Regionalforschung in den großen Zusammenhang der deutschen Nationalgeschichte
stellen. Stark dem nationalen Konservativismus verbunden, war Aubin davon
überzeugt, dass Politik und Wissenschaft sich gegenseitig nützen könnten. Sein
Schaffen der 1920-er und 1930-er Jahre stand im Zeichen der Heimatbewegung
und der Reichsreformdebatte, der er zahlreiche Denkschriften beisteuerte.1Im
Sinne der Weimarer Reichsverfassung suchte er die deutschen Länder nach
Stammes-, territorial- und wirtschaftshistorischen Gesichtspunkten neu zu glie¬
dern.126 Im Zuge seines politischen Engagements war Aubin für die preußischen
Provinzialverbände Rheinprovinz und Westfalen tätig.127
Neben wissenschaftlichen Aufgaben sah das IGL solche der deutschen Kultur¬
propaganda in den Rheinlanden vor. „Für die Stärkung deutscher Gesinnung wird
das Institut sehr, sehr viel tun können“, hieß es zu seiner Gründung.128 Aubin
führte das Beispiel der französischen landesgeschichtlichen Rheinland- und vor
jahrsblätter, 34 (1970), 9-42; Adelheid Schrutka-Rechtenstamm, „Die Volkskunde an der
Universität Bonn 1900 bis 1950: Ein Beitrag zur Institutionengeschichte im Rheinland“,
Rheinisches Jahrbuch für Volkskunde, 28 (1989/90), 69-87, hier 71-72; Franz Irsigler, „Zu den
gemeinsamen Wurzeln von ,histoire régionale comparative1 und vergleichender Landes¬
geschichte1 in Frankreich und Deutschland“, Marc Bloch aujourd'hui: Histoire comparée et
sciences sociales, réunis et prés, par Hartmut Atsma et André Burguière, Recherches d’histoire
et des études en sciences sociales / Studies in History and the Social Sciences, 41 (Paris:
EHESS, 1990), 73-85, hier 77-79; Hermann Aubin, „Aufgaben und Wege der geschichtlichen
Landeskunde“, Grundlagen und Perspektiven geschichtlicher Kulturraumforschung und
Kidturmorphologie: Aufsätze zur vergleichenden Landes- und Volksgeschichte aus viereinhalb
Jahrzehnten anläßlich der Vollendung des 80. Lebensjahres des Verfassers, Hg. Franz Petri in
Verb, mit Ludwig Petry (Bonn: Röhrscheid, 1965), 17-26 (Aufsatz v. 1925); Hermann Aubin,
„Gemeinsam Erstrebtes: Umrisse eines Rechenschaftsberichtes“, Rheinische Vierteljahrs¬
blätter, 17 (1952), 305-31; Paul Egon Hübinger, Das Historische Seminar der Rheinischen
Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn: Vorläufer - Gründung - Entwicklung: Ein Wegstück
deutscher Universitätsgeschichte, mit e. Beitrag v. Wilhelm Levison t, Bonner Historische
Forschungen, 20 (Bonn: Röhrscheid, 1963), 135-44; Schöttler, „L. Febvres Beitrag“, 229-30;
Linsmayer, Politische Kultur, 347-48; Heidi Gansohr-Meinel, „Fragen an das Volk": Der
Atlas der deutschen Volkskunde 1928-1945: Ein Beitrag zur Geschichte einer Institution,
Quellen und Forschungen zur europäischen Ethnologie, 13 (Würzburg: K&N, 1992), 56-61.
Luise Schorn-Schütte, „Aubin, Hermann Carl William (1885-1969)“, Historikerlexikon:
Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, Hg. Rüdiger vom Bruch, Rainer A. Müller (München:
Beck, 1991), 15-16, hier 15; Ditt, Raum und Volkstum, 97 Anm.; Eduard Mühle, „Hermann
Aubin, der ,Deutsche Osten1 und der Nationalsozialismus: Deutungen eines akademischen
Wirkens im Dritten Reich“, Nationalsozialismus in den Kulturwissenschaften, Bd. 1 : Fächer -
Milieus - Karrieren, Hg. Hartmut Lehmann, Otto Gerhard Oexle, Mitwirk. Michael
Matthîesen, Martial Staub, Veröffentlichungen des Max-Planck-lnstituts für Geschichte, 200
(Göttingen: V&R, 2004), 531-91.
1-6 Cf. Ulrich Reuling, „Zwischen politischem Engagement und wissenschaftlicher Heraus¬
forderung: Der Beitrag der Landesgeschichte zur Reichsreformdebatte der Weimarer Republik
im regionalen Vergleich“, Westfälische Forschungen, 46 (1996), 275-315, hier 294-98, 305-15;
BABL, R1501 /25133 [2], f. 229-45: Brackmann an RMdl v. 3.8.1934 u. Aubins Zusammen¬
fassung der Besprechung zur Reichsreform mit Brackmann (Berlin), Adolf Helbok (Innsbruck),
A. Hübner (Berlin), Edmund E. Stengel (Marburg) und Walther Vogel (Berlin) am 20.7.1934
in Berlin,
127 Ditt, Raum und Volkstum, 95-101; cf. Aubin, „Gemeinsam Erstrebtes“, 320; Ennen, „Aubin“, 12.
1-8 Schreiben Aloys Schuhes an die preußische Verwaltung v. 23.4.1920; zit. nach Nikolay-
Panter, „Geschichte“, 236; cf. id., „Zur geschichtlichen Landeskunde“, 12.
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