet werden
konnte71.
Mindestens ebenso charakteristisch wie die Tendenz, vor allem negative Entwick¬
lungen aufzuzeigen72 *, war das Ausblenden bzw. die entstellende Wiedergabe wichti¬
ger Ereignisse im Saargebiet. So verzichtete der „Saar-Freund“ darauf, die von
mehreren Tausend Teilnehmern besuchten Veranstaltungen der politischen Linken
wie die alljährlichen Maifeiern oder Anti-Kriegskundgebungen77 zu thematisieren,
während Versammlungen der bürgerlichen Parteien und christlichen Gewerkschaften
selbst in kleinsten Ortschaften Beachtung fanden. Derartige Ausprägungen verwei¬
gerter Kommunikation mit der saarländischen Sozialdemokratie, deren Tätigkeit
68 Als typisches Element der regionalen Kultur sollte der Dialekt zur Stärkung des Heimatgefühls und der
Bindungen an die Saargegend beitragen: Vgl. SF 1 (1920) 1, S. 8 (Friedrich Schön: „Die Aussicht
vumm Winderbergdenggmal“); SF 1 (1920) 10, S. 79 (Friedrich Schön: „’s Saarbricker Herz“); SF 2
(1921) 1, S. LSF 2 (1921) 10, S. 135 f.; SF 2 (1921) 11, S. 149: SF 2 (1921) 13, S. 177; SF 2 (1921)
14, S. 193; SF 5 (1924) 6, S. 89; SF 8 (1927) 18. S. 350 f.; SF 11 (1930) 20, S. 367 f. Saarbrücker
Sprichwörter und Originale in: SF 5 (1924) 8, S. 118.
69 SF 2 (1921) 17, S. 247.
11 Die GSV bzw. der SF zog somit dem „Rheinischen Beobachter“ gleich, welcher zuvor die Beilage „Der
schöne Rhein“ eingeführt hatte. Die SHB sollten „ein kulturelles geschichtliches und völkisches
Spiegelbild“ des Saargebiets sein: Vortrag Vogels auf der Vertreterversammlung in Saarbrücken
(23.03.35), in: BA-R 8014/113. Eine Auflistung aller Themenhefte siehe im Anhang. Dok. 11.
71 Lediglich die Sondernummern der Bundestagungen wurden reichlich mit bekannten saarländischen
Motiven und Porträts illustriert, welche die GSV in aller Regel über Max Wentz bezog. Der Leiter des
Lichtbild- und Filmamtes der Stadt Saarbrücken verschaffte dem SF außerdem weitere Abonnenten und
koordinierte die Beiträge für die SHB: Vgl. BA-R 8014/1104-1107.
72 Diese pessimistische Grundhaltung ging einher mit einer kaum zu Differenzierungen neigenden
Schwarzweißmalerei, welche dem Triumvirat aus Reko, Völkerbund und französischem Staat pauschal
die Verantwortung an der gegenwärtigen Situation zuschrieb.
73 Allerdings sucht man auch vergebens nach Berichten über den ersten Gautag der NSDAP-Saar im
August 1932.
„[...] Do neilich mußt mer heere,
Daß hie aus unserm Land
Sich Hunnerdfuffzig Dausend
Zu Frankreich hin bekannt.
Mir sinn doch iwwerall hie
In Dorf un Stadt verkehrt,
Mir han vun dere Bittschrift
Doch nirjens nix geheert.
Ken Minsch wääß dovun ebbes,
Wo in Saarbrigge wohnt.
Die Hunnerdfuffzig Dausend,
Die Lääwe uff’m Mond.
Mir kinne uns beherrsche,
Das is doch jedem Klaar,
Mi sin un wille bleiwe
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Nur deitsch hie an der Saar.“
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