Full text: ‚‚Deutsch die Saar, immerdar!‛‛

saarländischer Kindergruppen im Reichsgebiet erfuhr, forderte die Geschäftsstelle 
Ortsgruppen des Bundes entlang der Reisestrecke auf, Privatquartiere und Preiser¬ 
mäßigungen bei Besichtigungen zu organisieren. Mit Hinweis auf die Abstimmungs¬ 
berechtigung der Jugendlichen im Jahr 1935 beantragte sie auch Zuschüsse bei 
preußischen und bayerischen Staatsministerien, verzichtete allerdings anders als sonst 
üblich auf die publizistische Begleitmusik in den saarländische Zeitungen, um die 
Genehmigung solcher Begegnungen durch die saarländische Schulabteilung nicht zu 
gefährden264. 
Mehrwöchige Erholungsaufenthalte führten Kinder bedürftiger saarländischer Eltern 
anfangs meist nach Pommern und Ostpreußen, so daß die Reisegruppen eine Zwi¬ 
schenstation in der Reichshauptstadt einlegen und dort einige Tage auf Kosten des 
Vereins verbringen konnten276. Als Anfang Oktober 1925 mehrere hundert Schul¬ 
kinder nach Saarbrücken zurückreisten, organisierte die Geschäftsstelle „Saar- 
Verein“ gemeinsam mit der Berliner Ortsgruppe einen imposanten Abschied am 
Anhalter Bahnhof269 271. Musikalisch umrahmt mit Militärmärschen der Wachtruppenka¬ 
pelle Berlin, richteten Vogel und Ommert das Wort an die Kinder und ermahnten sie, 
in Zukunft Deutschland die Treue zu halten. Außerdem sollten sie im Saargebiet für 
den Berliner Saarverein werben, der „stets zur Stelle sei, wenn es gelte, Landsleuten, 
Sängern, Turnern und Schulkindern während ihres Aufenthaltes in Berlin Aufmerk¬ 
samkeiten zu erweisen.“272 
Im Saargebiet fanden die Bemühungen des Bundes, der selbst keine eigene Jugend¬ 
organisation initiierte, nicht immer ungeteilte Zustimmung: Im Herbst 1924 provo¬ 
zierte der Empfang und die Bewirtung von etwa 100 saarländischen Kindern durch 
die preußischen Prinzen Oskar und August Wilhelm derartige Proteste272, daß die 
Geschäftsstelle schließlich bei Kinderreisen auf das militärische Schauspiel der 
Berliner Wache verzichtete. 
Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ ging die Zuständigkeit der 
Landverschickung zentral auf die NS-Vo!kswohlfahrt über274. Als Anfang September 
8014/1006-1010. 
269 Vgl. Briefe der GSV an das bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus sowie das 
PrMWissenschaft (09.04.23, in: BA-R 8014/670) und das PrMl (11.07.24), in: BA-R 8014/673; SF 
7 (1926) 14, S. 222. 
270 Vgl. SF4 (1923) 13, S. 180; Protokoll der Mitgliederversammlung vom 24.05.24 (10.06.24), in: BA- 
R 8014/24; Geschäftsbericht der GSV (24.10.24), in: BA-R 8014/7; Tätigkeitsbericht Vogels auf der 
Mitgliederversammlung der Berliner Ortsgruppe (24.03.25), in: LA Berlin, Rep. 042/26.420. 
271 Vgl. SF 6 (1925) 14, S. 341. 
272 SF 6 (1925) 19, S. 323 f. 
271 Vgl. SF 5 (1924) 14, S. 214; vgl. Brief der GSV an Frl. Brönner (13.09.24), in: BA-R 8014/451; Brief 
Ommerts an Helene von Vopelius (15.12.25), in: BA-R 1603/2523; vgl. SF 6 (1925) 23, S. 395. 
274 Allein für das Jahr 1933 sollten 50.000 Kinder, darunter 2.000 aus dem Saargebiet, in den Genuß 
körperlicher und geistiger Erholung gelangen: Vgl. Brief des RMPropaganda an die NS-Volks- 
wohlfahrt (08.09.33), in: PA AA, II a Saargebiet, R 75.446; SF 14 (1933) 15, S. 243. Zitiert nach SF 
14 (1933) 18, S. 354, Angesichts der bevorstehenden Abstimmung erfuhren diese Fahrten im Jahr 
1934 eine erhebliche Steigerung: Insgesamt sollten 40.000 Kinder arbeitsloser Saarländer ins Reich 
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