Full text: ‚‚Deutsch die Saar, immerdar!‛‛

im Saarbrücker Männergesangsverein von 1861 war, besaß stets ein offenes Ohr für 
derartige volkstümliche Weisen, da es nach seinem Dafürhalten kaum etwas gab, das 
besser geeignet schien, „die vaterländische Gesinnung des Saarvolks aufrecht zu 
erhalten, als das deutsche Lied.“25s Unzählige Kompositionen besangen den mystifi¬ 
zierten Fluß und glorifizierten die landschaftlichen Reize der Saargegend, die charak¬ 
terlichen Vorzüge ihrer Bewohner oder priesen die industriellen Produkte des Re¬ 
viers. Meist handelte es sich um biedere Werke von Freizeitdichtern, doch immerhin 
26 Stücke fanden Eingang in das 1927 erschienene „Saarlieder-Buch des Bundes der 
Saarvereine“2^9. 
Keines der Saarlieder vermochte aber einen solchen Bekanntheitsgrad zu erlangen, 
wie das im Herbst 1920 von Hanns Maria Lux (1900-1967) gedichtete „Deutsch ist 
die Saar, deutsch immerdar!“, von dem schon vor der Volksabstimmung behauptet 
wurde, daß es mehr für die „Befreiung“ der Saar gewirkt habe, als die zahlreichen 
Publikationen und Untersuchungen über die wirtschaftliche Notwendigkeit der 
Rückgliederung258 260. Mit seinen fünf Strophen, die nach der Melodie eines traditions¬ 
reichen Steigerliedes gesungen wurden, hielt es an der Saar einen raschen Siegeszug 
als Bekenntnis- und Trutzlied. 
* * * 
Eine kaum zu unterschätzende propagandistische Rolle spielten in der Völkerbunds¬ 
zeit die Reisen saarländischer Vereine ins Reich, die sich seit Anfang des Jahr¬ 
hunderts auch bei weniger wohlhabenden gesellschaftlichen Schichten einer stetig 
wachsenden Beliebtheit erfreuten. Bei einem Mobilitätsradius, der nur wenig größer 
als die alltägliche Strecke zur Arbeitsstelle war, boten die gemeinsamen Fahrten eine 
willkommene Gelegenheit, dem Alltag auf einfache und zugleich günstige Weise zu 
entfliehen. Dank der finanziellen Unterstützung durch reichsdeutsche Behörden 
setzte sich dieser Trend auch während der vorübergehenden Abtrennung des Saarre¬ 
viers fort261. Naturgemäß stand die Geschäftsstelle „Saar-Verein“ den Bitten der 
saarländischen Vereine wohlwollend gegenüber, erklärte sogar die Förderung der 
Vereinsreisen zu den primären Aufgaben der Ortsgruppen262 und wenn es galt, die 
eine. Zu ihrer politischen Funktion in der Zwischenkriegszeit vgl. MICHALIK: Chorgesangwesen; 
Ders.: Saarsängerbund und Arbeitersängerbund; KLENKE: Der Gesangverein, S. 404 ff. 
258 Brief der GSV an das PrMI (01.09.24), in: BA-R 8014/677. 
259 Das 35seitige Heft ohne Noten war als preisgünstigere Alternative zu dem mit Protektion der GSV 
erschienenen und von ihr vertriebenen „Sang von der Saar“ (hrsg. von Philipp STILZ) gedacht. 
Variationen verschiedener Saarlieder hat MICHALIK (Chorgesangwesen. S. 141-206) beschrieben, der 
dem Bund die Rolle eines Mäzens zuweist (S. 287). Siehe auch LA Saarbrücken, Saar-Verein 20-23 
und 29 f.; SF 1 {1920)20. S. 208; SF 1 (1920)21, S. 220; SF 2 (1921) 15, S. 215 f. 
260 So Oblasser, S. 331. Vgl. ferner Bungert/ Mallmann; „Glückauf der Steiger kommt“; Widmaier. 
Weiteres zum Saarlied, dessen Anfangstakte nach der Rückgliederung zum akustischen Erkennungs¬ 
zeichen des Reichssenders Saarbrücken wurden (vgl. MICHALIK; Chorgesangwesen, S. 167) siehe S. 
340, Anm. 89. 
261 Zum „Polit-Tourismus“ der Völkerbundszeit vgl. LlNSMAYER: Politische Kultur, S. 425-431 sowie 
den Schriftverkehr in: BA-R 8014/738 und 1016. 
262 Vgl. Punkt 15 der auf der Bundestagung in Hannover 1925 beschlossenen Leitsätze (Juli 1925), in: 
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