Full text: ‚‚Deutsch die Saar, immerdar!‛‛

politik des Reiches251 rechtfertigen die - im Vergleich zu den im Saargebiet selbst 
aufgebrachten - niedrigen Summen252 kaum den Vorwurf, die saarländischen Vereine 
hätten sich mit Reichsmitteln korrumpieren lassen253. 
Abgesehen von der Vielzahl weitergeleiteter Anträge gewährte die Geschäftsstelle 
„Saar-Verein“ in Einzelfällen auch aus ihren eigenen Mitteln Unterstützungen. 
Auffallend häufig stiftete sie zu Anfang der dreißiger Jahre verschiedene Wanderpo¬ 
kale und Plaketten2"4, was bei diesen Vereinen zu ihrem positiven Image beigetragen 
haben dürfte: Stets an einem Ehrenplatz präsentiert und mit dem entsprechenden 
Hinweis auf den Stifter versehen, visualisierten sie als kleine Denkmäler die Verbun¬ 
denheit der Geschäftsstelle mit der Saar. Umgekehrt lud sie saarländische Vereine zu 
den alljährlichen Saarkundgebungen im Reich ein und erhoffte sich eine zusätzlich 
mobilisierende Massenkulisse. Hohe Teilnehmerzahlen von der Saar waren zugleich 
die wirkungsvollste Bestätigung für die Behauptung, im Mandatsgebiet von allen 
Seiten Anerkennung zu erfahren. 
Zwei Arten von Vereinen lagen Vogel persönlich besonders am Herzen: Kriegerver¬ 
eine und Gesangsvereine. So ist es kein Wunder, daß Vogel als langjähriger zweiter 
Vorsitzender des Saarbrücker Kreiskriegerverbandes dafür Sorge trug, daß der „Saar- 
Freund“ regelmäßig über Aktivitäten, Zusammenkünfte und personelle Veränderun¬ 
gen bei den saarländischen Kriegervereinen berichtete255 256. Zwischen 1919 und 1925 
von der Regierungskommission verboten, erlebten die Vereine in der zweiten Hälfte 
der zwanziger Jahre einen erneuten Massenzulauf. Während sie im Kaiserreich 
willige Helfer der preußischen Staatsregierung zur Niederhaltung der Sozialdemokra¬ 
tie im Revier waren, bildeten sie in der Völkerbundszeit eine Bastion des Nationalis- 
mus . 
Von einer wirklichen Kooperation mit Gesangsvereinen kann nur in bezug auf den 
Saarsängerbund (SSB) gesprochen werden, da die Querelen mit der saarländischen 
Sozialdemokratie einer Zusammenarbeit mit dem etwa halb so großen Arbeitersän¬ 
gerbund im Wege standen257. Vogel, der bis zu seiner Ausweisung aktives Mitglied 
2,1 Vgl. Verbalnote der Reko (13.10.27) und Antwortschreiben des AA (04.05.28), in: BA-R 43-1/244. 
252 Jährlich gab das RMbesGeb 350.000 RM für die kulturelle Unterstützung saarländischer Vereine aus: 
Vgl. LlNSMAYER: Politische Kultur, S. 428. Zwischen 1924 und 1930 flössen aus Reichs- und 
Landesmitteln in den ehemals bayerischen Teil des Saargebiets insgesamt 46.000 RM für Turn-, 
Sport- und Jugendpflege sowie 4.500 RM für Musik- und Gesangspflege: Vgl. „Übersicht über die 
Leistungen für das Saargebiet für kulturelle Zwecke“ (November 1930), in: BayHStA, Minn 47.093. 
Siehe auch Heinrich JOLAS: Saar-Denkschrift, S. 133. in: LA Speyer, L 342. 
253 So aber BUNGERT/ LEHNERT, S. 53-63. 
254 Beispielsweise stellte die GSV anläßlich der Völklinger Westmarkkampfspiele im Juli 1930 einen 
Wanderpokal oder im darauffolgenden Jahre den Warndt-Wanderpreis für die Sportvereinigung 08 
Ludweiler: Vgl. BA-R 8014/728. 
255 Vgl. beispielsweise SF 1 (1920) 16. S. 153; SF 1 (1920) 17. S. 176; SF 1 (1920) 18, S. 188; SF 6 
(1925) 19, S. 321; SF 7 (1926)9. S. 148; SF 14(1933) 13, S. 211 f. Siehe fernerden Schriftwechsel 
in BA-R 8014/765. 1924 trat Vogel dem „Stahlhelm“ bei: Vgl. LA Saarbrücken, NL Vogel 4. 
256 Vgl. Linsmayer: Politische Kultur, S. 467 (Anm. 131). Vgl. auch Henning. S. 459 f. 
257 Ende der zwanziger Jahre umfaßte der SSB annähernd 300 inkorporierte saarländische Gesangsver- 
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