Vor allem in der Frühphase der letztendlich 16jährigen Separation bemühte sie sich,
dem Übergang deutschen Grundbesitzes und deutscher Immobilien in französische
Hände entgegenzutreten. So schlug Vogel die Bildung einer Kommission zur Rege¬
lung von Bergschäden vor, mit deren Hilfe der preußische Staat im Kontakt zum
saarländischen Grundbesitz bleiben konnte, plädierte für die Errichtung einer Treu¬
handbank im Saargebiet, die freiwerdendes Grundeigentum verwalten und in deut¬
sche Hände weitergeben sollte bzw. bat kurz vordem Inkrafttreten der Zollschranke,
saarländischen Bauvorhaben großzügige Hypotheken zu gewähren, um die Bauherren
aus der Abhängigkeit französischer Kapitalgeber zu befreien21 .
Das wirtschaftspolitische Engagement die Berliner Saarfreunde setzte an zwei
Punkten an: Zum einen galt es, die Anstrengungen der Franzosen zu sabotieren, die
Geschäfts- und Handelsbeziehungen durch Zollschranken oder den künstlich ge¬
schürten Währungsdualismus nach Westen umzulenken* 218. Ebenso bedurfte es auf
der anderen Seite regelmäßiger Appelle, Ermahnungen und Bitten an die Adresse der
reichsdeutschen Wirtschaft, sich von dem gesteigerten Verwaltungsaufwand nicht
abschrecken zu lassen und selbst finanzielle Einbußen durch den Handelsverkehr mit
der Saar in Kauf zu nehmen219. Schon früh intervenierte Vogel daher beim Syndikus
der Saarbrücker Handelskammer in Berlin mit dem Vorhaben, gemeinsam die Außen¬
handelsstellen zu veranlassen, die Belieferung des Saargebiets zu Inlandspreisen
vorzunehmen. Mit ähnlicher Intention sprach er bei verschiedenen reichsdeutschen
Behörden vor, um Zollformalitäten zu beschleunigen, Ausfuhrbewilligungen zu
erhalten und Importgenehmigungen zu erwirken22". Jahrelang zählte die Agitation
gegen die Verschiebung der Zollgrenze nach Osten und den damit verbundenen
Verlust des süddeutschen Absatzmarktes zu einem der Hauptinhalte der Saarvereins-
propaganda221. Bereits während der fünfjährigen Übergangszeit hatte sich abgezeich¬
net, daß die Aufnahmekapazität des französischen Marktes mit der lothringischen
Produktion erschöpft war und sich die dortige Schwerindustrie vehement gegen
weitere unerwünschte Konkurrenz aus dem Saargebiet zur Wehr setzen würde. Als
die Saar zum 10. Januar 1925 endgültig aus dem deutschen Zollverband ausschied,
21 Vgl. Brief der GSV an das PrMHandel (09.08.19), in: BA-R 8014/662; undatiertes Protokoll der
Sitzung vom 03.04.21, in: BA-R 8014/18; Briefe derGSV an verschiedene Ministerien (08.12.24),
in: BA-R 8014/674.
218 Vgl. Bringolf, S. 219-234; Fabry, S. 165-169. Zur Gegenpropaganda des Bundes allgemein siehe
Kap. 3.3.
219 Ebensowenig sollten die saarländischen Industriellen ihr Kapital ins Reich verlagern und die bisheri¬
gen Investitionen stoppen. Vgl. die Forderung nach einer „nationale|nJ Wirtschaftspolitik im
Saargebiet“, in: SF 5 (1924) 6, S. 85 f.
220 Vgl. Brief der GSV an die Saarbrücker Handelskammer (13,03.20), in: BA-R 8014/762; SF 1 (1920)
5/6, S. 33. Vgl. hierzu allgemein: BARTH: Währungs- und Zollpolitik, S. 71; SF I (1920) 13. S. 114:
Protokoll der Mitgliederversammlung vom 07.05.22 (18.05.22), in: BA-R 8014/21; Protokoll der
Sitzung des Aufsichts- und Beratungsausschusses vom 27.10.22 (27.10.22), in: BA-R 8014/7.
221 Vgl. SF 2 (1921) 6. S. 73; SF 2 (1921)8,5. 110 f.; SF 3 (1922) 21, S. 311; SF 5 (1924) 2, S. 20; SF
5(1924)6, S. 84 f.; SF 5 (1924) 12, S. 170; SF 5 (1924) 13, S. 190; SF 5 (1924) 15, S. 220 f.; SF 5
(1924) 16, S. 240 ff.; SF 5 (1924) 17, S. 253 f.; SF 6 (1925) 1, S. 1 f.; SF 6 (1925) l.S. 5 f.
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