Full text: ‚‚Deutsch die Saar, immerdar!‛‛

Angesichts dessen, daß Paul Tirard kontinuierlich den „Rheinischen Beobachter“ des 
„Reichsverbands der Rheinländer“ bzvv. der RVP studierte4*16, überrascht es um so 
mehr, daß es mehrere Monate dauerte, bis das Bundesorgan der Saarvereine den 
französischen Vertretungen überhaupt auffiel* 487. Und obwohl sie über dessen Ver¬ 
breitungswege bestens informiert waren, wurde der „Saar-Freund“ auch in den 
folgenden Jahren sowohl von den französischen Mitgliedern der Regierungskommis¬ 
sion als auch den sonstigen Repräsentanten des Quai d'Orsay in Deutschland inhalt¬ 
lich kaum zur Kenntnis genommen488. Daß das Blatt den Franzosen aber durchaus ein 
Dorn im Auge war. zeigt nicht nur das Verbot im Saargebiet, sondern belegt auch der 
Bericht Morizes an seinen Außenminister, demzufolge der „Saar-Freund“ sich 
erlaube, haßerfüllte Verbalattacken gegenüber Frankreich und dem Völkerbund zu 
üben und die Mitglieder der Regierungskommission auf übelste zu verleumden486. 
Der Völkerbund, häufiges Opfer der Propagandaattacken, zeigte selbst keine Ambi¬ 
tionen, sich mit dem Bund der Saarvereine, dessen Verbandsorgan oder seinen 
sonstigen Publikationen auseinanderzusetzen. Weder die überlieferten Akten in Genf 
noch die Protokolle der Rats Versammlungen thematisierten die Saarorganisation, die 
ihrerseits verschiedentlich versuchte, die nach dem Weltkrieg ins Leben gerufene 
Völkergemeinschaft als Fürsprecherin zu gewinnen. Ende März 1921 gingen dem Rat 
mehrere Nummern des „Saar-Freund“ mit der Bitte zu, sich selbst ein Bild von den 
wahren Verhältnissen an der Saar zu machen und nicht den einseitig gefärbten 
Berichten der Regierungskommission Glauben zu schenken4611. Wenige Tage später 
reichte Vogel die Entschließung der Kasseler Bundestagung461 nach. Auf Vermittlung 
der „Schweizerischen Vereinigung für den Völkerbund“ folgte schon im Herbst des 
gleichen Jahres weiteres Propagandamaterial aus der Feder des Saarvereins462 492, und 
obwohl Vogel im besten Fall eine Bestätigung der zugesandten Schreiben und 
Druckschriften erhielt, übersandte er bis 1934 weiterhin ausgewählte Publikationen 
nach Genf493. Daß die Geschäftsstelle dort nicht massiver auf den Plan trat, mag 
5 (1924) 9, S. 126; Vgl. Jahres-Rückschau 1928, S. 7; SF 14 (1933) 15, S. 246. 
486 Vgl. MAE. Rive Gauche 195. 
487 Erst Mitte Mai 1920 teilte der französische Botschafter die bevorstehende (!) Gründung einer 
Halbmonatsschrift „L’Ami de la Sarre” mit: Vgl. Brief der französischen Botschaft Berlin an Außen¬ 
minister Millerand (16.05.20), in: MAE, Sarre 115. 
488 Lediglich dem ersten längeren Leitartikel widerfuhr eine gewisse Beachtung; der Mainzer General¬ 
konsul übersandte ihn in Übersetzung an Außenminister Briand (12.04.21), in: MAE, Allemagne 228; 
SF2 (1921)7,5.77 ff. 
489 Vgl. Brief Morizes an Außenminister Briand (04.06.28), in: MAE, Sarre 117. 
490 Vgl. Brief der GSV an den Völkerbundsrat (31.03.21), in: Arch. SDN 19-27, Sous-Section Saar 
Basin. R 92/ 11,966/ 2. 
491 Zur Würzburger Tagung 1926 erging sogar eine eigene Einladung an den Völkerbundsrat. Vgl. 
Einladungsschreiben der GSV (Juli 1927), in: Arch. SDN 19-27. Sous-Section Saar Basin, R 
118/60.762. 
492 Vgl. Brief der „Schweizerischen Vereinigung für den Völkerbund” an das Generalsekretariat des 
Völkerbundes (17.09.21) und Antwortschreiben des Direktors der Mandatssektion, Prof. Rappard 
(20.09.21), in: Arch. SDN 19-27, Sous-Section Saar Basin, R 105/15.915. 
493 Vgl. beispielsweise Briefe der GSV an das Generalsekretariat des Völkerbundes (07.03.28 und
	        
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