andererseits eine effiziente Kooperation zwischen der Geschäftsstelle „Saar-Verein“
und der wiirttembergischen Saarvereinigung.
Anfangs beschränkten sich die informellen Verbindungen Theodor Vogels nach
seiner Ausweisung in erster Linie auf Kontakte zur preußischen Ministerialbürokratie
und Bergbehörden sowie auf seine zahlreichen Bekanntschaften im Umfeld des
bürgerlichen Vereins- und Parteiwesens der Saarmetropole. Dies hatte zur Konse¬
quenz, daß der saarpfälzische Teil des Saargebietes in der ersten Phase der Saarver¬
einstätigkeit eher stiefmütterlich behandelt wurde. Um aber den pfälzischen Separa¬
tismusströmungen keinen weiteren Auftrieb zu verleihen, mußte die Organisation
auch den kleineren, östlichen Teil des Saargebietes mit erfassen. Nach einer anfäng¬
lichen Arbeitsteilung mit der halboffiziellen Mannheimer Pfalzzentrale und ersten
Kooperationen mit pfälzischen Hilfsverbänden im Frühjahr 1920 initiierte die Ge¬
schäftsstelle „Saar-Verein“ ab Herbst 1920 die Gründung einer Ortsgruppe in der
bayerischen Landeshauptstadt212. Am 3. Juli 1921 konstituierte sich schließlich die
Münchener Vereinigung unter der Leitung des kriegsbeschädigten Dr. Karl Meyer213.
Schon die Anwesenheit des Staatskommissars Dr. Theodor von Winterstein zeigte
die enge Verknüpfung zwischen der Gruppe und den bayerischen Staatsbehörden.
Allerdings erfüllte sich die Hoffnung der Berliner Geschäftsstelle „Saar-Verein“
keineswegs, durch das Engagement eines exponierten Beamten auch an finanzielle
Zuwendungen der bayerischen Staatsregierung zu gelangen. Denn während von
Winterstein zwar der Ortsgruppe München 5.000 Mark zur Verfügung stellte214 215,
versagte das bayerische Innenministerium dem Bund der Saarvereine die erforderli¬
che Genehmigung zur Mitgliederwerbung und Sammlung von Geldern im rechtsrhei¬
nischen Bayern mit der Begründung, die Zersplitterung von Hilfsmitteln verhindern
zu wollen21". Da nach einer erneuten Bestätigung des Verbotes und einem ähnlich
212 Hiermit verletzte Vogel die Vereinbarung mit der Stuttgarter Vereinigung. Vgl. Schriftwechsel der
GSV mit Dr. Karl Meyer (Herbst 1920), in: BA-R 8014/509.
213 Vgl. SF 2 (1921) 14, S. 194 f. Der 1885 im saarländischen Neunkirchen geborene Meyer hatte im
Krieg das rechte Bein verloren; seit Juli 1917 war er als juristischer Hilfsarbeiter bei der Stadt
München angestellt: Vgl. Auskunft der Polizeidirektion München an das BayMA (20.09.21), in:
BayHStA, MA 108.206.
214 Vgl. die beiden Briefe der GSV an von Winterstein (06.07.21 und 07.07.21), in: BayHStA, MA
108.206 und 108.208; Anweisung von Wintersteins an die Rheinische Kreditbank Mannhein
(21.07.21), in: BayHStA. MA 108.206.
215 Vgl. Brief des BayMJnn an den BdS (05.09.21), in: BA-R 8014/509. Die Anregung hierzu war von
dem bayerischen Staatskommissar für die Saarpfalz Heinrich Jolas (1866-1949) ausgegangen, der
dem Ministerium Ende August 1921 die Gründung der Ortsgruppe mitgeteilt hatte, welche „die
Interessen des Saargebiets in Süddeutschland selbständig und unter Ablehnung der Methode des
Berliner Saarvereins wahrnehmen will. Dieser Münchener Verein, dessen Satzungen in der Aus¬
arbeitung begriffen sind, würde die wünschenswerte Ausdehnung über Süddeutschland nicht erlangen
können, wenn es dem Berliner Verein jetzt glücken würde, eine große Anzahl von Mitgliedern in
Süddeutschland zu erlangen. Der Berliner Verein weiß von der Gründung des Saarvereins München
und hat schon bei dessen Gründung eine unwillkommene Einflußnahme versucht. Er strebt augen¬
scheinlich an, nachdem ihm das mißglückt ist, seinen Einfluß in Süddeutschland gegen den Saarver¬
ein München zu verstärken. Der Saarverein München steht in dauernder Fühlung mit dem Herrn
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